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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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genommen?
    Welche Folgen würde das haben?
    Schluchzen drängte sich aus ihrer Kehle.
    Sie unterdrückte es mit Gewalt.
    Lauschte dann.
    Hatte sie der Laut verraten?
    Stille.
    Wie zuvor verschluckte der Nebel alle Laute.
    Angstschauder durchbebten sie.
    Und in ihrer Kehle bildete sich ein leises Grollen.
    Schnurren, hatte Anat gesagt. Schnurren half immer.
    Und so schnurrte sie. Ganz, ganz leise.
    Es half wirklich. Ihr Herz beruhigte sich ein wenig, schlug ihr nicht mehr bis in den Hals hinauf. Ihr Atem ging leichter. Sie konnte wieder klarer denken.
    Sie war hier, in den Grauen Wäldern. Allein, ohne den Weg zu kennen. Es gab die Namenlosen, die irgendwo lauerten, es gab den Schwarzen Sumpf, von dem eine unerklärliche Gefahr ausging. Und es wartete irgendein Ungeheuer auf sie.
    Aber es gab auch Pfadfinder, die die Verirrten suchten und zurückbrachten.
    Wenn sie denn wussten, dass es Verirrte gab.
    Wer würde sie vermissen?
    Anat vielleicht. Morgen. Oder übermorgen.
    Würde sie darauf kommen, dass Felina hier war? Oder einfach annehmen, dass sie zu Finn und Nefer gelaufen war?
    Konnte sie hier überhaupt so lange überleben?
    Che-Nupet würde sie vermissen und sie womöglich wirklich hier suchen. Aber Che-Nupet war irgendwohin verschwunden.
    Feli zwang sich weiterzuschnurren.
    Che-Nupet.
    Sie hatte gesagt, sie solle sie rufen.
    Zu jenem grünen Platz.
    Ob sie das wirklich konnte? Würde sie sie erreichen?
    Alles, alles, was ihr irgendwie helfen konnte, musste sie versuchen.
    Feli schloss die Augen. Eine grüne Lichtung, vier Bäume. Eine lichtgrüne Birke, eine dunkle Kiefer, eine schlanke Weide, eine gedrungene Eibe.
    »Che-Nupet!«, flüsterte sie. »Schnuppel! Bitte, Schnuppel, finde mich.«
    Die Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Noch einmal flüsterte sie: »Schnuppel! Schnuppel, Freundin. Ich bin in Not. Hilf mir.«
    Mühsam hielt Feli das Bild der runden Lichtung aufrecht. Es kostete sie die Kraft der Konzentration. Manchmal wollte es verschwimmen, manchmal zogen Schatten darüber. Aber zusammen mit dem Schnurren konnte sie es immer wieder stabilisieren.
    Wie lange, wusste sie nicht.
    Irgendwo raschelte es.
    Das Bild der Lichtung zerbarst, Angst quoll wie schwarze Wolken vor ihren Augen auf.
    Das Rascheln kam näher. Sie versuchte, sich tiefer ins trockene Laub zu vergraben.
    Das Rascheln erstarb, Schnurren ertönte. Leises, gurrendes Schnurren.
    Ganz vorsichtig wagte Feli den Kopf zu heben.
    »Ist ja gut, ist ja gut. Kommst du jetzt mit nach Hause, ne?«
    »Schnuppel. Oh mein Gott, Schnuppel.«
    Schlapp!
    Einmal über das Gesicht.
    »Nicht weinen, wird gut. Komm, steig auf. Ist nicht weit, ne.«
    Feli krabbelte aus dem Laub und kletterte auf die Katze. Die hatte das Kopftuch wieder abgelegt, und Feli fuhr mit den Fingern in das flauschige Nackenfell.
    Che-Nupet trabte los. Noch immer zitternd schaute sich Feli um. Nein, es gab für ihre Augen hier keine Anhaltspunkte, keine Landmarken, keine sichtbaren Pfade. Und doch schien die Kätzin genau zu wissen, wohin sie sich wenden musste. Es dauerte wirklich nicht lange, und sie sah das Tageslicht durch das Portal des Übergangsfelsen schimmern.
    Dann standen sie wieder vor dem Roc’h Nadoz.
    »Gehen wir zum Bach runter, Feli. Gesicht waschen und trinken. Hast du so viele Tränen geweint.«
    »Ja, ich bin durstig.«
    Schweigend gingen sie den Abhang hinunter bis zu dem kleinen Gewässer, wo sie schon einmal gelagert hatten. Feli kühlte sich die Augen und trank, dann setzte sie sich ans Ufer und sah Che-Nupet an, die wachsam zum Übergangsfelsen spähte.
    »Danke«, sagte sie leise.
    »Mhm.«
    »Ich hab Mist gemacht.«
    »Weiß ich nicht.«
    »Weißt du doch. Du weißt alles, Che-Nupet.«
    »Nein, das hier weiß ich nicht. Kann sein, dass du einen Fehler gemacht hast. Kann sein, dass ein anderer dadurch einen größeren gemacht hat.«
    »Imhotep hat mir angeboten, meine Großmutter und Melle zu besuchen.«
    »Das war ein guter Köder, ne?«
    Feli wusste auf einmal, was man eine blitzartige Erkenntnis nennt.
    »Scheiße!«
    »Glitschwurm!«, korrigierte Che-Nupet und kicherte.
    »Wie du möchtest.«
    Che-Nupet wandte sich ihr nun ganz zu.
    »Hat er dich in die Grauen Wälder gelockt und dann alleine gelassen? Hat er dich zu den Goldenen Steppen geführt?«
    »Ja, das hat er, und Gesa und Melle habe ich auch getroffen.«
    »Dann hast du ein gutes Bild in dir, das du immer wieder ansehen kannst.«
    »Ja, Schnuppel, das habe ich. Sie sind sehr glücklich

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