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Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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einwickeln zu lassen.
    "So viele Fragen?" erwiderte er.
    "Weichen Sie mir diesmal nicht aus, Tom!
    "Kommen Sie herein, Patricia", sagte er. "Oder noch besser: Sie gehen mit mir in das italienische Restaurant um die Ecke... Man kann dort vorzüglich essen!"
    "Bekomme ich dann ein paar Antworten?"
    "Lassen Sie sich überraschen!"
    "Sie wollen mir nur wieder ausweichen, Tom! Morgen gehe ich zu Swann und..."
    Er drehte sich um und griff nach seiner Jacke. Auf das, was ich sagte, achtete er überhaupt nicht. Statt dessen lachte er mich an und meinte: "Schön, daß Sie mich begleiten, Patti...
    Um ehrlich zu sein: Auf diese Gelegenheit warte ich schon lange!"
    "Ach, ja?"
    Er schloß die Tür hinter sich.
    Dann musterte er mich.
    "Sie sehen mich an, wie das berühmte Kaninchen, das vor der Schlange steht, Patti!"
    Ich zuckte die Achseln.
    "Vielleicht liegt es daran, daß ich nicht weiß, was ich von Ihnen halten soll, Tom!"
    "Wirklich nicht?"
    Ich schluckte.
    Ich hatte eine Erwiderung auf den Lippen, aber plötzlich schien mir ein Kloß im Hals zu stecken. Für Bruchteile von Sekunden sah ich zwei Bilder vor meinem inneren Auge. Bilder von geradezu unheimlicher Intensität, von denen ich sofort wußte, daß sie mit meiner Gabe zusammenhingen.
    Das erste Bild war Toms Gestalt. Er stand am Rand einer nächtlichen Straße. Nebel senkte sich bis zum Asphalt herab.
    Seine Züge waren kaum zu erkennen. Schatten fiel in sein Gesicht. Und doch wußte ich sofort, daß es Tom war.
    Das Bild das weniger als einen Augenaufschlag darauf folgte, versetzte mir einen Stich ins Herz.
    Mein Puls beschleunigte sich und eine Gänsehaut überzog Unterarme und Nacken.
    Der Leichenwagen...

    Wie ein düsteres, fauchendes Ungeheuer sah ich ihn aus dem Dunkel heraus auftauchen.
    Ein springender Panther...
    Ich fühlte Toms Hände meine Schultern berühren. Und das riß mich wieder zurück ins Hier und Jetzt.
    "Hey, was ist los mit Ihnen, Patti?" fragte er.
    Ich blickte auf.
    Unsere Blicke begegneten sich erneut. Ich las Unverständnis und Verwirrung in seinen Augen.
    "Ich weiß nicht", murmelte ich. In meinem Kopf schien sich alles zu drehen.
    Mir war schwindelig.
    "So blaß?" Sein Lächeln konnte ich nicht erwidern. Er fuhr fort: "Bin ich vielleicht eine jener geisterhaften Erscheinungen, über die Sie manchmal schreiben, Patti?"
    Seine Bemerkung war als Scherz gemeint, aber ich konnte darüber in diesem Moment nicht lachen.

    *
    "Wußten Sie, daß es 200 000 Italiener in London gibt?" hörte ich Tom Hamilton sagen, als wir hinaus in die kalte Nacht traten.
    "Sollen wir meinen Wagen nehmen?" fragte ich.
    "Lohnt nicht. Es sind nur ein paar Minuten zu Fuß. Außerdem gibt es hier jede Menge Einbahnstraßen. Wir müßten einen großen Bogen fahren..."
    Hinter uns heulte ein Motor auf.
    Ein Geräusch, daß mich sofort zusammenzucken ließ. Ich wirbelte herum und sah einen Lieferwagen die Straße entlang fahren.
    Tom bedachte mich mit einem rätselhaften Blick.
    "Sie haben Angst", stellte er fest.
    "Sie nicht?" erwiderte ich und hob den Kopf. Ich hielt seinem Blick stand.
    "Doch", sagte er mit dunkler, fast tonloser Stimme. Er lächelte verhalten.
    Ich sah ihn fragend an.
    Dieses Eingeständnis überraschte mich.
    "Was wissen Sie?" fragte ich.

    "Sie können es nicht lassen, was?"
    "Vertrauen Sie mir, Tom..."
    "Gehen wir, Patricia..."
    Wir bogen in eine Seitenstraße ein und wenig später in eine weitere. Unsere Schritte waren deutlich auf den glatten Pflastersteinen des Bürgersteigs zu hören. Die Straßenlaternen wirkten pittoresk.
    Im Nebel sahen die Laternen wie geisterhafte Irrlichter aus. Langsam kroch einem die Kälte die Beine und den Rücken empor.
    "Wir sind gleich da", sagte Tom.
    Wie aus dem Nichts tauchte dann ein dunkler Schatten vor uns auf. Die Scheinwerfer wirkten wie die gelblichen Augen einer riesenhaften Katze. Der Motor brummte dumpf und drohend.
    Wir blieben stehen.
    Das ist er! ging es mir schaudernd durch den Kopf. Der Leichenwagen...
    Wir blieben stehen. Tom blickte wie gebannt in Richtung des dunklen Ungetüms, das beinahe den Eindruck erweckte, zu warten.
    Ich fragte mich, worauf.
    Oder auf wen!
    Ich mußte schlucken, als dieser Gedanke mich durchzuckte.
    Dann fühlte ich, wie Tom nach meiner Hand griff.
    "Schnell!" flüsterte er und zog mich mit sich.
    Im gleichen Moment setzte sich der Leichenwagen in Bewegung. Der Motor heulte auf. Und dann schnellte der schwarze Wagen auf uns zu.
    An seiner Absicht konnte nicht der

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