Jagd auf Mrs. Pollifax
daß er in seinem Büro wohl selten so ein junges, frisches Mädchen sah.
Kadi beugte sich vor und deutete auf eine Person. »Das ist Sammy.«
»Samat, Enkel eines Königs«, murmelte Carstairs. »Ein sympathisches Gesicht.«
»Ein guter Mensch!« sagte Kadi nachdrücklich. »Können Sie werden Sie ihm helfen?«
»O ja!« versicherte er ihr.
Überrascht fragte Mrs. Pollifax. »Ist es wichtig?«
»Sehr. Lassen Sie mich kurz überlegen, denn es gibt eine Menge zu tun.«
Sie saßen da und warteten, während er zur Decke starrte, Kadi flüchtig anblickte und Mrs. Pollifax vage anlächelte, ehe er schließlich sagte: »Kadi, ich brauche den vollen Namen Ihres Freundes Sammy, unter dem er in Yale immatrikuliert sein dürfte.«
»Sammat Jusufu.«
»Und der Name seines angeblichen Zimmergenossen?«
»Sammy stellte ihn mir als Clarence Mulimo vor.« Carstairs notierte sich die Namen auf seinem Terminkalender und wandte sich an Bishop. »Stellen Sie bitte ein Gespräch zur Kripo in New Haven durch. Geben Sie Bescheid, daß ich um ...« Er schaute rasch auf seine Uhr. »... spätestens einundzwanzig Uhr dort sein werde. Doch zuerst möchte ich mit dem dortigen Polizeichef am Telefon reden.«
»New Havener Kripo?« rief Kadi entsetzt. »Bitte nicht, das wird Sammy...«
»Keine Angst«, beruhigte Carstairs sie. »Ich möchte, daß sofort zwei Polizisten zur Universität geschickt werden, die Ihren Sammy zur Polizeidirektion bringen sollen, um ihn wegen eines gestohlenen Autos zu vernehmen.«
»Aber Sammy würde nie einen Wagen stehlen!« protestierte Kadi.
Carstairs lächelte sie an. »Das kann er ja bei der Polizei klarstellen. Es ist jedenfalls die einzige Möglichkeit, ihn verhältnismäßig problemlos von seinem Zimmergenossen zu trennen.«
»Ah«, murmelte Mrs. Pollifax erfreut über diese geschickte Täuschung.
»Und Sie, meine Damen, werden mich nach New Haven begleiten. Bestellen Sie einen Flieger für uns, Bishop, und wenn Sie das getan haben, lassen Sie die Passagierlisten aller an diesem Wochenende nach Paris fliegenden Jets überprüfen. Ich brauche alle Namen, Bishop. Übrigens, wer ist für Perücken zuständig?«
»Pe-perücken?« stotterte Bishop.
»Sie haben richtig gehört!«
»Unsere Abteilung für verdeckte Ermittlungen.«
»Gut. Nehmen Sie Kadi mit und lassen Sie ihr eine blonde Perücke anpassen, dann besorgen Sie ihr auffällige Touristenkleidung und vor allem eine dunkle Sonnenbrille, möglichst groß. Mrs. Pollifax, ich weiß zwar nicht, was Sie vor dieser Unterbrechung ihrer Routine vorgehabt haben, oder inwieweit Sie Ihren Mann einweihen wollen, aber jedenfalls verpflichte ich Sie für ein paar Tage. Sie können Cyrus von Helgas Telefon aus anrufen. Sie und Kadi begleiten mich nach Ubangiba.«
»Ubangiba!« rief Kadi erfreut.
»Ubangiba?« wiederholte auch Mrs. Pollifax. »Sie begleiten? Sie wollen nach Ubangiba?«
Bishop lachte. »Wahrscheinlich macht es Ihnen Spaß, sich wieder einmal über die Vorschriften hinwegzusetzen und selbst nach dem Rechten zu sehen.«
»Höchste Zeit, Bishop ...« Carstairs grinste. »Nur immer hinter einem Schreibtisch sitzen, wird mit der Zeit langweilig. Und was ich vorhabe, erfordert viel Fingerspitzengefühl, noch mehr Diplomatie und überdurchschnittliches Talent zu bluffen, denn wenn ich keinen Erfolg habe, wird das Außenministerium nach meinem Kopf schreien. Sie übernehmen einstweilen hier für mich, Bishop. Mornajay hat es bereits genehmigt, auch wenn er sonst nicht so genau weiß, was wir vorhaben. Und Sie«, wandte er sich an die beiden Damen, »werden die Güte haben, anderswo weiterzuessen. Nehmen Sie das Zeugs mit. Ich werde inzwischen mit New Haven und Paris sprechen. Und während wir in New Haven sind, Bishop, lassen Sie Reisepässe für eine Mrs. Reed und ihre Tochter Kadi - nein, lieber Katherina - ausstellen.«
»Wird gemacht, Sir«, versicherte ihm Bishop und fügte es seiner Liste an. Dann half er Kadi und Mrs. Pollifax mit den Tabletts in sein Büro und zeigte Mrs. Pollifax, von wo aus sie Cyrus anrufen konnte.
Sie erkundigte sich bei der Auskunft nach der Nummer des Hotels, in dem Cyrus heute zum letzten Mal übernachten würde. Dann rief sie dort an und bat mit Cyrus Reed sprechen zu dürfen, der am Kongreß der Strafverteidiger teilnahm. Der Mann an der Rezeption wählte sein Zimmer und ließ das Telefon lange läuten. Schließlich sagte er: »Wenn er Teilnehmer des Kongresses ist, Ma'am, könnte es sein, daß er mit anderen ausgegangen ist, um zu
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