Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
vertraut, dass du ihn beschützt, und du hast ihn verraten. Heute Nacht ging es um Bache. Es ging darum, dass du dich an mir rächen wolltest, weil du zu feige warst, dem Hof die Stirn zu bieten."
„Sie hätten mich getötet", entgegnete sie mit unsicherer Stimme. „Noch nicht. Wie du selbst gesagt hast, bist du ein Teil der Triade. Sie hätten mir dir gespielt, aber das hättest du überlebt. Unglücklicherweise war dir Tristan diese Anstrengung nicht wert. Es war bequemer, ihn einfach auszuliefern."
Ich fuhr abrupt auf dem Absatz herum und marschierte zu Tristan hinüber, der das kleine Tete-ä-Tete zwischen Mutter und Tochter stumm verfolgt hatte. Ich wollte, dass sie mir in den Rücken fiel. Ich sehnte mich nach irgendeinem weiteren Anlass, auf sie loszugehen, nur damit die schwache Stimme meines mitgenommenen Gewissens sich auf Selbstverteidigung berufen könnte, wenn ich ihr den Kopf abriss. Aber Sadira bewegte sich keinen Zentimeter.
„Komm nicht in die Suite zurück", rief ich ihr zu, ohne mich umzudrehen. „Wenn ich dich nach Rowes Tod jemals wiedersehe, werde ich dich töten. Und glaub mir, ich freue mich jetzt schon auf diesen Tag." „Du bist mich noch nicht los, Mira", rief Sadira, und ihre melodische, singende Stimme kroch mir unter die Haut.
Du gehörst zu mir, Tristan gehört zu mir, ich bin eure Schöpferin. Sie hallte auf beinahe hypnotische Art durch meinen Kopf. Ich konnte in meinem Geist keine Schutzwälle gegen ihr Eindringen errichten. Sie war meine Schöpferin; sie würde Zugang zu mir haben, solange sie am Leben blieb.
Ich fuhr herum und wollte sie anfauchen, aber als ich mich umdrehte, verschwand der Thronsaal um mich herum. Die massiven Steinmauern und der schwarze Marmorboden machten abgenutztem Holzboden und unebenen Steinwänden Platz. Sadira hatte den gleichen Trick schon einmal angewendet, als ich schwer verwundet gewesen war. Sie hatte mich im Geist zurück in das Verlies gebracht, in dem ich wiedergeboren worden war. Aber dieses Mal war ich nicht im Verlies, ich befand mich in dem kleinen Bauernhaus, das ich damals in Griechenland für kurze Zeit bewohnt hatte, bevor Sadira mich entführte.
Mir entfuhr ein leises Wimmern, als ich mich in dem windschiefen Haus umsah, das mir für ausgesprochen kurze Zeit so große Freude bereitet hatte. Einige wenige Jahre konnte ich ein Zuhause mein Eigen nennen, wurde von meinem Ehemann geliebt und von meiner süßen Tochter Calla angehimmelt. „Hör auf damit, Sadira", sagte ich so bestimmt, wie ich nur konnte. Ich gab mir verzweifelt Mühe, mich an die Wut und die Gewalt zu klammern, die mich durch den Kampf vorhin getragen hatten. „Hier hat alles angefangen, meine Tochter", antwortete sie geduldig. Sie stand vor mir in der offenen Tür, obwohl ich mir nicht sicher war, ob sie es tatsächlich war oder nur ein Teil dieser Illusion.
Hinter ihr erstreckte sich finstere Nacht in alle Himmelsrichtungen. „Dieser Ort war nichts als ein Traum. Du hast dich hier verkrochen, und ich habe dich befreit." „Du hast mich entführt", schrie ich. „Ich hatte keine Wahl!" Ich machte einen Schritt nach vorne und hätte schwören können, dass ich wie damals den Boden unter meinen Füßen knarren hörte. „Mama", wimmerte eine leise, schläfrige Stimme. „Nein", keuchte ich und machte einen weiteren Schritt auf Sadira zu, wobei ich die Arme fest gegen meinen Bauch presste. Ich bewegte mich weg vom leisen Trippeln kleiner Schritte aus dem Nebenzimmer. „Tu das nicht, Sadira. Sie ist nicht real. Sie ist tot. Sie ist seit Hunderten von Jahren tot."
„Das weiß ich, Mira, aber du willst sie einfach nicht gehen lassen", sagte Sadira mild. Ihre Stimme war sanft, ein Streicheln, ein leichter Hauch auf meiner Wange. „Dies ist deine Gelegenheit, ihr Lebewohl zu sagen, dann kannst du mit mir und Tristan neu anfangen. Wir werden deine Familie sein. Diese schreckliche Last wird dich nicht länger drücken."
Ich versuchte, die Augen zu schließen, aber all das geschah nur in meinem Kopf. Ich konnte den Bildern, die sie mir vorgaukelte, nicht entkommen. „Das ist nicht real. Das ist nicht real. Das ist .. " Aber die Worte blieben mir im Halse stecken, als ein etwa dreijähriges Mädchen den Raum betrat. Sie trug ein langes weißes Hemd, das unmittelbar über den kleinen nackten Füßen endete. Eine Fülle von schwarzem Haar fiel ihr vom Schlaf verwirrt den Rücken hinab. Sie blickte mit den braunen Augen ihres Vaters zu mir auf.
Aber sie hatte ohnehin
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