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Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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Gefühl, dass er schon viel länger Zauberer war – reife Leistung für einen Menschen.
    Allerdings verriet nichts an seinem Äußeren, dass er über dreihundert Jahre alt war. Sein schmales, kantiges Gesicht wirkte unbestimmbar und verlieh ihm das Aussehen eines Mannes zwischen fünfundzwanzig und fünfzig. Sein vollkommen weißes Haar hing ihm offen bis knapp über die Schultern und beschattete die goldenen Augen. Doch es hatte kurze, achtlose Momente gegeben, in denen Ryan von seiner Kindheit als Junge mit braunen Locken in einem kleinen Bauerndorf erzählt hatte. Wie bei allen mächtigen Hexen und Zauberern hatte der fortwährende Magieeinsatz auch bei ihm unverkennbare Spuren hinterlassen.
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagte ich und blieb weiterhin im Eingang stehen.
    »In der Tat«, antwortete er. Das Lächeln auf seinen Zügen erstarb. »Bitte, komm doch herein!« Sein Blick glitt kurz zu James hinüber, bevor er wieder mich ansah. James verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Ich war mir sicher, dass der Forscher sich in meinem Zimmer aufhalten würde, bis das Treffen vorüber war.
    Ich musterte Mira aus zusammengekniffenen Augen, während sie sich auf dem Sofa an der Ryans Schreibtisch gegenüberliegenden Wand räkelte. »Allein.«
    Aus dem geheimnisvollen Lächeln wurde sofort ein selbstzufriedenes: Sie hatte nicht die leiseste Absicht, sich von der Stelle zu rühren.
    »Ich ziehe es vor, wenn sie bleibt«, sagte Ryan. Sein Tonfall war bestimmt, aber noch nicht befehlend. Der Zauberer spielte seine Stellung mir gegenüber nur äußerst selten aus. »Eine der Angelegenheiten, die wir zu besprechen haben, betrifft auch sie.«
    Ich biss die Zähne zusammen, nickte widerwillig und machte ein paar Schritte in den Raum hinein, wobei meine Füße im dicken karamellfarbenen Teppich versanken. »Ich wüsste nicht, wieso sie dabei sein muss, wenn wir uns über Collins unterhalten.«
    »Tatsächlich ist Mira nicht ganz unschuldig daran, dass wir Collins in die Ukraine geschickt haben«, sagte Ryan und schlug einen beiläufigen Tonfall an, während er die Hände aus den Taschen nahm und sich wieder setzte. Er bedeutete mir mit einer Handbewegung, in einem der Sessel beim Sofa Platz zu nehmen, aber ich zögerte. In dieser Position würde es mir schwerfallen, den Zauberer und die Vampirin zugleich im Blick zu behalten. Ich tat ein paar Schritte Richtung Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Magie lag in der Luft. Ryans fast schon elektrische Energie prallte knisternd auf Miras kühlen Hauch. Die Atmosphäre vernebelte mir die Sinne und verwirrte meine Gedanken. Ich holte tief Luft und schloss für einen Moment die Augen, während ich angestrengt versuchte, den Kopf wieder klar zu kriegen.
    »Danaus?«, fragte Mira, ihre Stimme ein sanftes Streicheln.
    Als ich die Augen wieder öffnete, stand sie direkt vor mir und legte mir die weiche Hand auf die Wange. Ich ertrank beinahe in den Tiefen ihres violetten Blicks. Sie wirkte besorgt, aber direkt unter der Oberfläche spürte ich noch andere Regungen. Bei ihrer Berührung war mir, als hätte ich plötzlich Zugang zu ihren Gedanken und Gefühlen, ob ich wollte oder nicht. Die zögerliche Verbindung, die wir vor einigen Monaten gehabt hatten, war immer noch da und wartete nur darauf, dass wir sie erneuerten.
    »Geht es dir gut?«, flüsterte sie.
    Ich hatte nicht einmal gehört, wie sie sich genähert hatte, geschweige denn sie gespürt. Sie hatte einfach plötzlich vor mir gestanden. War ich einen Augenblick ohnmächtig gewesen? Die Angst schnürte mir die Eingeweide zusammen, und einen Moment lang rang ich nach Luft. Was führten die beiden im Schilde?
    »Alles klar«, knurrte ich und wich vor ihrer Berührung zurück. Mira nickte und kehrte zum Sofa zurück.
    Lügner. Das Wort hallte mit Miras verführerischer Stimme durch meine Gedanken. Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie an, wie sie da auf dem Sofa lag und mich unverwandt anblickte. Ich spürte sie nicht in meinem Geist. Sie hatte mir nur dieses eine Wort geschickt, vielleicht nur, um zu beweisen, dass sie es konnte.
    Ich riss den Blick von Mira los und sah wieder zu Ryan hinüber. Sein Gesichtsausdruck war beherrscht und verriet, während er uns zusah, nichts von dem, was in ihm vorgehen mochte. Trieben sie ihre Spielchen mit mir?
    »Was hat denn Mira damit zu tun, dass Collins jetzt alleine in der Ukraine ist? Oder habe ich James etwa falsch verstanden? Er sagte mir, dass

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