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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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letzte Welle von Schmerz und Schrecken mich durchtoste. Ich hatte Tristan gefunden.
    Ein Knoten der Furcht wand sich in meiner Brust, schmolz aber in der Hitze der Wut, die in meinen Adern kochte. Sadira hatte den Schleier zurückgezogen, der Tristan vor meinem Gespür verbarg. Sie hatten ihn gefoltert, während sie auf mein Eintreffen wartete. Ich konnte den Schmerz spüren, der seine schmale Gestalt durchlief, und die lähmende Erschöpfung seines Körpers, der sich bei dem Versuch verausgabte, die Masse an Wunden zu heilen, die man ihm zugefügt hatte.
    Ich sprang aus dem Boot und ging entschlossen auf den Thronsaal zu. Es gab keinen Grund zur Eile. Die Vampirversammlung hatte ihr Unterhaltungsprogramm beendet, um auf mich zu warten.
    Das gleiche Menschenpaar wie schon früher am Abend stieß die schweren Eingangstüren auf, und ihre Muskeln traten bei der Anstrengung hervor, die es kostete, die massive Mischung aus Holz und Eisen in Bewegung zu setzen. Ein nervöser Blick flackerte in ihren dunklen Augen, die nur kurz zu mir herüberzuckten, bevor sie wieder starr zu Boden gerichtet wurden. Sie wussten, dass dort drinnen etwas vor sich ging, etwas Schreckliches. Sie hatten Tristans Schreie noch durch die massiven Türen gehört und waren einfach nur dankbar, dass nicht sie im Mittelpunkt dieser düsteren Aktivitäten standen. Allerdings würde es noch Stunden dauern, bevor die Nacht endlich verblasste; mehr als genug Zeit also, um sie doch noch einspringen zu lassen.
    Die Kronleuchter, die über uns herabhingen, hatte man gelöscht, und der lange Flur wurde nur spärlich durch verstreute eiserne Kerzenhalter erhellt, in denen dicke gelbe Kerzen steckten. Selbst im glorreichen Zeitalter der Elektrizität wurde mit manchen Traditionen einfach nicht gebrochen, vor allem nicht im Thronsaal. Die kleinen Flammen tanzten auf ihren gefährlichen Sitzplätzen und warfen lange Schatten, die in entlegenen Ecken zusammenkamen, um ihre ganz eigenen geheimen Pläne zu schmieden.
    Die Türen zum Audienzsaal schwangen, von innen aufgestoßen, lautlos vor mir zur Seite. Ich konnte nicht sehen, wer sie geöffnet hatte, aber das spielte auch keine Rolle. Mein Blick hing an Tristan, der in der Mitte des Raumes kniete. Nackt und blutend trug er eine große Eisenschelle um den Hals, aus der eine schwere Kette durch einen dicken Eisenring im Boden lief. Arme und Beine waren nicht angekettet, sodass er sich wehren konnte, aber die Kette an seinem Hals war so kurz, dass er sich nicht ganz aufzurichten vermochte.
    Tristan hob den Kopf, als er das Echo meiner schweren Schritte auf dem Marmorfußboden hörte, sein Körper zuckte bei dem Geräusch zusammen, als ob der Schall seinen Schmerz noch vergrößerte. Sein schönes Gesicht war blutverschmiert und die Nase gebrochen. Ich konnte die Bissspuren an seinem Hals und an der Innenseite des einen Arms erkennen. Sie hatten sorgfältig darauf geachtet, ihn auszusaugen, bevor sie ihn verprügelten, damit sein Körper die Wunden nicht heilen konnte.
    Aber es waren seine Augen, die mir ein wütendes Zischen entlockten. Dieses schmerzerfüllte Blau würde mich für den Rest meines Daseins verfolgen. Er bettelte nicht um Rettung, sondern darum, dass ich ihn endlich von seinem Schmerz erlösen möge. Der körperliche Schmerz war dabei gar nichts im Vergleich zu dem, was sie wahrscheinlich seinem Geist angetan hatten. Ich hatte den Verdacht, dass Macaire seinen Spaß mit ihm gehabt hatte, bevor er den jungen Nachtwandler dem Rest des Hofes überlassen hatte.
    Eine Bewegung lenkte meinen Blick von Tristan ab, und ich erblickte Sadira. Sie saß auf den Stufen vor dem Thron, auf dem Macaire früher am Abend gesessen hatte. Ihr Gesicht war ausdruckslos und unbewegt, wie aus weißem Marmor gemeißelt. Zähneknirschend löste ich den Blick von ihrer schlanken Gestalt und schaute mich im Saal um. Fast ein Dutzend anderer Nachtwandler hatte sich hier versammelt. Hölzerne Stühle mit hohen Lehnen und einige Chaiselongues säumten die Wände, um für etwas mehr Bequemlichkeit zu sorgen, während sie das Spektakel verfolgten.
     
    Tristan war der Einheizer gewesen, und ich war die Hauptattraktion. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder Tristan zu und schluckte meine Wut hinunter, bis sie einen harten Knoten in meiner Magengrube bildete, als ich vor ihm stand. Ich würde mit ihnen fertig werden. Ich würde sie lehren, mich zu fürchten. Die Tage, in denen ich vor dem Hofstaat um mein Leben betteln musste, lagen

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