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Jägerin des Herzens

Jägerin des Herzens

Titel: Jägerin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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weiche lavendelfarbene Kleid mit dem gerüschten Spitzenkragen betonte noch die Blässe ihrer Haut und die Schatten unter ihren Augen. Ihre Lippen waren rot und geschwollen und zeugten von seiner Grobheit in der vergangenen Nacht.
    »Ihr seht entsetzlich aus«, bemerkte er ungezogen und zündete sich noch eine Zigarre an.
    »Nicht schlimmer als Ihr. Ein Mann, der zu tief ins Glas geschaut hat ist immer abstoßend.« Lily trat zum Fenster und öffnete es, damit ein wenig frische Luft ins Zimmer kam. Sie runzelte die Stirn, als sie die Brandflecken auf dem ledergesäumten Tisch sah ein kostbares Stück, auf dem seltene Folio-Bändelagen. Ruiniert. Als sie sich umdrehte, stellte sie fest dass Alex sie anstarrte. Sein kalter Blick forderte sie heraus, ihm Vorwürfe zu machen.
    »Was ist der Grund?«, fragte sie.
    Er wies auf einen Zigarrenstummel.
    Sie lächelte säuerlich. »Ich wollte eigentlich wissen, warum Ihr Euch betrunken habt wie ein Schwein. Habt Ihr der längst verlorenen heiligen Caroline nachgeweint? Oder seid Ihr eifersüchtig, weil Zachary ein besserer Mann ist als Ihr jemals sein werdet? Oder könnte es sein …«
    »Es ist wegen Euch«, knurrte Alex und schob die Brandyflasche beiseite. »Ich will, dass Ihr mein Haus verlasst mein Leben, dass Ihr weggeht! In einer Stunde seid Ihr verschwunden! Geht zurück nach London. Geht irgendwohin!«
    Lily warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Vermutlich soll ich mich Euch jetzt zu Füßen werfen und betteln, ›O bitte, Mylord, erlaubt mir zu bleiben‹. Nun, das werde ich nicht tun, Raiford! Ich bettele Euch nicht an, und ich gehe auch nicht. Vielleicht können wir noch einmal darüber reden, was Eure Wut verursacht hat wenn Ihr wieder nüchtern seid, aber bis dahin …«
    »Ich habe mich mit einer Flasche Brandy gestärkt, und ich kann Euch trotzdem kaum noch ertragen, Miss Lawson.
    Glaubt mir, Ihr solltet Euch nicht wünschen, dass ich nüchtern bin.«
    »Aufgeblasener Wichtigtuer«, schnaubte sie. »Vermutlich habt Ihr beschlossen, dass ich der Grund für all Eure Probleme bin, dabei sind alle Schwierigkeiten nur in Eurem dummen, dicken, benebelten Kopf …«
    »Fangt an zu packen. Sonst tue ich es für Euch.«
    »Ist es wegen gestern Nacht? Wegen eines bedeutungslosen Kusses? Ich kann Euch versichern, er hatte für mich weniger Bedeutung als …«
    »Ich habe Euch gesagt, Ihr sollt gehen«, unterbrach er sie ruhig. »Ich möchte, dass jede Spur von Euch hier getilgt wird, einschließlich Eurer Karten, Eurer mitternächtlichen Ausflüge, Eurer kleinen Spielchen und Eurer großen braunen Augen. Auf der Stelle!«
    »Schert Euch zum Teufel!« Lily blieb stehen, fest entschlossen, ihm standzuhalten. Verwirrt sah sie zu, wie er die Bibliothek verließ. »Wohin geht Ihr? Was wollt Ihr …« Als sie ihm folgte, stand er bereits am Fuß der großen Treppe und marschierte geradewegs zu ihrem Schlafzimmer. »Wagt es bloß nicht!«, kreischte sie und eilte hinter ihm her. »Ihr ungastliches Schwein, arrogantes Ungeheuer!«
    Lily lief die Treppe hinauf und kam im gleichen Moment wie Alex in ihrem Schlafzimmer an. Ein Hausmädchen war gerade dabei, die Bettwäsche zu wechseln. Nach einem verwirrten Blick auf das Paar floh sie aus dem Zimmer, als sei eine ganze Armee hinter ihr her. Alex riss den Schrank auf und begann, ihre Kleider in den erstbesten Koffer zu stopfen.
    »Nehmt die Pfoten von meinen Sachen!« Wütend ergriff Lily eine zarte Porzellanfigur, die auf dem Nachtschränkchen stand, und warf sie nach ihm. Alex duckte sich geistesgegenwärtig, und das Figürchen zerschellte an der Wand.
    »Sie, hat meiner Mutter gehört«, grollte er, und seine grauen Augen funkelten unheilverkündend.
    »Und was glaubt Ihr, würde Eure Mutter sagen, wenn sie Euch jetzt sehen könnte, ein gewalttätiges Tier mit einem vertrockneten Herzen in der Brust ein Mann, der nur an sich denkt … ah!«, schrie Lily wütend auf, als Alex das Fenster öffnete und ihren Koffer hinauswarf. Handschuhe, Strümpfe und Toilettenartikel fielen aus dem halb offenen Koffer auf die Auffahrt. Lily wirbelte herum und suchte nach einem weiteren Gegenstand, den sie nach ihm schleudern konnte. Dabei fiel ihr Blick auf ihre Schwester, die in der Tür stand.
    Penelope starrte sie beide entsetzt an. »Ihr seid verrückt geworden«, keuchte sie.
    So leise ihre Stimme auch war, Alex hörte sie doch. Er war gerade dabei, ein Kleid in eine Hutschachtel zu stopfen, hielt inne und blickte Penelope finster

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