Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
stand. Er hob den abgewetzten Seesack auf den Couchtisch, öffnete den Reißverschluss, ohne mich anzusehen, und begann nach dem passenden Ausrüstungsgegenstand zu suchen, der seinen Feind vernichten würde.
Ich öffnete den Mund, aber meine Stimme schaffte es nicht ganz an dem Kloß in meinem Hals vorbei. Ich leckte mir die Lippen und nahm einen neuen Anlauf, wobei ich meine Finger zwang, den Klammergriff um den Tisch zu lösen, weil sie bereits zu pochen begannen und ich das Holz nicht zerkrümeln wollte. „Es gibt da etwas, um das ich mich kümmern muss." Die Worte kamen flach und gefühllos, trotz des Aufruhrs in meiner Brust. Ich musste zurück nach San demente.
Mit einem Blick über die Schulter auf meinen dunklen Gefährten stellte ich fest, dass er den Blick keinen Moment von dem blitzenden Stahl und dem Leder hob, während er seine Spielzeugsammlung durchwühlte. „Wo sind Sadira und Tristan?" Ich ließ die Frage unbeantwortet und richtete mich wieder auf, als es mir endlich gelang, die Finger vom Tisch zu lösen. Stumm nahm ich die Kette und die Ohrringe ab, die ich bis dahin getragen hatte, und schob sie in meine vordere Tasche. Sie wären mir nur im Weg.
„Nur ein paar Blocks südlich von hier steht eine kleine Kirche. Da gehst du hin und bleibst dort bis zum Sonnenaufgang", befahl ich und blickte starr geradeaus statt zu ihm. „Ich komme mit dir." Ich wirbelte zu Danaus herum, jetzt ein paar Schritte von ihm entfernt. Seine schwarzen Brauen waren über der Nase zusammengezogen, und seine Kiefermuskulatur verhärtete sich, als er die Zähne zusammenbiss. Mit geschickten Fingern befestigte er die lederne Messerscheide am Gürtel, während er sich auf den bevorstehenden Kampf vorbereitete. Er hatte die Entscheidung getroffen, mir in jeden Kampf zu folgen, der mir bevorstehen mochte. Mein eigener harter Mund entspannte sich, und eine Leichtigkeit breitete sich in meiner Brust aus, die die Wut und Furcht verdrängte, die mich die letzten Nächte über belastet hatten. Er hatte keine Ahnung, was uns bevorstand der wie schlecht unsere Chancen standen, aber er war bereit mir zu folgen.
Leider konnte er diesmal nicht mitkommen. „Das wird nicht passieren", sagte ich mit einem leichten Kopfschütteln. „Wir beide wollen die Naturi ausschalten." Meine Stimme war kalt und unnachgiebig wie die russische Tundra geworden. Ich konnte nicht zulassen, dass er mich begleitete; um Tristans und um meinetwillen. „Das hier ist eine Nachtwandler-Angelegenheit. Du kommst nicht mit. Geh in eine Kirche. Ich will mir keine Sorgen machen müssen, dass jemand dich verfolgt, während ich weg bin."
Er ließ sich durch meinen Tonfall nicht beirren und packte mich grob am Arm, als ich ihn verlassen wollte. „Was soll das, Mira? Erst Nicolai und jetzt das. Wo sind Tristan und Sadira?"
Mein Blick begegnete seinen schmalen blauen Augen, und für einen Moment sehnte ich mich danach, in ihren kühlen blauen Tiefen zu versinken. Ich wollte all das vergessen und wieder mit ihm Katz und Maus in der Altstadt von Savannah spielen. Ich wusste, dass er freiwillig in den Thronsaal spazieren und mich bis zum letzten Atemzug verteidigen würde. Natürlich hatte sein Schutz für mich nichts mit mir persönlich zu tun, es ging um den Schutz der gesamten Menschheit. Ich war der Schlüssel -die Waffe, die die Naturi zurückschlagen würde. Einen halben Atemzug lang fragte ich mich, ob er mich deshalb sogar noch mehr hasste. Ein Geschöpf, das er für durch und durch böse hielt, war nun die Retterin der Menschheit. Ein Vampirjäger, der gezwungen war, seine natürliche Beute zu beschützen.
„Sadira hat Tristan zum Konvent gebracht", flüsterte ich. „Warum?" Seine tiefe Stimme hatte sich ebenfalls zu einem Flüstern gesenkt, so als ob wir Geheimnisse miteinander teilten. Aber das hatten wir heute Nacht schon getan und dabei das meiste, das wir gesagten hatten, aus vollem Hals herausgeschrien, damit Gott und die Welt es hören konnten. „Zur Strafe", murmelte ich und zwang mich, das Wort auszusprechen, obwohl es mir die Kehle zuschnürte. „Ich habe ihr Tristan weggenommen, also muss sie sich an mir rächen." Mein Blick schweifte ab und schoss durch das Zimmer, bis ich aus den Fenstern starrte, die auf den Markusplatz hinausgingen. Das warme, gelbe Licht leuchtete auf dem Platz und lockte ausgelassene Nachtschwärmer an.
„Werden sie ihn töten?" „Ja, aber nicht, bevor ich da bin." Meine Stimme wurde härter, und meine Hände
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