Jagd auf eine Bestie 2. Teil: Thriller (German Edition)
vielleicht auch etwas ungestörter als hier im Haus.«
Am Springbrunnen vor dem Eingang saßen zwei riesige Deutsche Doggen. Kerner sah sie und blieb auf der Treppe stehen. Bice lachte schallend und lief die Treppe herunter. »Die flößen einem ordentlich Respekt ein, nicht wahr?« Kerner grinste. »Ich kann es nicht verleugnen. Gibt es vielleicht so etwas wie ein Zauberwort, um sie zum Gehen zu bewegen?« Bice drehte sich zu den Hunden um. »Jupiter, Tacita, Platz!« Gemächlich streckten sich die beiden Kolosse aus und fingen an, friedlich vor sich her zu hecheln, als gäbe es nichts auf der Welt, was sie aus der Ruhe bringen könnte. Bice ging zu ihnen und kraulte sie am Hals. Sie winkte Kerner zu sich herunter. »Na komm schon, Victor, nur keine Angst. Sie müssen Deine Witterung aufnehmen.« Kerner ging die Treppe herunter und hatte auch nicht wirklich Angst vor den Tieren, aber das musste ja nicht unbedingt jeder wissen. Am Anfang seiner Polizeilaufbahn war er einige Zeit Ausbilder einer Hundestaffel gewesen. Bis ihm sein Job irgendwann keine Zeit mehr dafür ließ. Dennoch liebte er Hunde, und der Umgang mit ihnen lag ihm einfach im Blut. Er kniete sich zu Bice und den beiden hin. Beruhigend redete er auf sie ein und streichelte ihnen über den Kopf. Bice sah ihm dabei zu. »Du kannst sehr gut mit Tieren umgehen, Victor. Ich merke es an der Reaktion von Tacita. Sie gehorcht mir aufs Wort, aber sie hat auch einen absoluten Killerinstinkt. Das darfst Du mir glauben. Ich habe sie einem Fremden gegenüber noch nie so zutraulich gesehen.« Bice lachte Kerner an. »Du kannst also kein schlechter Mensch sein, Victor Baranow. Tacita würde es sofort merken und es mir sagen.« Kerner sah ruhig in die Augen der Hündin. »So, so … Tacita ist also Dein Name. Die Göttin des Todes. Na dann bin ich ja wirklich froh, dass ich in Dir eine Fürsprecherin gefunden habe, Tacita. Das ist mir übrigens auch bedeutend angenehmer, als von Dir gefressen zu werden.« Bice stieß Kerner lachend in die Rippen, und stand auf. Sie sah sich den Himmel an. Die Sonne schien kräftig, und es war immer noch sehr mild für die Jahreszeit. Kerner erhob sich ebenfalls, und langsam entfernten sie sich mehr und mehr vom Haus. Bice zeigte ihm den liebevoll angelegten Park mit seinen steinernen Skulpturen und den herrlichen Gartenanlagen. Sie spazierten ein ganzes Stück an den steilen Klippen über dem Comer See entlang und Bice erzählte von ihrem Leben und ihrer Familie. Immer wieder spürte Kerner die enge Bindung, die sie sowohl zu ihrem Vater als auch zu ihrem Bruder hatte, bemerkte aber auch, dass sich ihre Weltanschauung vollkommen von der ihrer Familie unterschied.
Kein Zweifel, diese Frau ahnte nichts von den dunklen Machenschaften der beiden, mit denen sie schon so viel Leid verursacht hatten. So sehr es ihn jedoch dazu drängte, ihr die Wahrheit über sich und den Grund seines Hierseins zu sagen, wusste er doch, dass dies unmöglich war. Der Weg machte plötzlich eine Biege und führte mitten in einen kleinen Wald. Nach ein paar Minuten erreichten sie eine Lichtung. Kerner sah einen großen weißen Kreis, der aus einer dicken Betonplatte bestand.
Ein Hubschrauberlandeplatz. Am gegenüberliegenden Rand der Lichtung, im Schutz der hohen Bäume, entdeckte er ein altes Jagdhaus. »Was ist das?«, fragte Kerner erstaunt. Bice legte den Arm um seine Hüfte und sah hinüber zu dem unheimlich anmutenden alten Haus. »Es gehört meinem Vater. Er hat sich dort immer mit seinen wichtigen Geschäftspartnern getroffen. Er wollte dann absolut nicht gestört werden. Niemand durfte dorthin, wenn sie eine Besprechung hatten. Jetzt, nachdem mein Vater sich von den Geschäften zurückgezogen hat, nutzt es mein Bruder für die gleichen Zwecke. Ich bin nur ganz selten dort gewesen. Ich mag das Haus nicht. Ich weiß auch nicht warum, aber es überkommt mich dann immer ein seltsames Gefühl. Lass uns einfach weitergehen, Victor. Es gibt noch so viel, was ich Dir zeigen will.« Sie gingen am Rand der Lichtung vorbei wieder zur Steilküste, und Bice zeigte ihm die wunderschöne Aussicht, die man von so vielen Punkten hier oben hatte. Kerners Gedanken jedoch kreisten fortan nur noch um das unheimlich anmutende Jagdhaus. Das musste es sein. Der Landeplatz, die geheimen Treffen, bei denen niemand zugegen sein durfte. Irgendwie musste Kerner in dieses Haus gelangen, und es war ratsam, es zu versuchen, bevor Ferruccio Vigiani von seiner
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