Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
nicht.«
»Gefällt mir auch nicht, ne. Kann man nichts tun, ne. Wird Ärger geben, ja, ja.«
Tante? Tante??? Che-Nupet hatte eine Tante irgendwo da in den Grauen Wäldern? Und einen Vater? Unter Felis Fell begann es zu zucken. Wer war ihre Freundin?
»Du wirst wachen müssen, Che-Nupet.«
»Mach ich.«
»Erklärt ihr mir das bitte, Amun Hab? Ich meine, wenn ich hier schon dabeisitze und mir das anhören darf.«
»Shepsi und der Namenlose tragen Ringe, die allmählich ihre Wirkung verlieren, Feli. Der eine, weil seine Trägerin gestorben ist, der andere, weil Shepsi vermutlich zu oft und zu viel seine Kraft benötigt hat. Dort, wo sie hingegangen sind, können die Ringe wieder gereinigt werden.«
Feli schluckte das Wort Heldenwasser heldenhaft hinunter und nickte nur.
»Kann sein, der Namenlose erinnert sich wieder, ne. Mit Ring, so.«
»Schlecht«, sagte Feli.
Amun Hab grollte plötzlich.
»Che-Nupet, du trägst einen Ring. Seit wann das?«
»Ist nicht echt, ne. Hat Feli geschenkt. Nur für hübsch, ne.«
Die dicke Katze zitterte am ganzen Leib.
»Sie hatte befürchtet, dass ihre Begleiter Fragen stellen würden, warum sie sich ohne Ring verwandelt hat, Amun Hab. Darum habe ich ihr diesen Ring ins Ohr gepiekt. Er ist aus einer Bijouterie und wirklich nicht echt. Aber ich habe auch ein Tuch für sie mitgebracht. Das ist noch im Rucksack.«
»Na gut. Che-Nupet, du solltest das Kopftuch tragen. Es steht dir zu, und du kannst nicht immer verleugnen, wer du bist.«
»Hab ich Angst, ne.«
»Hast du Feli, klar?«
Dann aber hatte Mima Che-Nupet doch nicht das Schmetterlingstuch umgelegt, denn die wollte unbedingt wieder zu ihrem Wachtposten zurück. Und dort, am Eingang zu den Grauen Wäldern am Roc’h Nadoz, galt es so unauffällig wie möglich zu bleiben, hatte sie argumentiert.
Feli hatte, während sie diesen Gedanken nachhing, ihr Fell gründlich gebürstet und streckte sich noch einmal. Ihr Magen knurrte. Vermutlich sollte sie sich um ihr Essen kümmern. Der See, das wusste sie, war reich an Fischen. Und viele Katzen waren geschickt darin, sie mit den Krallen herauszuangeln. Es kam wohl mal auf einen Versuch an.
Als sie das Ufer erreicht hatte, stellte sie fest, dass sie nicht alleine auf diese Idee gekommen war. Ein flauschiger Kartäuser machte sich eben über einen glänzenden Fisch her, zwinkerte ihr aus goldenen Augen zu und rülpste vornehm.
»Auch einen?«
»Ich würde es gerne lernen.«
»Dann komm mit. Feli, nicht wahr?«
»Ja. Und wie heißt du?«
»Man ruft mich Thot. Mit Th, Liebes.«
»Schreiber?«
Feli hatte sich mit den Namen der alten Ägypter vertraut gemacht, seit sie wusste, dass die Katzen deren Namen bevorzugten. Thot war der Gott der Weisheit, der Wissenschaft und des Schreibens.
Der Graue brummte erfreut.
»Spring auf den flachen Stein dort, Feli, und schau ins Wasser. Wenn ein Fisch in Pfotennähe schwimmt, Krallen raus und kurz und heftig zuschlagen. Dann die Beute sofort hinter dich werfen. Nässe macht dir ja nicht so viel aus, denke ich.«
»Ich habe gerade mein gesamtes Fell gebürstet.«
»Sehr schön. Aber nach dem Essen wirst du dich sowieso noch mal waschen. Das gehört sich so.«
»Warum eigentlich?«
»Weil wir geruchlos bleiben wollen. Wir möchten doch nicht, dass unsere Beute uns wittert.«
»Ist was dran.«
Sie sprang auf den Stein und legte sich flach hin. Das Wasser des Lind Siron war kristallklar, auf kleinen Wellen trieben vereinzelte Bläschen vorbei, die der Wasserfall erzeugt hatte. Und nachdem sie sich darauf konzentriert hatte, erkannte sie auch die silbrigen Leiber der Fische unter sich. Viermal entwischte ihr die Beute, beim fünften Mal hatte sie eine dicke Forelle an der Krallenangel und warf sie, wie empfohlen, hinter sich. Der Tötungsbiss bereitete ihr noch einige Mühe, aber – große Bastet! – sie war nun mal eine Katze und damit ein Raubtier. Außerdem aß sie ja als Mensch auch tote Tiere.
Thot hatte sie beobachtet, ihr dann anerkennend zugenickt und sich getrollt. Feli machte sich nach dem Mahl – und einem gründlichen Putzen – auf, Anat, die Heilerin, zu besuchen und sich nach Tija zu erkundigen. Die wuschelige Perserkatze ruhte auf einem weichen Lager und schnurrte vor sich hin. Als sie sie erkannte, wurde aus dem Heilschnurren ein freudiges.
»Wie geht es dir, Tija?«
»Ganz gut. Anat hat mir ein klein wenig Lebenskraut gegeben. Die Wunde heilt jetzt schnell.«
Feli erzählte ihr von der Vergabe der Tücher,
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