Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
vorgesehen hatte, als dieses Mädchen ins Spiel kam, und jetzt läuft mir langsam die Zeit davon.«
»Ich helfe dir ganz bestimmt nicht«, blaffte ich, aber er winkte bloß ab und redete einfach weiter.
»Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast, aber wir sind leider noch nicht fertig miteinander«, spöttelte er. »Weißt du, mir geht langsam der Saft aus, dabei würde ich doch gerne noch länger bleiben. Mir gefällt es hier nämlich ganz ausgezeichnet, und solange meine Brüder weggesperrt sind, ist es auf der Erde so schön leer.«
Blankes Entsetzen erfüllte mich. Ein Bori, der ohne jede Konkurrenz durch andere Bori die Welt durchstreifte und sich von den Milliarden Seelen auf Erden nährte, würde schnell zum Gott werden. Er wäre unaufhaltsam. »Ich helfe dir auf keinen Fall«, wiederholte ich.
»Ich schätze, dir bleibt nichts anderes übrig«, sagte Gaizka und beugte sich auf dem Sofa vor, sodass er die Unterarme auf die Knie stützen konnte. »Ich gebe dir noch eine letzte Nacht, in der du deine Angelegenheiten mit der Vampirin regeln kannst. Das sollte dir genug Zeit verschaffen, um ein paar Naturi für mich ausfindig zu machen und zu vernichten. Wenn du das bis morgen Nacht nicht getan hast, stelle ich mich auf die River Street und töte jeden Menschen, der mir in die Finger kommt. Aber zuerst spüre ich das kleine Mädchen auf, dem du so naiv deinen Schutz versprochen hast, und töte es.«
»Das wagst du nicht!«, schrie ich und sprang auf. Diesmal stieß er mich nicht zurück, stand aber auf und sah mich aus blutunterlaufenen Augen an.
»Ich kann und ich werde«, stieß er drohend hervor. »Abigail Bradford war nur ein Vorgeschmack auf das, wozu ich wirklich imstande bin. Wenn ich in meinen Kerker zurückkehren muss, dann zerstöre ich die halbe Stadt, bevor ich abtrete. Die Existenz der Nachtwandler wird nicht länger ein Geheimnis sein. Mit dem Versteckspiel ist es dann vorbei. Die ganze Welt wird auf sie Jagd machen. Und wenn das große Blutvergießen erst mal losgeht, bleibt dir und der Nachtwandlerin gar nichts anderes übrig, als eure Kräfte zu vereinen, wenn ihr überleben wollt. Und dann kehre ich zurück, ob es euch gefällt oder nicht. Wenn du es auf meine Art machst, kommt außer den Naturi niemand zu Schaden.«
»Wir werden es nicht tun«, entgegnete ich stur. Mira und ich würden diesem Wesen niemals freiwillig helfen, konnte es sich doch zu einer noch größeren Bedrohung entwickeln als die Naturi.
»Du vergisst, dass ihr gar keine andere Wahl habt. Ihr könnt lediglich entscheiden, ob ihr es auf die harte Tour haben wollt oder ob ihr den einfachen Weg wählt. Denk darüber nach, Danaus, und dann tu, was ich verlangt habe! Töte die Naturi! So ist es für alle am besten.«
Dann verließ Gaizka den Körper des kahlen Mannes. Er schwebte noch als dichte weiße Nebelwolke in der Luft, bevor er sich endgültig auflöste. Der Mann fing wieder an zu blinzeln und schwankte, während er den Kopf schüttelte, um die Verwirrung loszuwerden.
»Wo bin ich?«, fragte er mit leiser, heiserer Stimme, die das genaue Gegenteil von dem glatten, öligen Tonfall war, den Gaizka angeschlagen hatte.
»In der Hölle«, murmelte ich und schloss die Augen. Wir saßen alle im tiefsten Kreis der Hölle.
29
Ich stand zögernd mit der Hand am Türknauf vor dem Haus und fragte mich, wie um alles in der Welt ich Mira klarmachen sollte, dass wir es nicht nur mit einem Bori zu tun hatten, sondern dass dieser Bori auch noch drohte, ihre Heimat zu zerstören und ihre Tarnung auffliegen zu lassen. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, wie wir es mit diesem Feind aufnehmen sollten. Meine Kräfte waren gegen ihn nutzlos, und Miras Feuer konnte wahrscheinlich gegen ein Wesen, das kaum mehr als ein Geist zu sein schien, ebenfalls nicht viel ausrichten. Sicher, den Wirtskörper konnten wir zerstören, aber was hinderte ihn daran, sich einfach einen neuen Menschen zu schnappen?
Bevor er das Bewusstsein verloren hatte, hatte der Mann in Miras Haus etwas davon gemurmelt, dass er einem Engel mit gewaltigen schneeweißen Flügeln begegnet war. Dem Bori war es irgendwie gelungen, ihn davon zu überzeugen, dass ein Engel Zutritt zu seiner Seele brauchte, und so hatte Gaizka vermutlich Macht über den Körper des Manns erlangt. Ich lieferte den Kahlköpfigen beim nächsten Krankenhaus ab, bevor ich mich auf den Weg zu Miras Haus in der Stadt machte. Seine Haut wirkte stumpf und grau, und er zitterte. Ich
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