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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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an.« Eine Minute später spürten alle an Bord, wie die mächtige Dieselmaschine mit Batteriekraft durchgedreht wurde. Hierbei wurde die ›verseuchte‹ Luft aus dem Reaktorraum gesaugt, nach draußen geblasen und über den Schnorchel durch frische Seeluft ersetzt.
    Die Maschine wurde zwei Minuten lang durchgedreht, und überall im Boot warteten die Männer auf das tiefe Grummeln, das bedeutete, dass sie angesprungen war und Strom für die Elektromotoren zu erzeugen begann. Die Maschine startete aber nicht. Nach dreißig Sekunden wurde der Starter abgestellt. Im Kontrollraum summte das Telefon. Ramius nahm ab.
    »Was ist mit dem Diesel los, Genosse Chefingenieur?«, fragte der Kapitän scharf. »Ah, ich verstehe. Ich schicke Ihnen Männer – so? Warten Sie.« Ramius sah sich verkniffen um. »Swijadow, wer kennt sich mit Dieselmotoren aus?«
    »Ich bin auf einer LPG aufgewachsen«, sagte Bugajew, »und habe schon als Junge an Traktormotoren herumgebastelt.«
    »Es stellt sich aber ein weiteres Problem –«
    Bugajew nickte. »Ich weiß, Genosse Kapitän, aber ohne den Diesel kommen wir nicht weiter.«
    »Das vergesse ich Ihnen nicht, Genosse«, sagte Ramius leise.
    »Laden Sie mich auf Kuba zu einem Glas Rum ein, Genosse.« Bugajew lächelte tapfer. »Und ich würde dort auch gerne eine Genossin kennen lernen.«
    »Soll ich mitkommen, Genosse?«, fragte Swijadow besorgt. Er hatte gerade seine Wache angetreten und war am Eingang zum Reaktorraum von fliehenden Besatzungsmitgliedern beiseite gestoßen worden.
    »Stellen wir erst einmal das Ausmaß des Schadens fest«, meinte Bugajew mit einem Blick auf Ramius.
    »Ja, es besteht kein Grund zur Hast. Bugajew, Sie erstatten mir in zehn Minuten Bericht.«
    »Jawohl, Genosse Kapitän.«
    »Swijadow, Sie übernehmen den Posten des Leutnants.« Ramius wies auf die ESM-Konsole. »Bei dieser Gelegenheit können Sie etwas dazulernen.«
    Der Leutnant tat wie befohlen. Der Kapitän kam ihm sehr geistesabwesend vor. So hatte er ihn noch nie erlebt.

Vierzehnter Tag
Donnerstag, 16. Dezember
    Super Stallion
    Sie flogen mit vierhundert Stundenkilometern sechshundert Meter über dem dunklen Meer. Der Hubschrauber, ein Super Stallion, war schon betagt. Er war gegen Ende des Vietnamkriegs gebaut worden und zuerst im Hafen von Haiphong zur Minenräumung eingesetzt worden. Nun hatte der große Sikorski andere Aufgaben, vorwiegend Schwertransporte über lange Strecken. In den drei Turbinen oben am Rumpf steckte genug Kraft, um einen Zug Soldaten mitsamt Gefechtsausrüstung und Waffen über große Distanzen zu tragen.
    Heute trug der Super Stallion neben der dreiköpfigen Besatzung vier Passagiere und zusätzlichen Treibstoff in Außentanks. Die Passagiere saßen in der hinteren Ecke des Laderaums und versuchten, sich über den Turbinenlärm hinweg zu unterhalten. Ihre Konversation war lebhaft. Die Geheimdienstoffiziere hatten das Gefahrenmoment der Mission abgetan – sinnlos, sich über dieses Thema zu verbreiten – und spekulierten, was ihnen auf einem leibhaftigen russischen U-Boot unter die Augen kommen würde. Sie malten sich wilde Geschichten aus und bedauerten schon jetzt, sie niemals zum Besten geben zu können. Die ganze Wahrheit würde bestenfalls ein halbes Dutzend Leute erfahren; der Rest bekam nur Einzelheiten zu wissen. Jeder sowjetische Agent, der herauszufinden versuchte, was der Zweck dieser Mission gewesen war, würde sich in einem Labyrinth mit kahlen Wänden finden.
    Ihr Auftrag war genau umrissen. Der Hubschrauber hielt einen präzisen Kurs zur Invincible; von dort aus sollten sie mit einem Sea King der Royal Navy zur USS Pigeon fliegen. Dass sich der Super Stallion für ein paar Stunden vom Stützpunkt Oceania entfernt hatte, würde als Routineangelegenheit abgetan werden.
    Die mit Höchstdrehzahl laufenden Turbinen des Hubschraubers fraßen Treibstoff. Der Super Stallion war nun vierhundert Meilen von der amerikanischen Küste entfernt und hatte noch achtzig Meilen zurückzulegen. Er flog die Invincible im Zickzackkurs an, um etwaige Radarbeobachter irrezuführen. Die Piloten waren müde. Vier Stunden in einem engen Cockpit ist eine lange Zeit, und militärisches Fluggerät ist nicht gerade für seinen Komfort berühmt. Die Instrumente leuchteten dunkelrot. Beide Männer schenkten dem künstlichen Horizont besondere Aufmerksamkeit, denn der Himmel war bedeckt und nahm ihnen jede Orientierungsmöglichkeit, und ein langer Flug über See konnte hypnotisch wirken.

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