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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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befahl ich 39° in der kurzen Atempause zwischen zwei Einschlägen. Rasch schleuderte ich Rowe einen weiteren Feuerball entgegen, der aber sein Ziel verfehlte, einen anderen Naturi traf und ihn in tanzende orangefarbene Flammen hüllte. Für genaues Zielen hatte ich nicht genügend Zeit.
    Noch ein Blitz. Er schlug viel zu dicht bei mir ein. Ich sprang aus dem Weg, achtete aber nicht darauf, wo ich landen würde. Mein rechter Fuß landete auf einem großen Stück Geröll, und ich fiel hintenüber. Ich schrie auf, als der Schmerz mir durch Rückgrat und Rippen fuhr. Mir entglitt die Kontrolle über die Energie, die in meinem Körper pulsierte. Mit einem wütenden Brüllen wummerte eine Flammenwand rings um mich in die Höhe.
    Ich blickte auf dem Rücken liegend hoch und fand mich von einem Flammenring umgeben, der fast vier Meter hoch in den Himmel ragte. Die knisternden orangegelben Flammen umschlossen mich wie Öfen, trockneten mir Kleidung und Haar und saugten mir die Kälte aus den Knochen, die mir bis ins Mark gefahren war. Ich hatte über die Flammenwand gar nicht nachgedacht. Nach über sechshundert Jahren war sie mir zum Reflex geworden, so wie ich die Hand hob, um mich vor grellem Licht zu schützen.
    Mira! Der panische Schrei in meinem Kopf war die einzige Warnung. Danaus war hier. Er war mehr als nur eine Stimme in meinem Kopf, er war in mir, und seine Kraft fraß sich in mich hinein, bis ich zwischen ihm und mir nicht mehr unterscheiden konnte. Schmerz explodierte in meinem Körper. Ich glaubte, meine Knochen müssten unter dem Ansturm der Energie bersten, die er in mich hineinpumpte.
    Beinahe hätte ich ihn angeschrien, mich loszulassen, als mir klar wurde, dass die Energie, mit der er mich erfüllte, die Energie verdrängte, die aus der Erde in mich floss. Der Feuerkreis versank wieder in der Erde. Still lag ich da und schloss die Augen, während ich mich auf den Kampf konzentrierte, der in meinem Inneren, aber ohne meine Beteiligung tobte.
    „Mira!", rief Danaus. Er war immer noch in mir, aber er sprach jetzt. Er war nahe bei mir. „Es geht mir gut", murmelte ich, aber das war eine gewagte Behauptung. Mein Körper schmerzte auf hundert verschiedene Arten, sodass ich wünschte, ich hätte mich von Rowe mit einem Blitz treffen lassen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Nachtwandler so was überlebte. Aber es hätte mir natürlich ähnlich gesehen, wenn ausgerechnet ich das Pech gehabt hätte, zu überleben.
    Lass mich los, sagte ich über unsere innere Verbindung zu Danaus. Kein Grund, der ganzen Welt unser kleines Geheimnis zu verraten. Wir hatten schon genug Probleme. Nach und nach spürte ich, wie er seine Kraft aus meinem Körper abzog und mich kühler und leerer zurückließ. Ich bemerkte sofort, wie die Kraft, die aus der Erde in mich geströmt war, sich erneut an meine Haut drängte, ohne jedoch wieder in mich zurückkehren zu können.
    Nieselregen tröpfelte mir auf das Gesicht, und Donnergrollen rumpelte in der Ferne, sodass ich wieder ins Hier und Jetzt zurückgeholt wurde. Ich richtete mich schwankend auf und zuckte angesichts der Schmerzen in Kopf und Rücken zusammen. Noch vor wenigen Augenblicken hatte Rowe mich mit Blitzen eingedeckt.
    Doch jetzt war er fort. Alle Naturi waren fort. „Wohin?", flüsterte ich verwirrt und strich mir ein paar Haare aus dem Gesicht. „Sie sind weg", antwortete Penelope, die sich vorsichtig näherte. „Als die Feuerwand hochkam, sind sie abgehauen." Mir zuckte der Gedanke durch den Kopf, ob diese neue vorsichtige Herangehensweise wohl eine Folge der Zerstörung war, die Danaus und ich bei der Vernichtung so vieler Naturi in Stonehenge angerichtet hatten.
    „Sollen wir ihnen nach?", fragte Danaus. Der Jäger streckte mir eine Hand entgegen und wollte mir aufhelfen. Ich zögerte nur einen Augenblick und starrte stirnrunzelnd auf seine Hand. Wenn er mir früher seine Kräfte aufgezwungen hatte, musste er mich dafür anfassen. Aber genau wie Jabari hatte auch Danaus gelernt, es ohne Berührung fertigzubringen. Ich wollte gar nicht wissen, wie weit er dieses Mal von mir weg gewesen war. „Nein", sagte ich kopfschüttelnd, während er mir auf die Füße half. Ich hatte das Gefühl, dass wir ein neues Problem hatten. „Zuerst müssen wir herausfinden, was mit Hugo passiert ist."

22
    Penelope und ich stolperten über die Freifläche und bahnten uns einen Weg durch die bröckelnden Überreste der Ruinen, bis wir das äußerste östliche Ende des Palastes

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