Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
auf dein Ehrgefühl. Ich denke nicht, dass sie bereit wäre, mit jemand anders zusammenzuarbeiten.«
»Großartig«, brummte ich und machte auf dem Absatz kehrt. Ich verließ Ryans Suite und ging über den Flur zurück in mein Zimmer. Wieder einmal hieß es Koffer packen.
Mira vertraute mir. Na toll! Während ich damit beschäftigt gewesen war, in ganz Europa Vampire zu pfählen, hatte Ryan ein Bündnis mit den Nachtwandlern geschlossen, sodass die Jäger jetzt mit ihrer Beute gemeinsame Sache machten. Und jetzt hieß es: »Mira vertraut dir.« Ich hatte ganze Nationen aufsteigen und fallen sehen, und dabei waren weniger Intrigen gesponnen worden als zwischen Ryan und Mira. Ich hatte keinesfalls den Wunsch, einer weiteren gefallenen Nation anzugehören.
7
James war fort, aber mein Seesack war frisch gepackt, und die Waffentasche lag geöffnet daneben. Mein Sekretär wusste, dass ich für den Fall, dass ich plötzlich angegriffen wurde, verschiedene Waffen in Geheimverstecken überall im Zimmer untergebracht hatte. Offenbar hatte er sich nicht die Mühe gemacht, alle Verstecke aufzuspüren, sondern die Aufgabe, mein Spielzeug einzusammeln, mir überlassen.
InnerhalbvonfünfMinutenhatteichdieletztenWaffeneingepacktunddieTaschezugezurrt.IchfuhrmirmitderHanddurchsHaar,währendichdieaufdemBettausgebreiteteLederjackeanstarrte.EswarnichtderStaubmantel,denichnormalerweisetrug,sonderneinweicheresModell,dasmirnurbiszudenSchenkelnreichte.JameshattemireineNachrichthinterlassen,dasserdenMantelnachdemKampfinSpanienflickenlassenwollteundeinpaaranderemeinerabgetragenenKleidungsstückedurchfrischeersetzthatte.SovielzumThemaKampfpause.
Aber ich hatte meine Chance gehabt. Nach meiner Rückkehr aus Peru letzten September hatte Ryan mir eine Ruhephase angeboten, damit ich mich von dem Massaker in Machu Picchu erholen konnte, aber die hatte ich ausgeschlagen. Ich konnte einfach nicht stillstehen, musste immer in Bewegung bleiben, nur nicht auf die Gedanken hören, die in meinem Kopf kreisten. Also hatte der Zauberer mich ausgesandt, um auf dem Kontinent Naturi und Vampire zu jagen, damit ich meinen Feldzug fortsetzen konnte, während er mich, falls er mich brauchte, jederzeit in Reichweite hatte.
In der Schweiz, in Bern, hatte ich einen Erd-Naturi entdeckt, der in einem Hotel Amok lief. Der Besitzer hatte ursprünglich einen Poltergeist für das Chaos aus zerschlagenem Geschirr, umgeworfenen Möbeln und verwüsteten Gärten verantwortlich gemacht. Nach zwei Nächten hatte ich das grazile Wesen aufgespürt. Es war nur knapp anderthalb Meter groß und ganz und gar in Rot gekleidet. Mit seinen langen, schlanken Armen, die in scharfen Klauen ausliefen, glich es einem jungen Weidenbaum. Eine geschlagene Woche musste ich das spindeldürre kleine Monster durch die stillen Hofgärten jagen, bis ich ihm endlich den Garaus machen konnte.
In einem abgelegenen Städtchen südlich von Liège in Belgien scheuchte ich einen Naturi vom Tierclan auf. In der englischen Mythologie tauchen diese Wesen oft unter dem Namen »Irrlichter« oder »Irrwische« auf. Die Kreatur hinterließ eine Spur von Leichen in den Ausläufern der Ardennen. Der Naturi nahm dabei oft die Gestalt eines großen schwarzen Hundes an und tat so, als wäre er verwundet oder hätte sich verlaufen, um seine Beute tiefer in die Wälder zu locken. Anfangs dachte ich, es handele sich um einen Werwolf, der abseits seines Rudels den Verstand verloren hatte, aber der Naturi belehrte mich bald eines Besseren.
Dann ging es nach Südfrankreich, wo ich mich an die Fersen einer Kreatur heftete, die eine Reihe blutleerer Leichen hinterlassen hatte. Meistens handelte es sich dabei um Tiere, große Katzen und Hunde, aber dann verschwanden kurz hintereinander auch zwei Kinder und ein Erwachsener. Ich verbrachte über einen Monat in der Gegend auf der Suche nach dem Vampir, während er weitertötete, obwohl ich mich in seinem Jagdgebiet herumtrieb. Aber sosehr ich mich auch anstrengte, ich konnte die untote Kreatur nicht
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