Jagd auf Mrs. Pollifax
Personen sah, die da auf ihn warteten, klappte ihm unwillkürlich der Mund auf, und als Kadi von ihrem Stuhl aufstand, krächzte er: »Kadi?«
Sie strahlte ihn an. »Hallo, Sammy. Ich glaube, ich habe Hilfe gebracht.«
Mrs. Pollifax fand, daß der Schnappschuß, den sie von ihm gesehen hatte, ihm nicht ganz gerecht geworden war. Er war jetzt erwachsen, und ein weißes, am Hals offenes Hemd betonte die dunkle Farbe seiner Haut. Seine Augen wirkten nachdenklich unter den dichten schwarzen Brauen, seine Züge waren fest und gut geschnitten. Das Gesicht eines Dichters oder eines Prinzen, dachte Mrs. Pollifax, aber den breiten, muskulösen Schultern nach könnte er auch ein Boxer sein. Doch ihr erster Eindruck war der eines sehr wachsamen, argwöhnischen jungen Mannes gewesen, was sich jedoch sogleich geändert hatte, als er Kadi erblickte. Da hatte sein Gesicht erfreut, ja glücklich aufgeleuchtet, und er wirkte warmherzig.
»Aber - was bedeutet das?« Sein Blick wanderte von Kadi zu Carstairs und zu Mrs. Pollifax.
»Nach allem, was Kadi uns erzählt hat, bedeutet es, daß wir uns mit Ihnen unterhalten müssen, nur mit Ihnen, auf jeden Fall ganz sicher nicht in Anwesenheit Ihres Zimmergenossen.«
Sammy entspannte sich. »Ohne Clarence ... Ich verstehe. Das ist wirklich schlau von Ihnen. Die beiden Polizisten werden Ihnen berichten, daß Clarence darauf bestand, mitzukommen. Sie mußten ihn regelrecht wegschieben. Was wirklich erstaunlich war«, fügte er offen hinzu.
»Eben. Und deshalb dürfen wir Sie nicht sehr lange hierbehalten.«
»Das hat alles Kadi arrangiert?« staunte Sammat und wandte sic h ihr zu.
»Weißt du«, erklärte sie, »nachdem wir uns am Montag begegnet waren, folgte man mir. Und das ist Mrs. Pollifax, in deren Haus ich mich zwei Tage versteckt hatte - um ihnen zu entkommen. Und das ist Mr. Carstairs, der...«
Carstairs unterbrach sie brüsk. »Der ein Freund ist. Sammy, wir würden gern wissen, wer Sie vor vier Jahren in die Vereinigten Staaten geschickt hat, mit Clarence Mulimo als Aufpasser. Setzen Sie sich doch!«
»Ich bleibe lieber stehen, Sir. Clarence hat seine strikten Anweisungen und ...«
»Von wem?« warf Carstairs scharf ein.
»Das weiß ich nicht, Sir, und es gab auch keine Möglichkeit, es herauszufinden. Nach dem Attentat auf meinen Vater dachte ich, daß sie auch mich töten würden, falls sie sich nicht irgendeinen zukünftigen Nutzen von mir versprächen. Ich glaube, sie sandten mich hierher, um mich aus dem Weg zu haben. Doch seit kurzem hat sich etwas geändert. Soviel ich beim Belauschen von Clarences Telefonaten erfahren konnte das Telefon befindet sich auf dem Korridor, aber nicht weit von unserem Zimmer —, schließe ich, daß in meinem Land in Kürze etwas geschehen wird, ein Putsch vielleicht, aber das ist lediglich eine Vermutung. Ich glaube jedoch, daß ich bald nach Ubangiba zurückgebracht werden soll, möglicherweise um mich dort zu töten. Oder falls es tatsächlich zu einem Putsch kommt, um mich - wie heißt doch gleich das Wort, Sir? - zur Marionette zu machen.«
Carstairs nickte. »Ja, Marionette. «
»Um mich dem Volk als dessen Führer zu präsentieren, weil es dem Königshaus ergeben ist, aber mit jemandem hinter mir, der die Fäden zieht.«
»Sie wissen nicht, wer das sein könnte?«
Sammat schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, aber Clarence hat schon vor einer Woche seinen Koffer gepackt und erhält jeden Abend einen Anruf, anders als bisher. Ich dachte, man hätte ihm vielleicht befohlen ... Aber wir sind ja hier in den USA, da könnte er mich nicht so ohne weiteres töten. Sir, ich muß jetzt wirklich zum Studentenwohnheim zurückkehren, sonst wird Clarence mißtrauisch.«
Carstairs sagte mit harter Stimme, »Ich kann mir denken, weshalb Clarence seit einer Woche auf einem gepackten Koffer sitzt. Die Nachrichten brachten heute abend, daß Präsident Simoko tot ist.«
»Tot?« rief Kadi.
»Heja!« keuchte Sammat. »Aber er strotzte vor Gesundheit, das kann doch nur bedeuten ...»
Carstairs nickte. »Ja, natürlich. Sein Tod muß geplant gewesen sein.«
»Gift oder eine Kugel?« erkundigte sich Mrs. Pollifax interessiert.
Carstairs blickte sie amüsiert an. »Das wissen wir noch nicht, aber seit wir hier in diesem Zimmer ankamen, hat mein Assistent Bishop angerufen, um mitzuteilen, daß für Sammat und Clarence Mulimo sowie für einen Mr. Achille Leclerc für morgen früh ein Flug nach Paris gebucht ist, und ich vermute, von dort einer nach Ubangiba mit Flug
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