Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
habe", befahl ich mit einem leisen, kratzigen Flüstern. „Sag ihnen, dass ich jeden, der anfasst, was mir gehört, zur Strecke bringe und meine Domäne mit seinem Herz schmücke. Erinnere sie daran, wer ich bin." Immer noch lächelnd schubste ich sie von mir weg, in Richtung der hinteren Tür auf der linken Seite des Saals.
Sie stieß einen verängstigten Schrei aus, als sie die Arme hochriss, um das Gesicht zu schützen, weil sie fest davon ausging, dass das Feuer sie nun verschlingen würde. Aber als sie den Feuerring erreichte, löschte ich ihn, sodass sie unbeschadet durchkam. Sie stolperte und fiel auf ihren Hintern. Sie erkannte schnell, dass sie noch mal davongekommen war, ohne auch nur angesengt zu werden, rappelte sich auf und verschwand durch die seitliche Tür.
Langsam ließ ich den Blick durch den Raum schweifen, während sich meine Augen an das schwächere Licht gewöhnten. Mein Hirn registrierte die verdrehten Leichen und die wachsenden Blutlachen, die sich im Raum wie kleine schwarze Seen ausbreiteten. Es dauerte fast eine Minute, bis mein Blick auf das Podium am anderen Ende des Saals fiel. Sadira saß immer noch auf den Stufen vor Macaires Thron und hatte sich, seit ich den Saal betreten hatte, keinen Zentimeter von der Stelle gerührt.
Mein Gesicht zeigte keinerlei Gefühl, und mein Kopf war vollkommen leer. Ich bemerkte nicht einmal, dass ich auf sie zuging, bis ich Tristan schreien hörte. „Nein, Herrin", rief er und verdrehte sich schmerzhaft mit der Kette, die immer noch an seinem Hals hing, um mich sehen zu können. Die Blutungen hatten größtenteils aufgehört, aber er war schwach. „Sie ist doch unsere Mutter." „Meine Mutter ist schon vor Jahrhunderten gestorben. Die hier bedeutet mir gar nichts!", brüllte ich. Wut wallte plötzlich in meiner Brust auf und schoss mir durch die Adern wie Lava, die nach einer Öffnung sucht. Ich ging zu ihr und stand ihr wieder einmal gegenüber, als sie vom Blut anderer besudelt war.
„Du kannst mir nichts tun", verkündete Sadira selbstsicher. „Ich bin ein Mitglied der Triade." Ich leckte mir die Lippen, während ein grimmiges Lächeln über meine Züge huschte, und kam noch näher. „Wenn ich eines während der vergangenen Nächte gelernt habe, dann dass du ersetzbar bist. Ich werde jemand anders finden."
Es war die Triade gewesen, die das Siegel erschaffen hatte, das die Naturi eingekerkert hielt. Und jetzt, da die Naturi zu entkommen drohten, mussten wir eine neue Triade gründen; immerhin war Tabor schon vor fast fünfzig Jahren vernichtet worden. Obwohl niemand mit der Wahl zufrieden zu sein schien, war Danaus anscheinend an Tabors Stelle getreten. Schöpferin hin oder her, ich war mir absolut sicher, dass ich auch für Sadira Ersatz finden konnte, falls es nötig war.
„Dafür reicht die Zeit nicht." Ihre Stimme war immer noch selbstsicher, aber sie stand nun auf. „Neumond und Erntefest sind in nur vier Nächten, das werden sie ausnutzen, um das Siegel zu brechen. Du kannst mich nicht vernichten, wenn du die Naturi aufhalten willst."
„Bitte, Herrin", bettelte Tristan. „Es ist alles meine Schuld. Ich hätte das Hotelzimmer nicht verlassen sollen. Bestraft mich!" Ich zögerte und biss vor Enttäuschung die Zähne zusammen. Sie hatte recht, es blieb nicht mehr genügend Zeit, um Ersatz zu finden. Und bei meinem Glück würde sich das Ganze sicher als Fiasko von der Größenordnung eines Thorne herausstellen. Ich konnte das Risiko nicht eingehen, sosehr ich sie auch hasste.
„Warum?" Dieses eine Wort entrang sich - erstickt und brüchig meiner Kehle. „Er ist schwach. Er muss begreifen, was es heißt, ein Nachtwandler zu sein." Sie straffte bei diesen Worten die Schultern, vollkommen überzeugt von den guten Gründen, eines ihrer geliebten Kinder zu foltern. „Ist es das, was es heißt, ein Nachtwandler zu sein?", fragte ich und streckte ihr die blutigen Hände entgegen. „Ja", zischte sie und verlor die Haltung. Ihre dürren, knochigen Hände ballten sich vor dem Bauch zu Fäusten. Ein kränklicher Glanz erschien in ihren weit aufgerissenen braunen Augen. „Es geht um Macht und darum, dass man sich nicht vor Schwächeren beugt. Ich liebe Tristan, dennoch musste er diese Lektion lernen."
Ich schnaubte, während Blut von meinen zitternden Fingern auf den Marmorboden tropfte. „Wenn du glaubst, dass es heute Nacht darum ging, dann bist du eine Närrin. Er war nur die Vorspeise, und du hast es zugelassen. Er hat darauf
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