Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
den heutigen Tag Urlaub genommen. Ich war hier, weil ich in einer bestimmten Sache einen Rechtsbeistand brauche..."
"Einen Strafverteidiger?" warf Jim erstaunt dazwischen.
Tom ließ sich nicht beirren.
"...und der Rest ist reine Privatsache. Schreiben Sie Ihre Story, Patti! Es wird sicher ein Bombenerfolg - exklusiv in der NEWS."
Ich hatte das Gefühl, daß er das Wesentliche nach wie vor vor mir verbarg. Aber ich wußte auch, daß ich behutsamer vorgehen mußte, wenn ich etwas aus ihm herausbekommen wollte.
Mit der Brechstange ging da gar nichts.
Und dann sah Tom mich auf eine Weise an, die mich verwirrte. Er lächelte. Und dieses Lächeln hatte eine ganz eigentümliche Wirkung auf mich. Ich empfand ein eigenartiges Prickeln.
Gib es zu, du bist fasziniert von diesem Mann! sagte eine Stimme in mir. Gesteh es dir ein, dann ist es leichter...
"Bis morgen, Patti", sagte Tom. Ich glaube, es war das erste Mal, daß er mich so nannte.
"Bis morgen", murmelte ich tonlos.
*
Polizeisirenen ertönten. Anwohner hatten offenbar bei Scotland Yard angerufen. Schließlich war die Sache mit dem Leichenwagen inzwischen durch die Medien gegangen und mancherorts konnte man schon gehässige Kommentare darüber hören, daß die Ordnungshüter es offenbar nicht schafften, diesen geheimnisvollen Wagen dingfest zu machen.
Die Einsatzwagen kamen heran. Uniformierte Beamte sprangen heraus. Tom deutete in die Richtung, in die der Leichenwagen verschwunden war.
Der ist sicher auf und davon..., ging es mir durch den Kopf. Ich sah Tom noch einen Moment lang zu, wie er mit den Polizisten sprach. Jim machte ein paar Bilder.
"Komm", sagte ich zu ihm. "Hier haben wir nichts mehr verloren."
"Du willst Tom wirklich so davonkommen lassen?"
"Ich bin kein Inspektor bei Scotland Yard", erinnerte ich ihn.
Jim faßte mich bei den Schulten und stoppte mich auf diese Weise. Ich sah ihn erstaunt an. Sein Blick war sehr ernst und besorgt.
"Patti, mit diesem Kerl stimmt irgend etwas nicht... Ich weiß nicht was, aber..."
"Laß uns zu dieser Kanzlei gehen, Jim. Vielleicht erfahren wir da mehr."
"Glaubst du das wirklich? Mich würde eher interessieren, wohin unser Freund Tom Hamilton jetzt entschwindet..."
"Jim..."
Er zuckte die Schultern. Dann deutete er auf die Kamera, die ihm an einem Lederriemen um den Hals hing. "Ich hoffe, daß uns wenigstens die Bilder weiterbringen, die von diesem Leichenwagen gemacht habe..."
*
In der Kanzlei empfing uns eine kühl wirkende Blondine, die uns nach einigem Hin und Her zu Mr. Clyde Nevins vorließ.
"Glauben Sie ja nicht, daß wir uns nicht im Presserecht auskennen, Miss Vanhelsing", unterbrach er mich, nachdem wir uns vorgestellt hatten.
Nur mit einem Halbsatz hatte ich das Attentat auf Harold Carrington erwähnt, aber das schien Nevins bereits genug zu reizen, um uns gleich einen Prozeß anzudrohen, falls wir irgend etwas veröffentlichen würden, was sich nicht einwandfrei belegen ließe.
"Keine Sorge", erwiderte ich ziemlich kühl. "Wir verstehen unser Handwerk."
Nevins lächelte dünn.
Dabei rückte er sich seine markante Brille zurecht.
"Davon bin ich überzeugt", erklärte er dann mit säuerlichem Unterton.
"Wir wollten von Ihnen eigentlich nur wissen, ob Sie sich vorstellen können, weshalb ausgerechnet Ihr Senior-Partner Harold Carrington diesem furchtbaren Attentat zum Opfer fiel?"
Er verzog das Gesicht.
"Wenn ich darüber etwas wüßte, würde ich es Scotland Yard sagen, Miss Vanhelsing. Aber auf keinen Fall Ihnen."
"Man freut sich doch immer, wenn einem gleich Vertrauen entgegengebracht wird!" mischte sich Jim an dieser Stelle mit einer ironischen Bemerkung ein.
Nevins warf ihm dafür einen giftigen Blick zu. Dann wandte er sich wieder an mich. Ich mochte seine abweisende Art nicht. In der Gegenwart dieses Mannes fühlte man sich sofort unbehaglich, und ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie er vor Gericht wirken mußte. Selbst Perücke und Robe, wie sie vor den Gerichten Ihrer Majestät getragen wurden, konnten vermutlich seine unangenehme Erscheinung nicht abmildern.
"Ich weiß nicht, ob das die spezielle Methode Ihres Gossenblattes ist, aber..."
"Ich glaube, Sie vergessen sich jetzt, Mr. Nevins!"
unterbrach ich ihn.
"...aber Sie sollen wissen, daß ich Ihnen auf Ihre Fragen nichts anderes antworten kann, als ich es bereits gegenüber Ihrem Kollegen getan habe!"
"Sie sprechen von Mr. Hamilton..."
"So war sein Name, ja. Sollte es Ihnen einfallen, die Familie Bascomb zu
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