Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Ungewöhnlich war der Auftrag allerdings nicht. Die Piloten hatten schon viele solcher Flüge hinter sich und zeigten sich nur so besorgt wie ein guter Fahrer auf glatter Straße. Die Gefahr war real, aber nur Routinesache.
    »Juliet 6, Ihr Ziel ist in Richtung null-acht-null, Distanz fünfundsiebzig Meilen«, meldete sich die Sentry.
    »Glaubt der vielleicht, wir hätten uns verfranzt?«, bemerkte John Marcks, der Kommandant, über die Bordsprechanlage.
    »Typisch Air Force«, erwiderte der Copilot. »Die kriegen beim Fliegen über See kalte Füße. Wenn die keine Straßen entlangfliegen können, verlieren sie die Orientierung.«
    Gut einen Meter über und knapp hinter ihnen rasten die Turbinen mit mehreren tausend Umdrehungen pro Minute und trieben über ein Reduktionsgetriebe den siebenflügligen Hauptrotor an. Die Besatzung konnte nicht wissen, dass sich im Getriebegehäuse in der Nähe eines Schauglases für den Ölstand ein Haarriss bildete.
    »Juliet 6, von Ihrem Ziel ist gerade ein Jäger aufgestiegen, der Sie eskortieren wird. Sie treffen ihn in acht Minuten. Er nähert sich von elf.«
    »Das ist aber nett«, bemerkte Marcks.
     
    Harrier
    Lieutenant Parker flog den Harrier, der den Super Stallion zur Invincible begleiten sollte. Hinter ihm saß ein Oberleutnant zur See. Ihre eigentliche Aufgabe war, sich ein letztes Mal nach russischen U-Booten umzusehen, die den Anflug des Super Stallion bemerken und sonderbar finden mochten.
    »Irgendetwas im Wasser?«, fragte Parker.
    »Kein Schimmer.« Der Oberleutnant im Beobachtersitz bediente das FLIR-Gerät, das die Gebiete beidseits ihrer Flugbahn abtastete. Keiner der beiden wusste, was eigentlich vorging; aber sie hatten ausgiebige und falsche Vermutungen über den Grund angestellt, aus dem ihr Träger wie wild auf dem Meer herumkreuzte.
    »Suchen Sie mal nach dem Hubschrauber«, meinte Parker.
    »Augenblick – da. Knapp südlich von unserem Kurs.« Der Oberleutnant drückte auf einen Knopf und ließ das Bild auf dem Schirm des Piloten erscheinen. Die Infrarotdarstellung zeigte hauptsächlich die auf dem Hubschrauber gebündelten Turbinen, umgeben vom schwächeren, dunkelgrünen Leuchten der heißen Drehflügelspitzen.
    »Harrier 2-0, hier Sentry Echo. Ihr Ziel ist an eins, Distanz zwanzig Meilen. Over.«
    »Roger, wir haben es auf Infrarot. Danke. Out«, sagte Parker. »Nicht übel, diese AWACS.«
    »Der Sikorski hat voll aufgedreht. Sehen Sie sich mal die Triebwerkssignatur an.«
     
    Super Stallion
    In diesem Augenblick brach das Getriebegehäuse. Sofort bildeten Gallonen von Schmieröl hinter dem Rotorwellenlager einen fettigen Nebel, und das Getriebe begann sich festzufressen. An der Instrumententafel flammte ein Warnlicht auf. Marcks und der Copilot stellten sofort alle drei Triebwerke ab, aber es war zu spät. Das Getriebe blockierte und wurde von der Kraft der drei Turbinen auseinander gerissen. Was nun geschah, kam einer Explosion gleich. Scharfkantige Metallbrocken fetzten durchs Cockpit des Hubschraubers, der vom Schwung des Rotors heftig herumgerissen wurde und rasch an Höhe verlor. Zwei Männer im Laderaum, die ihre Gurte gelöst hatten, wurden von ihren Sitzen nach vorne geschleudert.
    »MAYDAY MAYDAY MAYDAY, hier Juliet 6«, rief der Copilot. Commander Marcks war über die Instrumente gesunken und hatte einen dunklen Fleck im Genick. »Wir stürzen ab, wir stürzen ab. MAYDAY MAYDAY MAYDAY.«
    Der Copilot unternahm einen verzweifelten Versuch. Der Hauptrotor drehte sich, aber zu langsam. Sein automatischer Entkuppler, der ihn frei kreisen lassen und dem Piloten einen Bruchteil von Kontrolle geben sollte, hatte versagt. Bewegungen am Steuerknüppel blieben so gut wie wirkungslos und der Hubschrauber stürzte auf den schwarzen Ozean zu. Noch zwanzig Sekunden bis zum Aufschlag. Der Copilot kämpfte verzweifelt mit den Hebeln für Klappen- und Heckrotorverstellung, um die Maschine in die Horizontale zu bringen – was ihm auch gelang. Aber zu spät.
     
    Harrier
    Parker sah nicht zum ersten Mal Menschen sterben. Er hatte selbst eine Sidewinder-Rakete auf das Ausstoßrohr eines argentinischen Dagger-Jägers losgelassen und den Piloten getötet. Angenehm war das nicht gewesen. Dies aber war schlimmer. Vor seinen Augen explodierte der Triebwerkbuckel des Super Stallion Funken sprühend. Der Hubschrauber geriet zwar nicht in Brand, aber damit war den armen Teufeln auch nicht geholfen. Der Super Stallion schlug hart auf und brach mitten entzwei. Die

Weitere Kostenlose Bücher