Jagd auf eine Bestie 2. Teil: Thriller (German Edition)
eine Regenrinne entdeckt. Da war sie. Er musste sie irgendwie erreichen. Kerner schloss einen Fensterflügel. Dahinter befand sich ein großer Gardinenstore mit einer dicken, geflochtenen Schnur, die ihn zusammenhielt. Kerner nahm die Schnur und befestigte ein Ende an einem der Haken, die außen an der Mauer die Fensterläden sicherten. Dann kletterte er nach draußen. An der Schnur ließ er sich langsam ein Stück herunter. Nachdem er sich ein paar Mal daran hin und her geschwungen hatte und dabei mit den Füßen an der Wand abstieß, konnte er die Regenrinne greifen. Er befestigte das Ende der Schnur daran und kletterte hinunter. Immer noch war nichts zu sehen. Schnell überbrückte Kerner das freie Stück zwischen Haus und dem nahen Waldstück. Dort angekommen, orientierte er sich zunächst. Er wusste, in welcher Richtung das alte Jagdhaus stehen musste und rannte los.
Nachdem er einen weiten Bogen geschlagen hatte, erreichte Kerner nach einiger Zeit die Lichtung mit dem Hubschrauberlandeplatz. Im fahlen Mondlicht erkannte er die Umrisse des Jagdhauses. Er blieb einen Moment stehen und atmete tief durch. Auch hier war alles ruhig, niemand war zu entdecken. Die Wachen waren fast alle an der äußeren Mauer postiert, und die steile Felswand auf dieser Seite hier könnte ohnehin niemand erklettern. Eine zusätzliche Überwachung auf dem Gelände schien somit auch nicht nötig. Eigentlich! Kerner ging hinüber zum Haus und sah sich weiter um. Alles wirkte noch unheimlicher und bedrohlicher als bei Tage.
Obwohl Kerner für solche Wahrnehmungen nicht empfänglich war, hatte er mit einem Mal ein beklemmendes Gefühl. Ein paar Meter vom Haus entfernt ragte ein Brunnenschacht aus dem Boden. Er war aus dicken Felsblöcken gemauert. Kerner blieb neben ihm stehen und stützte die Hände auf den Rand. Irgendwie musste es ihm gelingen, ins Haus zu kommen. Die Fenster rundherum waren mit dicken Eisenstäben vergittert, und auch die massive Tür schien nicht geeignet, um dort einzubrechen. Nur ein kleines rundes Fenster im Giebel bot vielleicht eine Möglichkeit. Es hatte keine Gitter und machte auch sonst einen nicht übermäßig stabilen Eindruck. Die Fassade des Hauses bestand aus grobem Bruchstein. Er musste es versuchen. Vielleicht würde er an den Vorsprüngen genügend Halt finden. Gerade als er hinübergehen wollte, stockte er plötzlich. Er spürte einen Luftzug an seiner Hand und es schien, als würde er aus dem Brunnenschacht herauf kommen. Kerner ließ seine Handfläche über dem Schacht kreisen. Kein Zweifel. Es war ganz deutlich zu merken. Aus dem Brunnenschacht stieg ein schwacher, aber stetiger Luftstrom. Wie konnte das sein? Kerner nahm eine Taschenlampe, die er mitgenommen hatte, und lehnte sich über den Brunnenrand. Zuerst konnte er nichts sehen, aber dann entdeckte er doch etwas. Direkt unter ihm, etwas verdeckt von den Steinen, befanden sich die Lamellen einer Lüftungsklappe, die auf- und zugingen. Kerner konnte sie mit der Hand erreichen und spürte nun deutlich die austretende Luftströmung. Was sollte eine Lüftungsklappe in einem Brunnen? Es gab dafür nur eine Erklärung. Kerner drehte sich um und blickte zum Haus. Sie musste zu dem Jagdhaus gehören. Aber warum hatte das Haus eine so aufwändig versteckte Lüftungsanlage? Das war vollkommen unsinnig. Es sei denn … dieses Haus hätte einen Keller. Einen Keller, von dem niemand wissen sollte. Für Kerner war dies die einzig vernünftige Erklärung.
Ein tiefes, bedrohliches Geräusch war plötzlich hinter ihm. Kerner schloss für einen Moment die Augen. Er wusste genau, wer dort hinter ihm war und dass jetzt eine einzige falsche Bewegung seinen Tod bedeuten konnte. Ganz langsam drehte er sich um. Dunkel und bedrohlich standen die beiden riesigen deutschen Doggen da. Jupiter und Tacita fletschten ihre Zähne und knurrten. Die mächtigen Reißzähne blitzten Kerner entgegen, und lauernd kamen sie näher. Die Köpfe ragten hoch bis fast zu Kerners Brust. Beruhigend begann er auf die beiden einzureden. Obwohl sie ihn bereits kannten, dauerte es mehrere Minuten. Endlich gaben Jupiter und Tacita ihre Haltung auf. »Platz Tacita, Platz Jupiter!« Kerner hatte den Befehl lediglich geflüstert und ihnen dabei fest in die Augen gesehen. Die Hunde reagierten augenblicklich. Sie legten sich ins Gras und hechelten Kerner an. Er kniete sich zwischen sie und redete weiter mit beiden. Erst als sie vollkommen ruhig waren, stand er auf. Gerade wollte er
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