Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Imhotep, du warst einer meiner engsten Berater. Du hast dich gegen mein Volk erhoben, die Insignien der Macht gestohlen, Mord befohlen und Übergänge geschlossen. Nichts davon war dein Recht. Dir wurde der Ring genommen. Dir wird dein Amt genommen. Und ich nehme dir den Ersten, Zweiten und den Geburtsnamen. Namenlos und ohne Erinnerung wirst du auf alle Zeit in die Grauen Wälder verbannt.«
»Ähm – Majestät?«
»Finn?«
»Man hört gelegentlich vor der Vollstreckung des Urteils, was der Beschuldigte zu der Anklage zu sagen hat.«
»Der hat hier nichts mehr zu sagen.«
Feli trat Finn auf den Fuß.
»Ja, aber …«
»Es ist ihre Art der Rechtsprechung.«
»Nicht wirklich Recht«, murmelte er.
»Macht ihm die Fesseln ab und schickt ihn durch den Dolmen.«
»Nathan, können Sie mir ein Messer geben?«
Er reichte ihr seines, und Feli schnitt die Fesseln durch. Nefer schob den Namenlosen auf die Pfoten. Der taumelte, wurde aber dann von Che-Nupet und Nefer in den Dolmen gedrängt. Kurz darauf kamen die beiden alleine zurück.
»Er wandert.«
»Gut so. Und nun zu dir. Finn. Ein Mensch, der einem Trefélingeborenen das Leben gerettet hat, gebührt ein Geschenk. Du hast noch mehr getan, du hast geholfen, mein Reich gegen den Vernichter zu schützen. Auch wenn du dich dabei gelegentlich etwas deppert angestellt hast. Amun Hab hat dir den Ohrring verliehen, ich erlaube dir, ihn auf unbefristete Zeit zu tragen. Mach guten Gebrauch davon.«
Sprachlos sank Finn auf die Knie und verbeugte sich. Er bekam nur ein gestammeltes »Danke« heraus.
»Und du, Felina, Gesas Enkelin, hast meinem Volk selbstlos geholfen und deinem Namen alle Ehre gemacht. Du magst Gesas Ring behalten. Mach guten Gebrauch davon.«
Feli kniete ebenfalls nieder und sagte: »Danke, Majestät.«
»Und du, Nefer, bist ein junger Idiot. Aber was soll’s, du hast deine Prüfung bestanden. Mach das Beste draus.«
»Oh. Danke, Majestät.«
»Che-Nupet, wir reden miteinander, wenn wir zurück sind.«
»Ja, Majestät.«
»Und jetzt verabschiedet euch voneinander.«
»Ja, Majestät.«
Feli ging zu Nefer und drückte ihre Nase an seine.
»Ich werde dich nie vergessen.«
Er schnurrte.
»Ich hätte so gerne noch mal über deinen Bauch geschlappt«, flüsterte er. Und Feli zog ihr T-Shirt hoch.
Schlapp.
»Daran werde ich immer denken.«
»Ah pah!«
»Und an alles andere auch. Du bist wundervoll, Felina. Leb wohl.«
Dann wandte er sich Finn zu, und beide schwiegen.
Feli fehlten auch die Worte, als sie Che-Nupet gegenüberstand. Die leckte ihr die Tränen von den Wangen.
»Übst du Schmetterling, ja? Denkst du an mich, ne?«
»Gewiss.«
Sie drückte sich fest an die Katze und schnurrte. Es half ein wenig, den Schmerz der Trennung zu bewältigen.
»Musst du Majestät übersetzen«, sagte sie dann und schubste sie von sich weg.
Nathan kniete vor Majestät und kraulte sie zwischen den Ohren.
»Du bist ein guter Mensch, Nathan. Kümmere dich um die Waldkatzen, sie halten viel von dir. Und das will wirklich etwas heißen.«
»Ja, Majestät.«
»Leb wohl, Nathan.«
Majestätens Nase näherte sich seinem Gesicht, und Feli drückte ihm fest die Hand auf die Schulter. »Nicht zurückzucken, das ist ein königlicher Kuss«, flüsterte sie.
Er nahm ihn in großer Würde entgegen.
Dann scheuchte Majestät Nefer und Che-Nupet in den Dolmen und wollte auch gerade gehen, als Feli siedend heiß einfiel, dass sie noch den Ohrring des Namenlosen in der Tasche hatte.
»Majestät, warte. Was soll ich damit machen?«
Majestät sah den Ring an, dann zog sich ein äußerst kätzisches Grinsen über ihr Gesicht.
»Gib ihn Nathan. Der soll das Beste draus machen.«
»Okay …«
Dann war sie weg.
55. Zukunftsträume und Schmetterlinge
Finn schlenderte über die Wiese am Kiessee. Überall lagen Handtücher und Badematten, auf denen sich Sonnenbratlinge aalten. Andere spielten mit Bällen oder Frisby-Scheiben, zwei nasse Hunde jagten einander und erregten Ärger oder Gelächter, je nachdem, wer von ihnen nassgespritzt wurde. Finn ignorierte sie, er hielt nach Felina Ausschau. Sie war mit Kristin am See verabredet, und er hatte an diesem Samstag früher als sonst seine Arbeit beendet. In dem Gewimmel fand er sie zunächst nicht, aber dann besann er sich auf die unerwartete Fähigkeit, die er seit seiner Rückverwandlung behalten hatte. Er öffnete ein wenig den Mund und sog die Luft ein. Und dann witterte er sie.
Zielstrebig bahnte er sich den Weg
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