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Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Studien ihres verschollenen Mannes Frederik geweckt, der ein berühmter Archäologe gewesen war. Zahlreiche seiner Fundstücke zierten die Räume der Villa und unterbrachen die langen Bücherreihen oft sehr obskurer Schriften. Die meisten befaßten sich mit okkulten Themen, mit Geisterbeschwörung, Magie und Parapsychologie. Tante Lizzy war fasziniert von diesen Dingen, hatte aber niemals ihre gesunde Skepsis deswegen aufgegeben. Sie wußte sehr wohl, daß das Meiste, was auf diesem Gebiet auf dem Markt war, nichts als Betrug war.
    Scharlatane machten sich die Neugier des Menschen zu Nutze, die Sehnsucht nach dem Geheimnisvollen, nach Dingen, für die es - noch - keine befriedigende Erklärung durch die Wissenschaft gab.
    Tante Lizzy war von der Existenz des Übersinnlichen überzeugt. Und daher hatte sie eine der größten Privatsammlungen, die es in Großbritannien auf diesem Gebiet gab, zusammengetragen. Sie wollte, daß die rätselhaften Phänomene wenigstens dokumentiert würden. Okkulte Schrift und uraltes Wissen über parapsychische Phänomene durften nicht verloren gehen. Für vieles gab es mit den Methoden der heutigen Wissenschaft noch keine hinreichende Erklärung. Aber für Tante Lizzy war das kein Grund, diese Phänomene einfach zu ignorieren.
    Die Spreu vom Weizen auf diesem Gebiet zu trennen, das war die Lebensaufgabe, der sie sich gewidmet hatte.
    Und dementsprechend sah das Innere ihrer verwinkelten und eigentlich sehr weitläufig angelegten Villa auch aus. Jeder Winkel war mit Exponaten ihrer sogenannten 'Sammlung'
    vollgestopft. Dazu gehörten neben okkulten Büchern und Gegenständen auch unzählige Zeitungsartikel aus dem In- und und Ausland, die sie sehr sorgfältig archivierte.
    Lediglich meine Räume, die in der oberen Etage lagen, waren eine 'okkultfreie Zone', wie ich es oft scherzhaft genannt hatte.
    Am Ende des Flures stand eine Tür halb offen. Licht drang heraus. Dort war die Bibliothek, wo sich der wichtigste Teil von Tante Lizzys Sammlung befand. Wohlgemerkt nur der Wichtigste - und nicht etwa der Größte!
    Ich nahm an, daß sie in einem der Sessel saß, versunken in die Lektüre irgend einer obskuren Schrift vertieft, in der ein verschlüsseltes Geheimwissen zu entdecken war.
    Ich trat an die Tür und blickte hinein.
    Aber von Tante Lizzy war dort keine Spur.
    Auf den zierlichen Stühlen lagen aufgeschlagene Bücher herum. Manche waren auch auf dem Fußboden verstreut. Und der eigenartige Schreibtisch, den sie auf einer Auktion erworben hatte, quoll von merkwürdigen, gelblichen Pergamentrollen über, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Offenbar eine Neuerwerbung. Der Schreibtisch hatte es ebenfalls in sich. An allen vier Ecken befanden sich seltsame Tierköpfe. Grimmige, zahnbewehrte Mäuler geisterhafter Fantasiewesen, die einen giftig anblickten. Angeblich sollte es in dem Tisch ein Geheimfach geben, daß aber - sofern es überhaupt existierte -
    derart raffiniert angelegt war, daß Tante Lizzy es bislang vergeblich gesucht hatte.
    Ich hörte Schritte und drehte mich herum.
    Tante Lizzy kam die düstere Kellertreppe herauf.
    In ihrem Arm trug sie zwei dicke Lederbände.
    Sie schaute zu mir herauf.
    "Oh, du bist schon da, Kind...", ächzte sie.

    Ich trat auf sie zu und nahm ihr die schweren Bücher ab.
    Kurz blickte ich auf den Titel des oberen Buches.
    Magische Reisen - die okkulten Schriften des Mahmud al-Kebir in der Übersetzung George Francis McMahon.
    Tante Lizzy seufzte hörbar.
    "Meine Güte, ich werde auch nicht jünger!" meinte sie, aber auf ihrem Gesicht stand ein Lächeln. "Ich bin richtig ein bißchen k.o.!"
    "Kein Wunder, Tante Lizzy!"
    "Ach, nein?"
    "Bei dem Pensum, daß du dir aufhalst! Das würde manche Jüngere in den Herzinfarkt treiben!"
    Tante Lizzys Lächeln wirkte etwas matt.
    "Es ist nett, daß du das sagst... Aber die Wahrheit ist es trotzdem nicht, Patti!"
    Wir gingen zusammen in die Bibliothek.
    Ich legte die Bücher an einem freien Platz ab. Und plötzlich meinte Tante Lizzy: "Was hältst du von einer Tasse Tee?"
    "Da habe ich noch nie nein gesagt, Tante Lizzy!"

    *
    Wir tranken den Tee nicht in der Bibliothek, wie wir es sonst taten. Es war einfach kein Platz dort. Statt dessen blieben wir in der Küche.
    Tante Lizzy berichtete mir voller Enthusiasmus über die Studien, die sie momentan anstellte. Sie versuchte nicht mehr und nicht weniger, als den geheimen Schlüssel zu entziffern, der in den Schriften des arabischen Okkultisten Mahmud al-Kebir

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