Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
froh.
»Du hast noch einige Tage, bis du zurückkehrst, Felina. Möchtest du die beiden besuchen?«
»Was?« Feli fuhr aus ihren Gedanken auf.
»Ich bin einer der Seelenführer, Felina. Ich kenne die Wege zu den Goldenen Steppen. Wenn du möchtest, bringe ich dich dorthin.«
»Echt?«
»Natürlich. Morgen, wenn du möchtest. Aber sag es niemandem, es gibt viele, die nicht wollen, dass ein Mensch Zutritt zu diesen Gefilden hat.«
»Wie lange bleiben wir?«
»Besser nur ein paar Stunden. Wir müssen zum Roc’h Nadoz. Von dort ist es zwar nur ein kurzer Weg, aber wir sollten am Abend wieder zurück sein.«
»Hier, ich bin keine Marathon-Läuferin.«
»Nein, aber ich bin recht schnell auf den Pfoten. Selbst wenn ich ein mageres Menschel trage.«
Feli kicherte und dachte an den rasenden Ritt auf Che-Nupets Rücken.
»Okay, dann mache ich gerne mit.«
So schnell wie die Kätzin war Imhotep nicht, aber er war ausdauernd, und da sie in der Morgendämmerung aufgebrochen waren, hatten sie den Übergangsfelsen am späten Vormittag erreicht. Ein bisschen mulmig war es Feli nun doch zu Mute, als sie den dunklen Eingang sah. Sie zögerte. Eigentlich hätte sie gerne Che-Nupet an ihrer Seite gehabt. Wieso war die nicht hier und hielt Wache am Roc’h Nadoz? War das nicht ihre Aufgabe?
»Nun komm schon, Felina. Oder hast du Angst?«
»Nein, nicht wirklich. Okay, du kennst dich ja aus.«
Feli griff nach dem Ankh um ihren Hals und trat in das Dunkel.
Es war nicht richtig dunkel, es war dämmerig. Sie legte eine Hand auf Imhoteps Rücken, um ihn nicht zu verlieren.
Das Ankh summte in ihren Fingern.
»Nicht zögern, Felina.«
»Schon gut.«
Sie eilten über einen für sie kaum erkennbaren Pfad zwischen hohen, grauen Baumstämmen hindurch, und es mochte eben eine Viertelstunde vergangen sein, als sie vor einem steinernen Portal standen. Einem Portal, das nicht Katzenpfoten, sondern Menschenhände geschaffen hatten. Hohe Säulen ragten hier auf, und zwei steinerne Figuren flankierten es. Steinerne, geflügelte Löwen mit Menschengesichtern.
Und Kopftüchern.
»Heiliger Sphinx«, murmelte Felina.
»So ist es. Tritt hindurch, die tun dir nichts.«
Sie folgte Imhotep und stieg den sich nach oben windenden Weg hinter ihm hinauf in die Helligkeit.
Eine weite Landschaft breitete sich vor ihr aus. Wahrhaft goldenes Gefilde. Sanft wogte die Steppe in einem lauen Wind, kleine, weiße Wölkchen trieben über den blauen Himmel, schmale Baumreihen säumten sprudelnde Gewässer, und der Duft von wilden Kräutern füllte die Luft. Feli blinzelte. Doch, ja, hier waren Katzen. Katzen, wie sie sie aus ihrer Welt kannte. Sie kamen ihr seltsam vor, so klein, wie sie waren. Und alle, die hier in der Sonne lagen, miteinander spielten oder in Gruppen durch die goldgelben Gräser streiften, waren grau oder weiß.
»Sie geben ihren irdischen Pelz hier ab, weshalb auch die Schwarze, Melle, ein graues Fell trägt. Dort vorne sind sie. Geh zu ihnen, Felina. Ich warte hier und rufe dich, wenn es an der Zeit ist, zurückzugehen.«
Felina fühlte sich plötzlich groß und unbeholfen zwischen all den kleinen Katzen, aber plötzlich sprang eine auf und rannte auf sie zu.
»Feli? Feli, bist du das wirklich?«
»Ähm … ja, ich bin Feli.«
»Kind, was ist dir passiert?«
»Nichts – du bist …«
»Gesa. Ich weiß, es ist kaum zu verstehen …«
»Doch, ich weiß es schon. Und das ist Melle, nicht wahr?«
Melle rieb ihren Kopf an Felis Bein. Sie kniete nieder und nahm beide Katzen in die Arme. Und dann erklärte sie der Katze, die einst ihre Großmutter gewesen war, beinahe atemlos, warum sie hier war. Die hörte begeistert zu und sagte schließlich: »Der Ohrring. Ich hatte mir so gewünscht, du mögest eines Tages erkennen, dass meine Geschichten wahr sind. Aber dass es so bald passieren würde, hätte ich nie gedacht. Und das Ankh der Königin – das trägst du auch. Mein Gott, was wird Majestät stinkig sein, dass sie nicht zurück konnte. Sie ist sehr befehlsgewohnt und autoritär.«
»Dann wird sie sich schon durchsetzen. Ihr Katzen habt da ja so eure Methoden, wie ich bemerkt habe.«
Melle schnurrte sie erfreut an.
»Melle kann mich verstehen, nicht wahr?«
»Alle Katzen können Menschen verstehen, Feli. Aber als Menschen können wir nur die Trefélingeborenen verstehen, und das auch nur, wenn wir einen ihrer Ohrringe tragen. Aber es gibt auch mit den Katzengeborenen viele Arten der Verständigung, nicht Melle?«
»Mirrp
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