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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Reaktorunfall begann seinen Lauf zu nehmen.
    Der Druckverlust im Reaktor war binnen drei Sekunden total. Über hundert Liter Kühlmittel verdampften in die Hülle hinein. Am Steuerpult ging ein Dutzend Alarmsignale gleichzeitig los und Petschukotschows ärgster Alptraum war jäh Wirklichkeit geworden. Die automatische Reaktion des Ingenieurs war die Betätigung des Schnellschlussschalters, aber der Dampf in der Reaktorhülle hatte den Steuerantrieb lahm gelegt, und an eine Reparatur war nicht zu denken.
    Petschukotschow wusste, dass sein Boot verloren war. Als Nächstes schaltete er die Notkühlung ein und ließ Seewasser in den Reaktorbehälter einströmen. Diese Maßnahme löste automatisch überall im Boot Alarm aus.
    Vorne im Kontrollraum erkannte der Kapitän sofort die Notlage. Politowski fuhr in hundertfünfzig Meter Tiefe. Er musste sofort auftauchen und befahl infolgedessen, alle Ballasttanks auszublasen und die Tiefenruder maximal anzustellen.
    Der Ablauf des Reaktorunfalls wurde nun von den Gesetzen der Physik bestimmt. Da kein Kühlmittel mehr vorhanden war, das die Hitze der Uranstäbe aufnehmen konnte, kam die Reaktion zum Stillstand – es fehlte das Wasser zur Dämpfung des Neutronenflusses. Dies war aber keine Lösung, da die Resthitze ausreichte, um alles in der Umgebung zum Schmelzen zu bringen. Das von See her eintretende Wasser wirkte zwar kühlend, drängte aber die Neutronen im Reaktorkern zusammen. Dies führte zu einer unkontrollierten Reaktion, die noch mehr Hitze erzeugte. Was als Kühlmittelleck begonnen hatte, wurde nun noch schlimmer: ein Kaltwasserunfall. Es war nur noch eine Frage von Minuten, bis der gesamte Kern schmolz. Und so lange würde Politowski brauchen, um an die Oberfläche zu gelangen.
    Petschukotschow blieb auf seinem Posten im Maschinenraum und tat, was er konnte. Dass sein Leben verloren war, wusste er, aber er konnte versuchen, seinem Kapitän Gelegenheit zum Auftauchen zu geben. Für einen solchen Notfall gab es bestimmte Verhaltensregeln. Er brüllte die entsprechenden Befehle, machte damit aber alles noch schlimmer.
    Sein Elektriker schaltete die Notstromversorgung ein, weil der verbliebene Dampfdruck die Wechselstromgeneratoren nur noch wenige Sekunden lang treiben konnte. Gleich darauf wurde das Netz des Bootes nur noch von Batterien gespeist.
    Im Kontrollraum fiel die elektrische Steuerung der Trimmklappen an den Hinterkanten der Tiefenruder aus, die automatisch auf elektrohydraulische Steuerung umgeschaltet wurden. Diese betätigte aber nicht nur die Klappen, sondern die Tiefenruder insgesamt. Die Betätigungshebel stellten sich sofort auf einen Steigwinkel von fünfzehn Grad ein – und das Boot machte noch neununddreißig Knoten Fahrt. Da Pressluft inzwischen das Wasser aus seinen Ballasttanks verdrängt hatte, war es sehr leicht und jagte empor wie ein Flugzeug im Steigflug. Innerhalb von Sekunden spürte die Mannschaft im Kontrollraum verwirrt einen Steigwinkel von fünfundvierzig Grad, der zunehmend steiler wurde. Kurz darauf waren die Männer zu sehr mit Festhalten beschäftigt, um sich des Problems annehmen zu können. Das Alfa -Boot raste nun mit einer Geschwindigkeit von fünfzig Kilometern in der Stunde fast senkrecht der Wasseroberfläche entgegen. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, stürzte nach achtern.
    Im Maschinenraum prallte ein Mann gegen den Hauptschaltkasten und löste mit seinem Körper einen Kurzschluss aus, der zu einem totalen Stromausfall an Bord führte. Ein Koch, der vorne im Torpedoraum Rettungsgerät überprüft hatte, kroch in den Rettungsschacht und wand sich hastig in einen Schutzanzug. Trotz nur einjähriger Erfahrung verstand er, was die Alarmsignale und das ungewöhnliche Verhalten des Bootes zu bedeuten hatten. Er zerrte die Luke zu und betätigte die Hebel, wie er es auf der U-Boot-Schule gelernt hatte.
    Politowski durchbrach die Oberfläche wie ein springender Wal und ragte zu drei Vierteln ihrer Länge aus dem Wasser, ehe sie donnernd zurückstürzte.
     
    USS Pogy
    »Kontrollraum? Hier Sonar.«
    »Kontrollraum, aye. Kapitän.«
    »Skipper, hören Sie mit. Auf Köder 2 ist gerade etwas passiert.« Wood war binnen Sekunden im Sonar-Raum, setzte einen Kopfhörer auf und stöpselte ihn in ein Tonbandgerät, das mit zweiminütiger Verzögerung wiedergab. Commander Wood hörte ein lautes Rauschen. Der Maschinenlärm verstummte. Kurz darauf wurde explosionsartig Pressluft freigesetzt, und es erklang ein Stakkato von

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