Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
geringste Zweifel bestehen.
Er will uns töten! durchfuhr es mich und diese Erkenntnis war wie der Griff einer grabeskalten Hand auf meinen Rücken.
Pures Entsetzen packte mich.
Alles ging unwahrscheinlich schnell.
Der Leichenwagen beschleunigte auf schier unglaubliche Weise. Er raste auf uns zu. Tom zog mich mit sich. Wir taumelten zu Boden, während ich dicht neben uns einen eisigen Luftzug zu spüren glaubte.
Um Haaresbreite hatte uns das unheimliche Gefährt verfehlt.
Es raste über den Bürgersteig und schrammte an einer der Laternen vorbei. Mit quietschenden Reifen bremste der Wagen und drehte anschließend.
Tom rappelte sich hoch und zog mich mit hinauf.
"Komm, Patti!" rief er.
Ich war starr vor Schrecken.
Tom zog mich mit sich und wir rannten die düstere Straße entlang, hinein in den dunkelgrauen Nebel. Hinter uns hörten wir den Motor aufbrausen.
Wir rannten um unser Leben.
Zwischendurch wandte ich kurz den Kopf. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich den Leichenwagen herannahen. Ein dunkler Schatten des Todes, der uns jagte.
Wie eine Katze, die mit ihrer Beute spielt! Daran mußte ich in dieser Sekunde unwillkürlich denken.
Der Wagen näherte sich. Ich schrie auf, als ich wieder den eisigen Hauch zu spüren glaubte. Tom riß mich zur Seite. Ich stolperte, dann konnte mich auf den Beinen halten. Etwas Dunkles zischte an mir vorbei.
Nur einen Sekundenbruchteil lang konnte ich sehen, was es war, dann hatte Tom mich in den nächsten Hauseingang hineingezogen.
Schwarzes Licht!
Es zischte mit einem häßlichen Geräusch an mir vorbei und brannte sich in das Mauerwerk ein.
Dann verebbte der Strahl. Wir preßten uns an die Tür. Tom hämmerte mit der Faust dagegen.
Und dann erstarrten wir beide in der nächsten Sekunde.
Ein leises Gelächter trug der leichte Wind zu uns herüber, der zwischen den Häuserblocks hindurchwehte. Es klang schauderhaft.
"Aufmachen!" rief Tom laut. Er riß am Türknauf. Morsches Holz splitterte und einen Augenblick später ließ sich die Tür öffnen. Dahinter waren ein paar Bretter vor den Eingang genagelt.
Mit schnellen, kräftigen Stößen und Tritten schlug Tom sie zur Seite.
Dann nahm er mich bei der Hand und zog mich in die namenlose Dunkelheit hinein, die im Inneren des Gebäudes herrschte.
Ich drehte mich kurz herum, bevor wir im Haus verschwanden.
Der Leichenwagen war ein Stück vorgefahren. Der vordere Teil einschließlich der Fahrerkabine war deutlich im Schein der Straßenlaternen zu sehen. Etwas Dunkles erfüllte das Innere des Wagens. Es sah aus wie pure Finsternis. Eine Art Gas, schwärzer als die dunkelste Nacht. Der Motor brummte wie eine drohende, unheimliche Begleitmusik.
Und dann sah ich, daß ein wenig von diesem schwarzen Etwas, daß das Wageninnere wie ein Schatten erfüllte, durch die Türspalten hindurchdrang.
Ein schwarzer Nebel, der wie ein dunkler Dämon über den gepflasterten Boden kroch.
Diese schwarze Substanz kam auf den Hauseingang zu...
Und im Hintergrund verhallte das heisere Gelächter...
Schauder erfaßte mich. Der Puls schlug mir bis zum Hals.
Warum nur? fragte ich mich. Was will dieses Wesen - oder was immer dort auch in diesem unheimlichen Wagen lauern mag?
Tom und ich hetzten in das Innere des Hauses hinein. Vor uns war zunächst nur Dunkelheit. Ich stieß irgendwo ziemlich unsanft an. Die Schulter schmerzte. Ich stolperte und griff nach irgend etwas.
Toms Arm hielt mich.
"Alles in Ordnung, Patti?"
"Wenn man das so sagen kann..."
Ich sah mich um.
"Mein Gott, wo sind wir hier?" fragte ich.
"In einem Abbruchhaus!"
Ich ließ den Blick umherschweifen. Nach ein paar Augenblicken hatte ich mich an die Dunkelheit etwas besser gewöhnt. Die Fenster waren großteils von innen vernagelt. Das Licht der Straßenlaternen drang durch die Spalte zwischen den Sperrholzplatten. Jetzt sah ich auch, wogegen ich zuvor gestoßen war. Es handelte sich um eine Art provisorische Stützpfeiler aus Stahl. Es gab hier eine ganze Reihe davon, die die Decke des Obergeschosses offenbar davor bewahren sollte, niederzustürzen.
"Was hat das alles zu bedeuten, Tom?"
"Nicht jetzt, Patti!"
"Aber..."
"Dieses Wesen wird uns töten, wenn..."
Er stockte und sprach nicht weiter.
"Wenn was?" hakte ich nach.
Tom faßte mich bei den Schultern. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Er war für mich in diesem Moment nur ein dunkler Umriß.
Ich mußte schlucken.
Was verbarg dieser Mann vor mir? Zweifellos gab es irgend einen geheimnisvollen
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