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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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linken Körperseite und ignorierte den brennenden Schmerz im Arm, als er sich herumrollte und sein Ziel ins Visier nahm. Der Mann fuhr herum, aber Ryan drückte rasch hintereinander sechsmal ab. Zwei Schüsse trafen. Der Agent wurde vom Deck gehoben und von der Wucht des Aufpralls herumgeschleudert. Die Pistole fiel ihm aus der Hand, als er schlaff zu Boden sank.
    Ryan zitterte so stark, dass er nicht sofort aufstehen konnte. Mit der Pistole, die er noch fest in der Hand hatte, zielte er auf die Brust seines Opfers. Er atmete schwer, sein Herz raste. Ryan machte den Mund zu und versuchte, ein paar Mal zu schlucken; sein Mund war knochentrocken. Langsam kam er auf die Knie. Der Agent lebte noch, lag mit offenen Augen auf dem Rücken und atmete schwer. Ryan musste sich mit den Händen aufstützen, ehe er auf die Beine kam.
    Der Mann war zweimal getroffen worden, einmal links oben in die Brust, und die zweite Kugel war tiefer eingeschlagen, dort, wo sich Leber und Milz befinden. Die untere Wunde war ein großer roter Fleck, auf den der Verletzte die Hände presste. Er war höchstens Anfang zwanzig. Seine klaren blauen Augen starrten zur Decke und er schien etwas sagen zu wollen. Das Gesicht des Jungen war schmerzverzerrt. Er bewegte die Lippen, brachte aber nur ein unverständliches Gurgeln heraus.
    »Kapitän Ramius«, rief Ryan, »sind Sie in Ordnung?«
    »Ich bin verwundet, aber nicht lebensgefährlich, Ryan. Wer ist der Mann?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    Die blauen Augen starrten Jack Ryan an. Wer immer der Mann auch sein mochte, er wusste, dass ihm der Tod bevorstand. Der gequälte Ausdruck in seinem Gesicht wich tiefer Trauer. Er wollte noch etwas sagen. Rosa Schaum erschien an seinen Mundwinkeln. Lungenschuss. Ryan ging näher heran, trat die Pistole weg und kniete sich neben ihn.
    »Wir hätten zu einer Übereinkunft kommen können«, sagte er leise.
    Der Agent versuchte etwas zu sagen, aber Ryan verstand ihn nicht. Eine Verwünschung, einen Ruf nach seiner Mutter, etwas Heldenhaftes? Jack würde es nie erfahren. Ein letztes Mal weitete Schmerz die Augen. Ein letzter Atemzug zischte durch die Schaumblasen, die Hände überm Bauch wurden schlaff. Ryan tastete am Hals nach einem Puls und fand keinen.
    »Tut mir Leid.« Ryan streckte die Hand aus und drückte seinem Opfer die Augen zu. Warum tat es ihm Leid? Auf seiner Stirn erschienen winzige Schweißtropfen, und die Kraft, die er beim Kampf verbraucht hatte, fehlte ihm jetzt. Jäh überkam ihn Übelkeit. Er fiel auf alle viere und erbrach sich heftig. Er musste eine Minute lang würgen bis nur noch Galle kam. Ryan spuckte mehrere Male aus, um den ärgsten Geschmack loszuwerden, ehe er aufstand.
    Vom Stress und dem Adrenalinstoß benommen, schüttelte er ein paar Mal den Kopf und starrte den Toten an. Es war Zeit, zur Wirklichkeit zurückzukehren.
    Ramius war in den Oberschenkel getroffen worden und blutete stark. Er presste beide Hände auf die Wunde, die aber nicht zu ernst aussah – wäre die Oberschenkelarterie durchtrennt worden, müsste der Kapitän schon tot sein.
    Lieutenant Williams hatte Schusswunden am Kopf und in der Brust. Die Kopfverletzung war nur ein Streifschuss, aber der Einschuss in der Brust, dicht beim Herzen, machte ein saugendes Geräusch. Kamarow hatte Pech gehabt. Eine Kugel war in seine Nasenspitze eingedrungen und hatte ihm beim Austreten den Hinterkopf zerschmettert.
    »Verdammt, warum ist uns niemand zu Hilfe gekommen?«, fluchte Ryan.
    »Die Luken waren geschlossen, Mr. Ryan. Hier, gehen Sie an dieses Gerät.«
    Ryan sah in die Richtung, in die Ramius wies, und entdeckte die Bordsprechanlage. »Welcher Knopf?« Ramius hielt zwei Finger hoch. »Kontrollraum, hier Ryan. Ich brauche Hilfe. Der Kapitän ist angeschossen worden.«
    Die Antwort kam in erregtem Russisch, und Ramius musste brüllen, um sich verständlich zu machen. Ryan sah sich das Raketenabschussrohr an. Eine Öffnung zum Abschussrohr stand offen. Dahinter war eine kleinere Luke, die offensichtlich zur eigentlichen Rakete führte. Auch sie war offen.
    »Was hat er da gemacht? Versuchte er, die Sprengköpfe zur Detonation zu bringen?«
    »Unmöglich«, stieß Ramius hervor, der offensichtlich große Schmerzen hatte. »Die Atomsprengköpfe sind speziell gesichert und können nicht einfach so zur Explosion gebracht werden.«
    »Was wollte er dann?« Ryan ging zum Abschussrohr, an dessen Basis eine Gummiblase lag. »Was ist das?« Er wog den Gegenstand in der Hand. Er

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