Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
Fremde auf, und Motels hatten um diese Zeit nicht viele Gäste. Wenn Laszlo so wichtig war, daß das Department ihn hier unterbrachte, erschien es ihr wahrscheinlicher, daß der Rummel infiltriert worden war. Da war beispielsweise dieses »He, Rube«, und wer immer »sie« waren, es konnte angenommen werden, daß sie nicht unvorsichtig sein würden und einen Plan ausgearbeitet hatten, der genau auf die Situation zugeschnitten war. Und die Situation eines Rummels, dachte sie trocken, war exotisch und einschüchternd.
Sie weigerte sich jedoch, auch nur in Erwägung zu ziehen, daß der Rummel als sicheres Versteck aufgeflogen sein könne, denn sie würde es nicht ertragen, daran zu denken, daß all diese Leute ihre Jobs und Willie seine Wandershow verlören.
Und ich hab mein Herz daran verloren, gestand sie sich lächelnd ein.
Pogos Schießbude war bereits von einer Schar junger Männer und Burschen umlagert. Als sie an Lubo und seinem Glücksrad vorbeikam, blieb sie kurz stehen, um seine Technik zu bewundern. Er war immer noch derselbe Lubo, der mit der Schnelligkeit von Maschinengewehrfeuer in sein Mikrophon sprach, aber mit fast leiser Stimme und in so vertraulichem Ton, daß die Passanten stehenblieben, um zu verstehen, was er sagte. »Die Chancen stehen acht zu eins«, flüsterte er fast in sein Mikrophon. »Versuchen Sie Ihr Glück, nutzen Sie Ihre Chancen, wagen Sie es! Mathematisch gesehen, werden Sie feststellen, daß dieses Spiel...« Sie schlenderte weiter und fragte sich, ob es Lubo sein könnte. Sie würde für Willie tun, was sie konnte, zumindest bis Cyrus nach Hause zurückkam und Kadi nicht mehr in Gefahr war. Aber sie konnte sich nicht wirklich vorstellen, daß sich der Täter in diesen wenigen Tagen aufspüren ließe. Sie verstand nun vollkommen, weshalb Willie selbst nicht dazu kam, heimlich Untersuchungen anzustellen, während sie dagegen ungehindert herumspazieren und beobachten konnte. Aber schließlich war sie für diese Leute eine Außenstehende, der sie möglicherweise eher vertrauten als der Polizei, die sich bereits den ganzen Tag hier umhörte und noch immer hier war, sich jedoch nun weniger auffällig benahm. Sie hatte bemerkt, daß ein Streifenwagen hinter dem Wohnwagenkreis abgestellt war, unweit der Stelle, wo der Hubschrauber sie abgesetzt hatte, und sie vermutete, daß ein paar Beamte in Zivil in der Menge herumstreiften. Das Zehnin-Einem öffnete soeben, und ein großer, dünner Mann probierte das Mikrophon auf der Ausruferbühne aus. Sie blieb stehen, denn sie wollte Kadis Vorstellung sehen, ega l, wie wenig sichtbar das Mädchen dabei war. Der Ausrufer räusperte sich, dann rief er: »Hierher, Freunde, kommt hierher!« Er beschrieb, welche Vergnügungen und Sensationen hier bei den verschiedenen Shows warteten. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, traten Shannon und Zilka zu ihm heraus und wurden mit begeisterten Pfiffen begrüßt. Sie schienen nur aus langen Haaren und Beinen zu bestehen und sahen in ihren hautengen, schillernden und glitzernden Kostümen umwerfend aus. El Flamo schloß sich ihnen an, eine lodernde Fackel schwingend. Ihm folgten der Professor und Tatjana, deren schwarzes Trikot das feurige Rot ihres Haares betonte. Als letzte erschien die Schlangenfrau, die von der Polizei so unerbittlich zu Willies Wandershow zurückgebracht worden war. Sie hielt eine riesige Schlange in den Armen und hatte eine weitere um den Hals geschlungen. Eine mutige Frau, aber keine glückliche, dachte Mrs. Pollifax, während sie sie scharf musterte. Nicht einmal das dick aufgetragene Augen-Make-up konnte den gehetzten, verängstigten Blick übertünchen. Sie dürfte Ende Dreißig sein, schätzte Mrs. Pollifax, gebleichtes blondes Haar, schlecht frisiert, und die Lippen zu rot. Erst als sie eine Schlange hob, änderte sich ihr Gesicht, wurde sanfter und jünger, als gäbe die Schlange in ihren Händen ihr mehr, als ein Mensch es je könnte. Mrs. Pollifax betrat das Zelt und schaute die nächsten fünf Minuten zu, wie Jasna unbewegt ihre langen, tödlichen Messer nach ihrem Vater warf. Sie sah die Schlangenfrau mit ihren Schlangen reden, mit ihnen spielen, hörte die Reptilien zischen, und bewunderte das Finale, als sie alle zehn Schlangen um sich drapierte. Danach widmete sie ihre Aufmerksamkeit dem Professor, der Eier aus einem Hut zog und regenbogenfarbene Schals aus seinem Ohr, und freute sich, als er Tatjana und Kadi erfolgreich in zwei Hälften gesägt hatte.
Erst als seine

Weitere Kostenlose Bücher