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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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den größten Teil ihres Aussehens von ihrem Vater geerbt, und dafür war ich dankbar. Ich wollte nicht, dass meine Tochter verflucht war, so wie ich, sondern vollkommen normal, wie ihr Vater. „Mama", sagte sie erneut und reckte die Arme, während ihre Augen mich anflehten, sie hochzuheben und fest zu drücken. Meine Arme sehnten sich danach, sie zu halten und so endlich die Leere zu füllen, die mich seit Jahrhunderten heimsuchte. Ich wollte ihre Wärme an meinem Körper spüren und ihren Geruch einatmen, damit ich ihn für immer in den Lungen behalten könnte.
    Ich wollte ein letztes Mal meine Tochter in den Armen halten.
    Schmerzerfüllt trat ich einen Schritt zurück und versuchte, eine Mittelposition zwischen Sadiras Bild und dem von Calla zu finden. Ich wollte meine Tochter an mich reißen, sie fest in die Arme schließen und von diesem Ort fliehen. Ich wollte fort von Sadira, dem Konvent und allen Nachtwandlern. Ich wollte zurück in das Leben im Sonnenschein fliehen, das ich vor Jahrhunderten hätte führen können. Aber diese Chance war für immer vertan. Das zerfraß mich innerlich und ließ mich erbeben. Meine Knie wurden weich, und meine Beine drohten nachzugeben.
    Ich weigerte mich, mich Sadira zu beugen. Sie würde mich nicht noch einmal bekommen. „Ich werde nicht mit dir kommen", knurrte ich, straffte die Muskeln in meinen Beinen und biss die Zähne zusammen. „Calla ist tot. Das Leben, das ich einmal hatte, hast du zerstört. Du und Jabari. Ich komme nicht zu dir zurück." „Du wirst es tun, oder ich bringe Tristan auf der Stelle um", sagte sie ruhig und wechselte die Taktik, nachdem die Bilder von Calla mich nicht erweichen konnten.
    „Lächerlich. Das tust du nicht." Sadira lachte hell, was mich schwach an Vogelgesang erinnerte. „Natürlich werde ich es tun. Du bist viel wertvoller für mich, als er es jemals sein könnte." „Mira?" Die leise, brüchige Stimme erreichte mich aus der Welt jenseits des Albtraums, in dem ich gefangen war. Es war Tristan. Ich hatte ihn vollkommen vergessen. In Wahrheit standen wir noch im Thronsaal, und im Moment war Tristan am Leben und gehörte immer noch mir.
    Plötzlich kam mir die Idee, meinen Geist ganz und gar zu öffnen, anstatt ihn völlig zu verschließen, um Sadira auszusperren. Das Bild meines Zuhauses in Griechenland löste sich auf. Calla verblasste zu einer geisterhaften Erinnerung. Ich kniete mich neben Tristan auf den Boden, der dort immer noch angekettet war. Ich griff nach seiner Hand und drückte sie sanft, während ich langsam unsere geistige Verbindung verringerte. Sein Schmerz laugte mich aus, und ich musste für den Kampf mit Sadira in Form bleiben.
    Die Raserei meines früheren Kampfes pulsierte wieder durch meine Adern, und neue Wut erfüllte meine zitternde Gestalt. Ich hatte meine Vergangenheit beiseitegeschoben und sie in einem entfernten Winkel meines Verstandes verstauben lassen, aber Sadira hatte sie mir noch einmal aufgetischt, um mich unter Kontrolle zu bringen. Sie hatte das Andenken meiner Tochter entehrt und die wenigen kostbaren Augenblicke besudelt, in denen ich mich menschlich und ganz und gar glücklich gefühlt hatte. Ich brauchte nicht einmal das Monster, um meine Lust auf Gewalt zu beflügeln.
    Das hatte Sadira schon ganz allein getan. „Ich bin jetzt frei", sagte ich und stand auf. „Und Tristan gehört mir." Du kannst ihn nicht haben, fauchte sie in meinem Kopf. Ich spürte, wie sie einen weiteren Schleier über meinen Verstand legte, also öffnete ich meine Gedanken erneut für Tristan. Dass mein Verstand so zwischen zwei Realitäten gefangen war, brachte mich völlig aus dem Konzept. Ich hatte keine Ahnung, wo Sadira war.
    Verzweifelt entfachte ich einen Feuerring um Tristan und mich. Sadiras Schreie gellten durch den Saal. Sie hatte sich herangeschlichen und war dabei im Feuer gefangen worden. Sobald sie aus meinem Kopf verschwunden war, löschte ich die Flammen, aber sie war bereits kohlschwarz verbrannt.
    Mit etwas Anstrengung brach ich das Schloss an der Manschette um Tristans Hals auf und ließ sie mit einem lauten Scheppern zu Boden fallen. Tristan stützte sich schwer auf mich, als wir davongingen, seine Finger gruben sich in meinen Unterarm, während er darum kämpfte, auf den Beinen zu bleiben.
    Der Gestank von verbranntem Fleisch erfüllte den Raum und verdrängte sogar den Geruch der Lagune und der prächtigen Gärten, der durch die geöffneten Eingangstüren hereinströmte. Tristan wand sich in

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