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Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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Bettes. Irgendwie war mir nicht ganz wohl bei der Sache. Themis war für mich nicht länger die Heimat, die ich so dringend brauchte. Als ich vor Hunderten von Jahren beigetreten war, wollte ich mehr über die Kreaturen herausfinden, die in den Schatten lauerten und sich von allem nährten, was an der Menschheit gut war. Inzwischen fühlte ich mich, als wäre ich kaum mehr als ein Fußsoldat in Ryans Truppen, die er hierhin und dorthin schickte, auf der Suche nach … wie auch immer seine Ziele aussehen mochten. Sämtliche Informationen liefen inzwischen bei ihm zusammen, statt im ganzen Bund geteilt zu werden. Wie so oft in den letzten Jahren fragte ich mich, ob es nicht an der Zeit sei, meinen Abschied zu nehmen.
    Doch für den Moment musste ich diesen Gedanken beiseiteschieben. In einer halben Stunde würde ich herausfinden, was Ryan aus seinem Elfenbeinturm gelockt hatte – und hoffentlich auch, wie und warum er Mira die Fähigkeit verliehen hatte, sich bei Tageslicht frei zu bewegen.

6
    Die Sonne war schon untergegangen, als ich endlich den Flur hinunter in Ryans Suite ging. Vor seiner Ankunft in den Vereinigten Staaten hatte er sich mit verschiedenen Gruppierungen getroffen, um über das Naturi-Problem zu beratschlagen. Während meines letzten Aufenthalts in Großbritannien war im Hauptquartier überraschend ein Dreiergespann von Zauberern aus Quebec aufgetaucht und hatte verlangt, mit Ryan zu sprechen. Unter Hexen und Zauberern gab es keine feste Hierarchie. Es gab überall auf der Welt kleinere und größere Zirkel, aber keinen obersten Anführer und niemanden, der Regeln für alle festgelegt hätte. Keinen König, keinen Präsidenten, keinen Diktator.
    Aber es gab Ryan. In seinen Kreisen war er einer der Ältesten und Stärksten. Er gehörte außerdem zu den wenigen Zauberern, die zu allen anderen Kreaturen in der Welt Verbindung hielten. Und als Kopf von Themis standen ihm praktisch unbegrenzte Informationen zur Verfügung.
    Nein, Ryan mochte zwar kein König sein, aber sein Wille war den Hexen und Zauberern der Welt so gut wie immer Befehl.
    Vor seiner Suite hielt ich einen Moment inne. Mira war dort drinnen. Ich hatte auf eine Unterredung unter vier Augen mit dem Anführer von Themis gehofft, aber so langsam begriff ich, dass das ein Ding der Unmöglichkeit war. Trotzdem musste ich bei dem Anblick, der sich mir bot, als James die Tür öffnete, heftig schlucken. Der Eingang führte direkt in eine Art Salon mit Sofa, Sesseln und Kaffeetischchen. Auf der einen Seite stand ein großer Schreibtisch, auf dem sich verschiedene Folianten stapelten, die der Zauberer wahrscheinlich aus England mitgebracht hatte. Ryan saß ganz entspannt in einem Ledersessel mit hoher Rückenlehne, während Mira vor ihm auf dem Tisch hockte und die bloßen Füße zu beiden Seiten seiner ausgestreckten Beine auf den Sessel stützte. Der Anblick hatte etwas so Intimes, dass ich das Zimmer am liebsten gleich wieder rückwärts verlassen hätte, aber ich rührte mich nicht vom Fleck.
    Die beiden sahen auf. Ihre Gesichter verrieten mir nicht das Geringste. War diese Situation geplant gewesen, und wenn ja, von wem? Ryan hatte mich schließlich zu sich bestellt, und beide waren sie in der Lage, mein Kommen zu erspüren. In ihren Augen lag keine Überraschung.
    Mira bewegte sich zuerst. Sie setzte die Füße auf den Boden und ließ sich vom Schreibtisch gleiten. Während sie außen um den Schreibtisch herumging, sahen sie einander nicht an, aber ich konnte beobachten, wie Mira einen Augenblick nach Ryans rechter Hand fasste und sie dann wieder losließ. Mira schlenderte mit einem rätselhaften Lächeln an mir vorbei. Es war nicht das selbstzufriedene oder herausfordernde Grinsen, das ich an ihr kannte. Es war nicht einmal verführerisch. Eine düstere Vorahnung erfüllte mich, als ich plötzlich das Gefühl hatte, einem Hai und einem Löwen ausgeliefert zu sein. Die Frage schien nicht länger, ob ich bei lebendigem Leib gefressen werden würde, sondern nur noch, von wem.
    »Schön, dich zu sehen, Danaus«, sagte Ryan und lenkte meine Aufmerksamkeit damit wieder auf sich. Der Zauberer mit den Augen aus flüssigem Gold erhob sich und steckte die Hände in die Taschen seiner schwarzen Hosen. Ein Lächeln spielte um seine Lippen. Er schien sich in seiner Haut vollkommen wohlzufühlen.
    Ryan war seit weniger als zweihundert Jahren bei Themis, um einiges kürzer als ich. Obwohl er sich darüber beharrlich ausschwieg, hatte ich doch das

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