Jagd auf Roter Oktober
können. Kirows Eskorten liefen dem Schlachtkreuzer in gerader Linie voraus und suchten mit Sonar nach einem U-Boot.
Seit dem Scheinangriff der Air Force hatten sich die Sowjets lammfromm verhalten, was, gelinde gesagt, uncharakteristisch war. Die New Jersey und ihre Begleitschiffe hatten den russischen Verband unter ständiger Beobachtung, und obendrein hielten zwei Sentry-Maschinen Wache. Seit der russischen Umgruppierung war Eaton für die Kirow -Gruppe verantwortlich. Das war ihm nicht unlieb. Die Gefechtstürme waren eingeschwenkt, aber die Geschütze mit Acht-Zoll-Granaten geladen und die Feuerleitstellen voll bemannt. Dreißig Meilen weiter südlich lag die Tarawa , deren bewaffnete Harrier bereitstanden und binnen fünf Minuten starten konnten. Die Russen mussten das wissen, obwohl sich ihre Anti-U-Boot-Hubschrauber seit zwei Tagen an kein amerikanisches Schiff mehr herangewagt hatten. Die Bear- und Backfire-Bomber, die auf ihren Pendelflügen zwischen Russland und Kuba vorbeikamen, hatten bestimmt gemeldet, was sie sahen. Die amerikanischen Schiffe fuhren in breiter Angriffsformation, und die Raketen auf der New Jersey und ihren Eskorten wurden unablässig mit Daten von den Sensoren gefüttert. Doch die Russen ignorierten den Verband einfach. Ihre elektronischen Emissionen stammten nur vom Navigationsradar. Seltsam.
Die Nimitz war nun nach einer fünftausend Meilen langen Eilfahrt vom Südatlantik in Reichweite ihrer Kampfflugzeuge; der Träger lag mit seinen atomgetriebenen Eskorten California, Bainbridge und Truxton nur noch vierhundert Meilen entfernt im Süden; und die America befand sich fünfhundert Meilen weiter östlich. Nun hatten sich die Russen mit der Bedrohung durch drei Trägergeschwader in ihrem Rücken und Hunderten von landgestützten Air-Force-Maschinen auseinander zu setzen, die allmählich von Stützpunkt zu Stützpunkt nach Süden verlegt wurden. Waren sie deshalb so gefügig?
Die Backfire-Bomber wurden von Island aus den ganzen Weg lang beschattet, erst von den Tomcat des Saratoga -Geschwaders, dann von in Maine stationierten Phantoms der Air Force, die sie dann an F-15 Eagles und Falcons weitergaben. Es konnte kein Zweifel bestehen, dass die Vereinigten Staaten es ernst meinten, obwohl sie die Russen nicht mehr aktiv belästigten. Eaton war das recht. Mit Störmanövern war nichts mehr zu gewinnen, und wenn es sein musste, konnte er seinen Kampfverband binnen zwei Minuten in den Kriegszustand versetzen.
Watergate-Apartments
»Entschuldigung, ich bin gerade erst ein paar Türen weiter eingezogen, und mein Telefon ist noch nicht angeschlossen. Dürfte ich mal Ihres benutzen?«
Henderson brauchte nicht erst lange zu überlegen. Einssechzig oder so, kastanienbraunes Haar, graue Augen, akzeptable Figur, ein strahlendes Lächeln, modische Kleidung. »Aber sicher! Willkommen im Watergate. Nur herein.«
»Nett von Ihnen. Ich heiße Hazel Loomis. Meine Freunde nennen mich Sissy.« Sie streckte die Hand aus.
»Peter Henderson. Der Apparat steht in der Küche. Hier entlang.« Das sah viel versprechend aus. Er hatte gerade erst eine längere Beziehung zu einer von Donaldsons Sekretärinnen abgebrochen. Leicht war es ihnen beiden nicht gefallen.
»Hoffentlich störe ich Sie nicht. Es ist doch sonst niemand hier?«
»Nein, nur ich und der Fernseher. Sind Sie neu in Washington? Das Nachtleben ist längst nicht so lebhaft, wie man sagt. Wo arbeiten Sie? Sie sind doch ledig, oder?«
»Ja. Ich arbeite bei DARPA als Programmiererin. Viel darf ich darüber nicht sagen.«
Das sieht ja immer besser aus, dachte Henderson. »Hier, das Telefon.«
Loomis sah sich rasch um, als schätzte sie die Arbeit des Innenarchitekten ab. Sie griff in ihre Handtasche und reichte Henderson einen Zehner. Henderson lachte.
»Der erste Anruf ist umsonst. Und glauben Sie mir, Sie können bei mir so oft telefonieren, wie Sie wollen.«
»Hab ich’s doch gewusst«, meinte sie beim Wählen, »dass es hier lockerer zugeht als in Laurel. Hallo Kathy? Hier Sissy. Ich bin gerade eingezogen, aber mein Telefon ist noch nicht angeschlossen – Ach, ein netter Mann hat mich an sein Telefon gelassen – gut, treffen wir uns morgen zum Mittagessen. Tschüs, Kathy.«
Loomis schaute sich um. »Wer hat Ihre Wohnung eingerichtet?«
»Ich selbst. Ich habe in Harvard ein paar Semester Kunst studiert und kenne einige gute Geschäfte in Georgetown. Wenn man sich auskennt, findet man da feine Gelegenheiten.«
»Wenn doch meine
Weitere Kostenlose Bücher