Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
blieb, fuhr er fort. »Vor zwei Nächten wurde eine junge Frau in ihrer Wohnung ermordet. Es sieht ganz so aus, als wäre der Mörder kein Mensch gewesen.«
»Ein Vampir?«, fragte ich und widerstand dem Drang, zu Mira hinüberzublicken.
»Kann sein«, räumte er ein. »Aber nach allem, was wir bisher wissen, habe ich da so meine Zweifel.«
Mira erhob sich vom Sofa und schlenderte zu Ryans Schreibtisch. Sie lehnte sich mit der Hüfte dagegen, sodass sie sich direkt in meinem Blickfeld positionierte. Dann faltete sie die Hände vor dem Körper. Auch sie wirkte jetzt wieder ganz ruhig. »Normalerweise hätten meine Leute die Angelegenheit einfach vertuschen können, aber das Mädchen war die Tochter eines Senators, der zu viel Staub aufwirbelt. Und inzwischen hat auch die Presse von der Sache Wind bekommen. Wir müssen die Angelegenheit schnell und diskret regeln.«
»Es ist deine Stadt«, knurrte ich. »Wenn du dich hier häufiger zeigen würdest, wäre es vielleicht gar nicht erst dazu gekommen. Räum deinen Saustall doch selber auf!«
»ErstenshabeichMiraumihreHilfegebetenunddamitsowohlsieselbstalsauchihreStadtinGefahrgebracht«,sagteRyanmitgepressterStimme.»UndzweitenshieltichesbeiderZunahmevonNaturi-AktivitäteninletzterZeitfürdasBeste,wennihrbeidezusammenarbeitet.EinigederIndiziensprechenfüreinenVampir,abertrotzdemwäreichaneurerStellevorsichtig.«
»Falls es ein Vampir ist, darf ich dann wenigstens meinen Job machen?«, knurrte ich.
»Wenn wirklich ein Vampir hinter diesem Chaos steckt und den Aufruhr verursacht«, begann Mira mit einer Stimme wie ein kalter, unbarmherziger Wind, »dann gehst du mir besser aus dem Weg, damit ich die Sache selbst in die Hand nehmen kann. Bei mir läuft es aber sicher nicht so nett und sauber ab wie bei dir. Ich hab nichts dagegen, mir die Hände schmutzig zu machen.« Mira löste sich vom Schreibtisch und kam auf mich zu, bis sie direkt vor mir stand. Sie reckte sich auf die Zehenspitzen, sodass ihre Nase beinahe gegen meine stieß. Die Lufttemperatur um uns herum sank um einige Grad, als ihre Kräfte aufbrandeten und sich gegen meine stemmten. »Wie du schon gesagt hast: Es ist meine Stadt. Du bist nur als Verstärkung hier.«
Ich sah ihr direkt in die Augen. Auf meiner Wange zeigte sich ein nervöses Zucken. Mühsam versuchte ich, meine steigende Anspannung und Wut zu zügeln. Das war doch einfach alles zu verrückt. Wieder mal arbeitete ich mit Mira zusammen, obwohl ich sie eigentlich jagen sollte. Immerhin sah sie auch nicht gerade so aus, als behagte ihr die Vorstellung.
»Hol deine Sachen! In zwanzig Minuten brechen wir auf«, schnaubte sie verächtlich, bevor sie aus dem Zimmer stapfte und Türen knallend in einem der beiden Schlafzimmer der Suite verschwand.
Neben mir stieß Ryan einen tiefen Seufzer aus. Der Zauberer stützte den Kopf in die Hand. Der Ellbogen ruhte auf der Sessellehne. Er hatte die Augen geschlossen und sah unsagbar müde aus. Wahrscheinlich laugten ihn die ständigen Meetings langsam doch aus. Und als wäre alles noch nicht kompliziert genug, hatte er sich jetzt auch noch auf eine Allianz mit den Nachtwandlern eingelassen.
»Musstest du sie so auf die Palme bringen?«, fragte er, ohne zu mir aufzublicken.
»Ein Bündnis mit den Vampiren?«, fragte ich ärgerlich und überging seinen Kommentar.
»Uns bleibt nichts anderes übrig. Wenn du eine bessere Idee hast, würde ich sie liebend gern hören. Im Augenblick ist das unsere einzige Chance.« Ryan öffnete die Augen und sah mich an. Der Zauberer wedelte mit der Hand, Miras Tür glühte einmal golden auf und verblasste dann wieder. Ein Dämmzauber. Seit wir uns kennengelernt hatten, war ich schon einige Male Zeuge geworden, wie er diese Art von Magie anwendete. So ging er sicher, dass uns niemand belauschte. »Sorg dafür, dass sie am Leben bleibt, Danaus! Wahrscheinlich ist dieser Auftrag in ein paar Tagen erledigt, und wir können alles Weitere besprechen, wenn du wieder da bist.«
»Wenn das eine so einfache Mission ist, warum werde dann ich geschickt?«, fragte ich und zog die Augenbrauen zusammen.
»Nur für den Fall, dass es doch Probleme gibt. Wenn die Naturi dahinterstecken, werden sie auf alle Fälle versuchen, sie umzubringen. Im Moment ist sie unser einziger Trumpf.« Ryan machte eine Pause. Ein geheimnisvolles Lächeln spielte um seine Lippen, als er endlich zu mir hochsah. »Ich glaube außerdem, dass Mira dir vertraut. Oder, na ja, vielleicht nicht dir, aber sie vertraut
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