Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
auf dem Stein und eine neue Stimme lenkten meine Aufmerksamkeit schlagartig von der eigenen Erschöpfung ab. Eine zweite Naturi kniete neben dem, den ich Sekunden zuvor erschossen hatte. Mit der rechten Hand half sie ihm, sich aufzusetzen, während sie mit der linken weiter ein Schwert umklammert hielt. Ich stand im gleichen Moment auf wie sie.
Zähneknirschend machte ich mich zum Angriff bereit, als ich Danaus und Penelope aus den Schatten rechts von mir auftauchen sah. Sie waren endlich gekommen, um auch mitzumischen. In diesem Moment begriff ich, dass die Naturi von Osten her angriffen. Sie hatten uns umkreist, um uns zu überraschen. Aber das bedeutete auch, dass sie sich entweder heimlich an Hugo vorbeigeschlichen oder den Nachtwandler in aller Stille getötet hatten, bevor sie den Palast erreicht hatten. Leider konnten wir nicht nach ihm sehen, bevor wir nicht mit den Naturi fertig geworden waren.
Ich drehte mich zu Ryan um und fand den Zauberer noch an der gleichen Stelle, wo ich ihn zurückgelassen hatte. Er hatte die Hände über den Kopf gereckt, dem Himmel entgegen, den er unter seine Kontrolle zwingen wollte. Die Lippen bewegten sich schnell, aber ich konnte nichts von dem hören, was er sagte. Der Wind war aufgefrischt und die Temperatur in der Umgebung um mehrere Grad gesenkt. Über uns ballten sich dunkle Wolken am eben noch klaren Himmel und löschten die Sterne aus. Ein schwerer Sturm zog auf.
Die Last wurde plötzlich von meinen Schultern gehoben, und die Erschöpfung zog sich zurück wie eine Welle, die ins Meer zurückfließt. Ryan hatte meine Energie fahren lassen und begonnen, die Erdenergie zu nutzen, die unter unseren Füßen strömte. Der Zauberer stöhnte und lenkte damit meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Angestrengte Falten gruben sich tief in sein Gesicht. Die langen Finger zitterten in der Luft. Ich wollte ihn fragen, ob er in Ordnung sei, war aber klug genug, ihn nicht abzulenken. Egal wie seine Antwort ausgefallen wäre, jetzt gab es kein Zurück mehr.
Das Rascheln von Stoff und ein Kitzeln meiner Nackenhaare waren die einzige Warnung. Ich fuhr auf dem linken Absatz herum und riss zugleich mit beiden Händen die Waffe hoch. Vier Kugeln ließ ich auf den Naturi los, bevor er endlich tot zu Boden stürzte. Mit zusammengebissenen Zähnen hastete ich zu ihm und hob das Kurzschwert auf, das er fallen gelassen hatte.
Ich beugte mich über den Naturi und nahm mir einen Augenblick Zeit, um ihm den Kopf abzuschlagen. Es gab keinen Grund, unnötige Risiken einzugehen. Ich war keine besonders gute Pistolenschützin. Seltsamerweise stammte dieser Naturi aus dem Erdclan. Meiner Erfahrung nach waren das keine Nahkämpfer. Das blieb den Angehörigen des Tierclans überlassen. Der Erdclan setzte lieber Magie ein und ließ Erde und Pflanzen das Kämpfen für sie übernehmen.
Diese Naturi benutzten überhaupt keine Magie. Fürchteten sie, die Erdmagie zu benutzen, die diesen Ort durchdrang? Ein Lächeln erschien um meine Mundwinkel, als ich mich zu Danaus und Penelope umdrehte, die in einen Kampf mit vier Naturi verwickelt waren. Meine Vermutung konnte sich als richtig erweisen.
Eiskalter Regen begann in schweren Tropfen vom Himmel zu fallen, die wie Kieselsteinchen auf meinem Kopf landeten und mein T-Shirt durchnässten. Ein Blitz zuckte über den Himmel und zischte von einem schwarzen Haufen zum anderen, bevor ihm ein lautes Donnergrollen folgte. Der Sturm nahm immer noch an Stärke zu. Der Wind kam in Böen und wehte mir das Haar ins Gesicht, sodass ich vorübergehend blind war. Ich wischte es gerade noch rechtzeitig beiseite, um mit anzusehen, wie ein weiterer Erd-Naturi mit erhobenem Schwert auf mich und Ryan zukam. Ich steckte die Pistole wieder ins Holster auf meinem Rücken und schlug die Kreatur mit dem Kurzschwert in meiner Rechten zurück. Das Wetter war meiner Zielgenauigkeit sicher nicht gerade zuträglich, und ich musste mir die letzten Kugeln für den Notfall aufheben.
Es war ein harter Kampf, die Naturi im stärker werdenden Sturm zurückzudrängen. Der Wind toste, während der Regen vom Himmel stürzte und uns die Sicht nahm. Blitze peitschten über den Himmel und erleuchteten die Umgebung wie Stroboskoplichter in einem verrauchten Nachtklub. Nachdem ich mich meines Gegners endlich entledigt hatte, indem ich ihm das Schwert ins Herz gerammt hatte, wandte ich mich wieder Ryan zu, während ich die linke Hand auf meinen linken Schenkel presste, um die Blutung zu stoppen. Der
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