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Jägerin des Herzens

Jägerin des Herzens

Titel: Jägerin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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an. Mit seinem verzerrten Gesicht und seinen zerzausten Haaren sah er wie ein Fremder aus.
    »Sieh ihn dir genau an, Penny!«, rief Lily. »Das ist der Mann, den du heiraten willst. Ein schöner Anblick, nicht wahr? Du kannst den wahren Charakter eines Mannes immer erkennen, wenn er betrunken ist. Sieh ihn dir an! Die Gemeinheit strömt ihm aus jeder Pore!«
    Penelope riss die Augen auf. Bevor sie etwas erwidern konnte, sagte Alex barsch zu ihr: »Dein früherer Liebhaber wird nicht mehr hierher kommen, Penelope. Wenn du ihn haben willst, kannst du mit deiner Schwester gehen.«
    »Das tut sie bestimmt«, giftete Lily. »Pack deine Sachen, Penny, wir fahren zum Besitz der Stamfords.«
    »Aber das kann ich doch nicht … Mama und Papa würden es nicht billigen«, flüsterte Penelope bebend.
    »Nein, das würden sie sicher nicht«, stimmte Lily ihr zu. »Ist dir das wichtiger als Zacharys Liebe?«
    Alex starrte Penelope eisig an. »Nun? Wie entscheidest du dich?«
    Penelope blickte von Lilys verächtlichem Gesicht zu Alex’ finsteren Zügen und wurde kalkweiß. Mit einem erschreckten Aufschrei floh sie in die Sicherheit ihres Zimmers.
    »Ihr Ungeheuer!«, rief Lily. »Ihr wisst genau, dass man das arme Kind so einschüchtern kann, dass sie das tut was man will.«
    »Sie hat ihre Wahl getroffen.« Alex warf die Hutschachtel zu Boden und wies mit dem Finger darauf. »Und, soll ich jetzt für Euch zu Ende packen, oder wollt Ihr es selbst machen?«
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    »Nun gut«, sagte Lily schließlich verächtlich. »Hinaus. Lasst mich in Frieden. In einer Stunde bin ich weg.«
    »Besser eher, wenn Ihr könnt.«
    »Warum erklärt Ihr in der Zwischenzeit nicht die Situation meinen Eltern?«, forderte Lily ihn spöttisch auf. »Ich bin sicher, dass sie allem zustimmen, was Ihr sagt.«
    »Kein weiteres Wort zu Penelope«, warnte Alex sie und verließ das Zimmer.
    Als sie sicher war, dass er sie nicht mehr hören konnte, holte Lily tief Luft. Leise lachend schüttelte sie den Kopf.
    »Arroganter Dreckskerl«, murmelte sie. »Glaubt Ihr wirklich, dass ich mich so leicht geschlagen gebe?«

Kapitel 6
    Eine ganze Schar von Dienstboten trug Lilys Koffer und Reisetaschen zur Kutsche. Die geschlossene Kutsche war glänzend lackiert und trug das Wappen der Raifords. Alex hatte dem Kutscher ausdrückliche Anweisungen gegeben, Lily in ihrem Haus in London abzuliefern und dann unverzüglich zurückzukehren.
    Die Stunde, die er Lily zugestanden hatte, war nahezu vorbei. Sie lief durch das Haus, um ihren Vater zu suchen.
    Er war in einem der kleinen Salons im Obergeschoss und saß an seinem Schreibtisch vor einem Stapel Bücher.
    »Papa«, sagte Lily tonlos.
    George Lawson blickte auf und rückte seine Brille zurecht. »Lord Raiford hat mir mitgeteilt dass du abreist.«
    »Er hat mich gezwungen zu fahren.«
    »Das habe ich nicht anders erwartet«, entgegnete er.
    »Hast du irgendetwas zu meiner Verteidigung vorgebracht Papa?« Lily runzelte die Stirn. »Hast du ihm gesagt dass ich bleiben sollte? Oder bist du froh, wenn ich weg bin? Ziehst du eine deiner Töchter vor?«
    »Ich muss lesen«, erwiderte George zerstreut und wies auf seine Bücher.
    »Ja, natürlich«, murmelte Lily. »Es tut mir Leid.«
    Er drehte sich mit bekümmertem Gesichtsausdruck zu ihr um. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, meine Tochter. Die Unruhe, die du immer verursachst überrascht mich schon lange nicht mehr. Du hast mich nie enttäuscht, weil ich nie etwas von dir erwartet habe.«
    Lily war sich nicht ganz sicher, warum sie eigentlich zu ihm gekommen war – er mochte wenig von ihr erwarten, aber sie erwartete noch weniger von ihm. Als Kind hatte sie ihn ständig gequält und belästigt – sie war heimlich in sein Arbeitszimmer geschlichen und hatte ihn mit Fragen behelligt hatte versehentlich Tinte über seinen Schreibtisch geschüttet als sie versuchte, mit seiner Feder zu schreiben. Es hatte Jahre gedauert, bis sie die niederschmetternde Tatsache akzeptiert hatte, dass er einfach nicht an ihr interessiert war, nicht an ihren Gedanken oder Fragen und auch nicht daran, ob sie sich gut oder schlecht benahm. Sie hatte immer versucht einen Grund für seine Gleichgültigkeit zu finden. Lange Zeit hatte sie das Gefühl gehabt sie habe einen schrecklichen Makel, und deshalb würde er sie nicht mögen. Bevor sie ihr Zuhause für immer verlassen hatte, hatte sie sich Totty anvertraut und diese hatte ihr die Schuldgefühle ein wenig nehmen

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