Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
Ryan. Zugleich schlug eine mächtige Kraftwelle gegen meine Brust und schleuderte mich zurück. Miras Handgelenke wurden meinem Griff entrissen, als sie in die entgegengesetzte Richtung katapultiert wurde. Mein Rücken krachte auf den Boden. Der Aufprall jagte jähen Schmerz durch meinen Körper. Ich krümmte mich am Boden und rang keuchend nach Luft. Mira schlitterte über die Dielen und rappelte sich langsam wieder auf. Sie schleuderte das Haar zurück und warf Ryan, der jetzt wieder hinter seinem Schreibtisch stand, einen hasserfüllten Blick zu. Der Zauberer musterte Mira eindringlich, als wollte er abwarten, ob sie sich in ihrer Wut nun auf ihn stürzen würde.
»Für so was haben wir keine Zeit«, mahnte Ryan. Für einen angespannten Moment hielt ich den Atem an und dann noch eine Sekunde, bis Mira endlich knapp nickte. Sie stand auf und kehrte zum Sofa zurück, wobei sie sich die langen feuerroten Locken aus dem Gesicht strich. Mich würdigte sie keines Blickes mehr. Ryan wandte sich mir auffordernd zu. Ich blickte immer noch missmutig drein, stand aber auf und sah Ryan an, während ich Mira den Rücken zukehrte. Ich traute ihr zwar keine Sekunde, aber so geladen, wie sie war, wusste ich, dass ich jeden Angriff sofort erspüren würde.
»Eure Sorgen sind gleichermaßen berechtigt«, fuhr Ryan fort. »Allerdings bin ich mir sehr sicher, dass dieses neue Arrangement funktionieren wird. Collins wurde ausgewählt, weil er als Jäger noch keine Routine hat. Jeder andere aus der Truppe hätte nicht gezögert, Joseph bei der ersten Gelegenheit zu pfählen, egal, wie meine Befehle lauteten.«
»Ist ja auch ihr Job«, sagte ich und verschränkte die Arme.
»Wenn ja, dann haben wir etwas falsch gemacht. Die Jäger von Themis waren nie als marodierende Söldner gedacht.« Ryan setzte sich wieder in seinen Sessel und blickte starr vor sich hin, schien Mira aber trotzdem nicht richtig wahrzunehmen. Sein Gesichtsausdruck war abwesend und müde. »Nachtwandler sind nicht die bösen Feinde, als die wir sie gerne hinstellen.«
»Die Pflicht der Jäger ist es, die Menschheit zu beschützen«, hielt ich ihm entgegen.
»Es ist ihre Pflicht, das Geheimnis zu bewahren, das die Menschheit schützt«, sagte Ryan steif und sah mich nun wieder aus seinen goldenen Augen an. »Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, die Jäger von Themis und der Konvent der Nachtwandler haben sich einer gemeinsamen Aufgabe verschrieben. Beide wollen wir das Geheimnis bewahren. Wenn ein Vampir droht, die Geheimhaltung zu durchbrechen, entsenden wir jemanden, der sich um diese Bedrohung kümmert. Um diese neue Allianz zu stärken, haben wir einen Nachtwandler und einen Jäger gemeinsam beauftragt, die jüngste Gefahr abzuwenden. Wenn sie überleben wollen, müssen sie sich gegenseitig beschützen und einander vertrauen.«
»Mit anderen Worten, du hast unsere Seele dem Teufel verkauft?«, fragte ich aufgebracht. Ungläubig fuhr ich mir mit den Händen durchs Haar.
»Wenn du uns für Teufel hältst, was sind dann die Naturi?«, fragte Mira.
Darauf hatte ich keine Antwort. War Mira eine Teufelin? Nein, das glaubte ich eigentlich nicht. War ihr Volk von Grund auf böse? Ja. Nein. Vielleicht. Ich wusste es nicht mehr. »Es ist einfach falsch.«
»Vielleicht.« Ryan seufzte und ließ die Schultern hängen. »Aber wir brauchen sie, wenn wir gegen die Naturi bestehen wollen, was auch immer sie im Schilde führen. Im Moment versuche ich bloß, uns ein bisschen Zeit zu verschaffen – und etwas mehr Schlagkraft.«
»Hast du mit dem Konvent gesprochen?«
»Nein. Ich habe mich ausschließlich mit Mira getroffen.«
Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. »Was bedeutet, dass du dich ausgerechnet mit derjenigen Ältesten verbündet hast, die der halbe Konvent am liebsten einen Kopf kürzer machen würde. Inwiefern soll uns das denn helfen?«
»Überlass den Konvent nur mir«, warf Mira ein. »Du solltest dir im Moment um ganz andere Dinge Sorgen machen.«
»Zum Beispiel?«, fragte ich und straffte unwillkürlich die Schultern.
»Du bleibst hier in Savannah.« Ryan legte eine kurze Pause ein. »Zusammen mit Mira.« Er musterte mich scharf, als versuchte er, meine Gefühle zu ergründen. Es war, als wollte er mich testen. Würde ich erneut die Beherrschung verlieren? Doch diesmal hatte ich mich besser im Griff. Ich war zwar nicht begeistert von Ryans Entscheidung, aber im Moment hatte ich keine andere Wahl. Als der Zauberer sicher war, dass ich ruhig
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