Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
dort.«
»Imhotep hat auf dich gewartet und dich zurückgerufen?«
»Ja, nach einer Weile. Er meinte, ich sollte nur ein paar Stunden dort bleiben, damit ich am Abend wieder zurück sein kann.«
»Nicht ungeschickt.«
»Und dann kam dieses Ungeheuer.«
»Wie praktisch, ne?«
Feli ging eine weitere Kerze auf.
»Glitschwurm!«
»Richtig. Zieht nämlich um diese Zeit ein Wächter seine Runden. Imhotep hat dir Angst gemacht.«
»Ja, er sagte, das Monster würde – au – Superglitschwurm! Er sagte, das Ankh zieht es an. Ich habe es ihm gegeben. Megasuperhyperglitschwurm!«
»Ist nicht schlimm. Ist sein Fehler.«
»Du meinst – er hat geschrien, und ich dachte, das Ungeheuer hätte ihn getötet.«
»Hab ich die Schreie auch gehört. Aber das Ungeheuer tötet die Pfadfinder nicht. Es ist ein Wächter.«
Jetzt ging Feli sogar ein ganzer Kronleuchter auf.
»Du warst die ganze Zeit in den Grauen Wäldern.«
»Ja, Feli. Mein Job, ne?«
»Du gehörst zu den Wächtern?«
»Nicht zu denen. Wache ich über den Eingang. Von innen, Feli. Nicht außen. Aber das wissen nur ganz wenige. Schweigst du darüber, ja?«
»Ja, ja, versprochen.« Und dann lächelte sie. »Alle denken, du liegst hinter einem Busch und lüftest deinen Bauch.«
»Der braucht manchmal Sonne.«
»Ich verstehe.«
»Ja, bist du ein sehr kluges Mädchen, eines, das nachdenkt und sich Ratschläge behält. Das tun nicht viele – weder Menschen noch Katzen. Hast mich gerufen, als du in Not warst. Das hast du gut gemacht.«
»Ich habe auch geschnurrt.«
Che-Nupet kicherte wieder.
»Anat hat es dir beigebracht. Nützlich, ne?«
»Ja, sehr. Aber jetzt … du, was ist mit Imhotep? Warum hat er das getan?«
»Weiß ich’s?«
»Wissen tust du es nicht, aber wir beide können Vermutungen anstellen, nicht wahr?«
»Wird uns keiner glauben, Feli. Du bist ein Mensch und ich eine dumme, dicke Katze.«
»Nicht mal Amun Hab?«
»Vielleicht, aber kein anderer. Steht Imhotep in sehr hohem Ansehen.«
»Warum?«
»Kümmert er sich um die geschundenen Seelen der Katzengeborenen, ne? Nimmt er viel Leid auf sich. Machen die anderen lieber die Augen zu.«
»Und dennoch wollte er mich in den Grauen Wäldern verschwinden lassen.«
»Ich denke, er will noch viel mehr.«
»Das Ankh.«
»Richtig.«
»Shepsi war nur sein Handlanger.«
»Vermutlich.«
»Pachet?«
»Könnte sein. Haben wir sie noch nicht gefunden.«
»Warum will er das Ankh?«
»Will er König werden.«
»Ich denke …«
»Ja, du denkst.« Und dann wurde Che-Nupet plötzlich sehr ernst. »Und ich denke auch. Geht Imhotep oft in die Grauen Wälder. Begleitet die Katzen, die großes Leid erfahren haben. Katzen, die gestorben sind – die gequälten, verlassenen, unter Schmerzen und im Elend. Hört er es, sieht es, tagein, tagaus. Bringt er sie zum Hellen Bach, wo sie das Wasser des Vergessens trinken. Das Wasser, das ihr Leid abwäscht und dann in dem Schwarzen Sumpf versickert. Findest du in diesem Sumpf den wahren, den reinen, den absolut unbeschreiblichen Horror, Feli. Haben sich alle Bosheiten, aller Hass, alle Freveltaten gesammelt, die Menschen den Katzen angetan haben. Ist ein großes Sammelbecken mit einer festen Mauer darum, damit nichts davon austreten kann. Nur an einer Stelle, ne, da kommen Tröpfchen raus. Ganz helle, reine, saubere Tröpfchen. Nennen wir Heldenwasser, ja! Aber das ist eine andere Sache. Hat nichts zu tun mit dem, was ich denke. Gibt es Zeichen dafür, dass die Mauer von dem Schwarzen Sumpf undicht geworden ist. Haben die Wächter die Stelle nicht gefunden. Aber gibt es ein Rinnsal. Wer damit in Berührung kommt, berührt das Böse.«
»Und wird böse?«
»Weiß ich’s?«
»Wahrscheinlich nicht. Das Böse wirkt auf jeden anders, nicht wahr?«
»Ja, wird vielleicht der abgestoßen davon. Wird dann nur noch das Gute suchen. Oder wird wütend werden über das Schlimme. Vielleicht wird dann Gefallen daran finden. Wird merken, dass Bosheit Macht ist, ne?«
»Weshalb einige Namenlose aggressiv geworden sind, wie Mafed es berichtet hat.«
»Könnte ein Grund sein.«
»Und auch Imhotep könnte in den Bann des Bösen geraten sein.«
»Auch das.«
»Er hat das Ankh, und er hält sich in den Grauen Wäldern auf. Er kennt die Wege. Er hat von uns auf dem Ratsfelsen gehört, wo eure Königin sich aufhält.«
»Wird sie gewarnt werden.«
»Wie das?«
»Weiß ich’s?«
»Ja, Schnuppel, das weißt du. Aber wahrscheinlich wirst du es mir nicht
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