Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
meinem Griff, als er versuchte, einen Blick zurück auf das Wesen zu werfen, das uns beide hervorgebracht hatte, aber ich trieb ihn zum Weitergehen an.
Sadira starb nicht in jener Nacht, aber jeder Nachtwandler in Venedig konnte ihren Schmerz spüren.
Bei Sonnenaufgang würde sie sich in ihrem tiefen Schlaf mit diesem Schmerz zudecken und, wenn sie morgen erwachte, noch immer darin ertrinken. Selbst wenn sie sich bis zum Platzen mit Blut vollsaugte, würde es dennoch mehrere Nächte brauchen, sich von diesen Verbrennungen zu erholen. Bis wir Rowe besiegt hatten, musste ich sie einfach nur am Leben erhalten. Niemand hatte ein Wort darüber verloren, in welchem Zustand sie dabei sein musste.
Tristan und ich hielten uns an der Vordertür lang genug auf, damit er sich an den beiden Wächtern stärken konnte. Ich hatte gewusst, dass sie früher oder später noch nützlich sein würden. Wir borgten uns von einem der Bewusstlosen ein Paar Hosen und gingen langsam zum Boot zurück. Mein Rücken schmerzte, und wo mich der Stuhl getroffen hatte, hämmerte mein Kopf. Da mein Blick immer noch von Zeit zu Zeit verschwamm, ging ich davon aus, dass die Nachtwandlerin mir mit dem Stuhl den Schädel gebrochen hatte. Ich musste mich ein paar Tage lang stärken und schlafen, aber ich bezweifelte, dass mir dieser Luxus vergönnt sein würde.
Tristan bewegte sich jetzt leichter, während sein Körper mit der frischen Blutzufuhr die Wunden heilte, aber wir kamen nur langsam voran. "Wir waren noch mehrere Meter von den Docks entfernt, als ich Nicolai den Weg entlang auf uns zukommen sah. Ich hielt Tristan fest, sodass er stehen blieb, und mein ganzer Körper verkrampfte sich. Wenn der Werwolf jetzt angriff, würde ich ihn töten, das wusste ich. Mein Körper vibrierte vor aufgestauter Energie aus dem Kampf. Auch ohne es zu beabsichtigen, würde ich ihn dennoch töten.
„Geh weg, Nicolai", rief ich ihm entgegen. Jetzt war nicht der richtige Augenblick, unseren Kampf fortzuführen. Jabari hatte ihm befohlen, mich zu töten, und ich musste annehmen, dass Nicolai diesem Befehl folgen würde, bis er ihn ausgeführt hatte oder tot war. Der goldene Gestaltwechsler hatte mehr als zwanzig Meter von mir entfernt auf halber Strecke angehalten und beobachtete mich. „Dreh dich um, steig wieder in dein Boot und fahr weg." „Warum hast du mich nicht getötet?" Die Frage kam leise und erreichte mich auf dem Rücken der Brise, die über die Insel strich.
„Nicht mit dir muss ich kämpfen", sagte ich. Neben mir verstärkte Tristan seinen Griff um meinen Arm. Er bat nicht so sehr um Unterstützung, sondern stellte mir eine Frage und suchte Bestätigung. Ich schob meine rechte Hand über seine und drückte sie sanft. Er hatte heute Nacht schon genug durchgemacht.
Nicolai bemerkte die Bewegung und runzelte angesichts unserer Hände die Stirn. „Er ist der Grund, aus dem ich geschickt wurde, um dich zu töten", sagte er und konnte die Worte kaum zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervorbringen. „Ein Ablenkungsmanöver?" „Wahrscheinlich."
Nicolai riss seinen Blick von uns los, als ein Strom russischer Flüche aus seiner Brust polterte wie ein Güterzug durch die Wüste. Seine Fäuste ballten sich zitternd neben dem Körper. Er war benutzt worden, damit jemand anders gefoltert werden konnte, und jetzt wusste er es. „Nico, bitte", setzte ich erneut an, in der Hoffnung, dass ein Kosename ihn dazu bewegen würde, meiner Bitte nachzugeben. „Geh einfach. Ich muss ihn an einen Ort bringen, an dem er sich ausruhen und sich erholen kann."
Mit grimmigem Gesichtsausdruck kam Nicolai auf uns. Ich trat vor und schob mich zwischen den Werwolf und Tristan. Seine Züge entspannten sich augenblicklich, als er meine aggressive Haltung bemerkte, und er blieb in ein paar Metern Entfernung stehen. „Ich will euch nur zum Boot bringen", sagte er und hob begütigend die Hände.
Nickend drehte ich mich um und platzierte Tristans Hand wieder auf meinen linken Arm. Nicolai nahm Tristans andere Hand und legte sie auf seinen rechten Arm. Der Werwolf erhaschte einen Blick auf Tristans Rücken und fluchte leise, die Zähne in rasender Wut zusammengebissen. „Das hat nichts mir dir zu tun", murmelte ich einen Augenblick später und durchbrach die angespannte Stille. „Aber ich war auch nicht gerade eine große Hilfe. Ich habe dich aufgehalten, sodass du ihn nicht früher retten konntest", brummte er.
Ich sagte nichts, weil es die Wahrheit war. Er hatte nicht
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