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Jägerin des Herzens

Jägerin des Herzens

Titel: Jägerin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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und kalkulierte Risiken eingehen musste. Die meisten Männer hier jedoch spielten nicht um zu gewinnen; sie spielten, weil sie es erregend fanden, sich dem Schicksal auszuliefern. Lily spielte ohne Emotionen, und sie gewann bescheiden, aber beständig. Derek nannte sie eine ›Gaunerin‹, was für ihn eine der höchsten Auszeichnungen war.
    Die beiden Croupiers am Hasardtisch, Darnell und Fitz, nickten diskret als Lily vorbeiging. Sie verstand sich ausgezeichnet mit Dereks Angestellten, auch mit dem Küchenpersonal. Der Küchenchef, Monsieur Labarge, bestand immer darauf, dass sie seine neuesten Kreationen probierte und lobte – Hummerpasteten mit Sahne und Brotkrümeln, Kartoffelsouffles, Rebhuhn mit einer Füllung aus Haselnüssen und Trüffeln, Omeletts mit Fruchtgelee, kleine Kuchen und Eiercremes mit zerstoßenen Makronen.
    Lily blickte sich auf der Suche nach Dereks schlanker, dunkelhaariger Gestalt im Hasardraum um, aber er war nirgends zu sehen. Als sie auf eine der sechs gewölbten Türen zueilte, zupfte sie jemand leicht am Ellbogen.
    Lächelnd wandte sie sich um, da sie erwartete, Dereks schmales Gesicht zu sehen. Es war jedoch nicht Derek, sondern ein großer Spanier, den ein goldenes Emblem am Ärmel als Attache der Botschaft auswies. Er deutete eine Verbeugung an, dann griff er mit unverschämter Vertraulichkeit nach ihr. »Ihr habt die Aufmerksamkeit von Botschafter Alvarez erregt«, teilte er ihr mit. »Kommt er möchte, dass Ihr neben ihm sitzt. Kommt mit mir.«
    Lily entwand sich seinem Griff und blickte durch das Zimmer auf den Botschafter, einen rundlichen Mann mit einem dünnen Schnurrbart. Er starrte sie gierig an und winkte ihr mit einer unmissverständlichen Geste, sich zu ihm zu gesellen. Lily blickte den Attache wieder an. »Hier liegt ein Irrtum vor«, sagte sie freundlich. »Sagt Senor Alvarez, dass mir sein Interesse schmeichelt, aber ich habe andere Pläne für heute Abend.«
    Sie wollte sich abwenden, aber er ergriff ihr Handgelenk und hielt sie zurück. »Kommt«, beharrte er. »Er bezahlt Euch für sein Vergnügen.«
    Offensichtlich hielt er sie für eine der Frauen, die bei Craven’ s angestellt waren, aber selbst sie wurden nicht so wie Straßenmädchen behandelt. »Ich gehöre nicht zu den Huren in diesem Haus«, presste Lily zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich bin nicht käuflich, versteht Ihr? Und jetzt lasst mich los!« Das Gesicht des Mannes verfinsterte sich. Er stieß irgendwelche spanischen Sätze aus und versuchte, sie mit Gewalt an den Hasardtisch zu zerren, an dem Alvarez wartete. Ein paar Gäste hielten im Spielen inne und beobachteten den Tumult. Zu Lilys Wut gesellte sich Verlegenheit und sie warf Worthy, Dereks Faktotum, einen mörderischen Blick zu. Er erhob sich von seinem Schreibtisch in der Ecke und kam auf sie zu. Aber bevor er sie erreichte, tauchte wie aus dem Nichts Derek neben ihnen auf.
    »Nun, Senor Barreda, ich sehe, Ihr habt Miss Lawson kennen gelernt. Sie ist eine Schönheit nicht wahr?« Mit diesen Worten entwand er Lily dem Griff des Spaniers. »Aber sie ist ein besonderer Gast mein besonderer Gast.
    Wir haben hier noch andere Frauen, die dem Botschafter sicher gefallen werden und süßer im Geschmack sind.
    Diese hier ist ein saurer Apfel.«
    »Du weißt schon, was du bist«, knurrte Lily und starrte Derek finster an.
    »Er will aber diese hier«, beharrte der Botschaftsattache.
    »Er kann sie aber nicht haben«, entgegnete Derek freundlich. Der Spielpalast war sein privates Königreich, und sein Wort galt in allen Angelegenheiten.
    Lily sah das Unbehagen im Blick des Spaniers. Da sie selbst einmal versucht hatte, sich Derek zu widersetzen, wusste sie, wie sehr er einen einschüchtern konnte. Wie immer trug Derek teure Kleidung – ein blaues Jackett perlgraue enge Hosen und ein untadeliges weißes Hemd mit Krawatte. Aber trotz seiner maßgeschneiderten Kleider lag in seinem Blick immer noch das Misstrauen und die Gefährlichkeit des Straßenjungen. jetzt gehörte er zwar zu den oberen Zehntausend der Gesellschaft, aber er wusste genauso gut wie jeder andere, dass das nicht der Platz war, der für ihn ursprünglich vorgesehen war.
    Derek wies auf seine zwei schönsten Huren, die sofort zu dem finster blickenden Botschafter eilten und ihm ihre großzügigen Ausschnitte präsentierten. »Nein, ich versichere Euch, diese beiden werden ihm besser gefallen. Seht Ihr, zufrieden wie eine Maus im Käse.«
    Lily und Barreda folgten seinem

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