Jagd auf Mrs. Pollifax
1192 am Montag morgen.«
Sammat tastete nach einem Stuhl und setzte sich abrupt.
»Wären Sie ein guter Führer?« fragte Carstairs leise. »Würde das Volk Sie anerkennen?«
Kadi wollte etwas sagen, aber Mrs. Pollifax hielt sie mit einem Kopfschütteln zurück.
»Ich habe meine Lektionen gelernt, um einer zu werden und immer gehofft«, antwortete Sammat ernst und wirkte plötzlich viel älter. »Ich habe meinen Magister in Wirtschaftswissenschaft gemacht, habe die vielen landwirtschaftlichen Experimente studiert, die in Afrika durchgefü hrt wurden. Ja, ich glaube, das Volk würde mich als seinen Führer akzeptieren, was sehr schlimm wäre, wenn ich nicht öffentlich die Wahrheit sagen oder die Veränderungen durchführen darf, die notwendig sind, um meinem Land zum Wohlstand zu verhelfen.«
»Aber Sie sind überzeugt, daß das Volk hinter Ihnen stehen würde?« wiederholte Carstairs.
Er hatte die Frage erneut gestellt, nur in völlig anderem Ton, und Mrs. Pollifax musterte ihn flüchtig voll Neugier. Zweifellos gab es hier Dinge, die sie nur ahnen konnte.
»Selbst wenn es anfangs unsicher wäre, wer er ist, würden sie ihn akzeptieren, weil...«, warf Kadi ein.
»Du hast ihn?« fragte Sammat rasch.
Als sie nickte, lächelte er und sagte zu Carstairs: »Als mein Großvater im Sterben lag, rief er die königlichen Wahrsager zu sich - jene, von denen er überzeugt war, daß sie die Wahrheit sprechen würden -, und sie warfen die Kaurimuscheln und sagten ihm, daß sie zehn Ernten lang nur Schlimmes sahen. Er müsse seinen Sohn - meinen Vater - anweisen, den heiligen Siegelr ing zu vergraben und ihn niemandem zu zeigen. Und es dürfe auch niemand davon wissen, außer mein Vater. Nachdem mein Vater zum Präsidenten gewählt worden war, kurz bevor er ermordet wurde - als ahne er es -, zeigte er mir, wo der Ring versteckt war.«
Mrs. Pollifax blickte Kadi an und lächelte dabei. »Also das war es, was Sammy Ihnen im Cafe zusteckte. Unter dem Tisch.« Kadi errötete.
Erstaunt murmelte Carstairs. »Ich habe etwas über diesen heiligen goldenen Ring gelesen. Sie haben ihn also. Weiß man das?«
»Nein, Sir, es ist nicht bekannt. Ich habe ihn immer sorgfältig versteckt gehalten.«
Carstairs blickte auf seine Uhr und verzog das Gesicht. »Leider müssen Sie sofort ins Studentenheim zurückgebracht werden. Die Polizei wird erklären, daß Sie mit jemandem verwechselt wurden und wird sich in Clarences Anwesenheit förmlich dafür entschuldigen, daß Sie zu dieser nächtlichen Stunde hierhergebracht wurden. Außerdem scheint es so gut wie sicher zu sein, daß Sie morgen nach Paris fliegen und am Montag nach Ubangiba.« Sammat war aufgestanden und wartete mit ausdruckslosem Gesicht. »Es ist alles so unglaublich, Sir, und ich weiß nicht, wie Sie ...«
Carstairs unterbrach ihn. »Sie werden nicht allein sein. Wenn Sie in Paris an Bord von Flug 1192 gehen, werden Sie mich sehen - mein Name ist Carstairs. Ich reise mit einer Mrs. Reed und ihrer Tochter, das wird Kadi sein, sowie zwei weiteren Herren, die sich uns in Paris anschließen werden. Da Kadi Clarence bekannt ist, wird sie ihr Aussehen ein wenig verändern müssen. Sie dürfen mit keiner Miene zeigen, daß Sie sie kennen, und Sie dürfen uns auch nicht mehr beachten als andere Fluggäste, verstehen Sie. Erst wenn wir in Ubangiba angekommen sind!«
Verwirrt fragte Sammat: »Dann soll ich Sie erkennen, Sir? Aber wie ließe sich das erklären?«
»Wir brauchen gemeinsame Bekannte.« Carstairs wandte sich an Kadi. »Ihr Vater war doch Missionar in Ubangiba?«
Sie nickte etwas argwöhnisch.
»Dann nehmen wir das. Ich habe einfach ihren Vater vor mehreren Jahren einmal besucht - Kadi kann mir mit den nötigen Einzelheiten helfen. Sie wurden damals mit mir bekannt gemacht. Und nachdem Sie mich plötzlich wiedererkannten, werden Sie sich mir vorstellen und uns alle zu sich einladen.«
»Selbst ins Gefängnis«, fragte Sammat trocken, »falls sie das für mich geplant haben? Immerhin war ich bereits die letzten Jahre so gut wie ihr Gefangener.«
Carstairs lächelte. »Ich glaube eher, daß Sie in den Palast des Präsidenten gebracht werden. Ich möchte jedenfalls sichergehen, daß sich niemand Ihrer entledigt, wie sie es gerade mit Präsident Simoko getan haben.« Obwohl es sehr warm in dem Zimmer war, fröstelte Mrs. Pollifax bei diesen Worten.
»So - gehen Sie jetzt«, wies ihn Carstairs abrupt an und öffnete die Tür zum Korridor. »Sie dürfen ihn zurückbringen«, sagte er zu
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