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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Stunden dauern und wertvolle Zeit und Ersatzteile kosten. Das war an sich schon schlimm genug. Was Petschukotschow nicht wusste, war, dass die Vibration zugleich Druckwellen im Kühlmittelkreislauf erzeugte.
    Zur Ausnutzung des neuen Wärmetauschers musste das Wasser sehr rasch durch die zahlreichen Rohre und an den Lamellen vorbei gepumpt werden. Hierzu war eine Hochdruckpumpe erforderlich, die fast siebzig bar des Gesamtdrucks erzeugte – ein Wert, der zehnmal so hoch war wie jener, der in westlichen Reaktoren als sicher galt. Wegen dieser Hochleistungspumpe herrschte in dem gesamten Maschinenraumkomplex, der bei Volllast ohnehin schon laut war, ein Getöse wie in einer Kesselschmiede, und die Vibrationen der Pumpe beeinträchtigten die Funktion der Überwachungsinstrumente, ließen die Zeiger weit ausschlagen. Petschukotschow stellte das fest, aber er war im Irrtum. In Wirklichkeit pendelten die Zeiger der Druckmesser, weil bereits ein Überdruck von vierzehn bar durch das System pulste. Der Chefingenieur erkannte das nicht. Er stand schon zu lange Wache.
    In der Reaktorhülle näherten sich diese Druckwellen der Eigenfrequenz einer bestimmten Komponente. Ungefähr in der Mitte der Reaktorhülle befand sich ein Fitting aus Titanium, das zum Notkühlsystem gehörte. Für den Fall eines Kühlmittelverlustes und nach einem erfolgreich durchgeführten Schnellschluss sollten sich Ventile innerhalb und außerhalb der Hülle öffnen und den Reaktor entweder mit einem Barium-Wasser-Gemisch oder als letzte Notmaßnahme mit Seewasser kühlen – wobei allerdings der ganze Reaktor unbrauchbar gemacht wurde. Diese kostspielige Maßnahme war einmal von einem jungen Ingenieur ergriffen worden, der so eine Katastrophe auf einem Boot der Victor -Klasse durch Reaktorzerschmelzung verhindert hatte.
    Heute war das innere Ventil geschlossen, zusammen mit der entsprechenden Armatur an der Außenhülle. Die Ventile bestanden aus Titanium, da sie auch nach langem Betrieb unter extrem hohen Temperaturen zuverlässig funktionieren mussten; Titanium ist sehr unempfindlich gegen Korrosion – und sehr heißes Wasser ist mörderisch korrosiv. Nicht berücksichtigt hatte man die Tatsache, dass das Metall auch intensiver radioaktiver Strahlung ausgesetzt war und dass die verwendete Titaniumlegierung unter fortgesetztem Neutronenbeschuss zur Instabilität neigte. Kurz: Das Metall war im Lauf der Jahre ermüdet. Die hydraulischen Druckwellen hämmerten gegen die Drosselklappe des Ventils, und die Pumpenvibration näherte sich der Eigenfrequenz der Klappe, die zunehmend heftiger gegen ihren Führungsring zu schlagen begann. An ihren Kanten traten Risse auf.
    Ein Mitschman am Bugende des Maschinenraumes hörte es zuerst – ein leises Summen, das durchs Schott drang. Erst hielt er es für eine Rückkopplung in der Bordsprechanlage  – und wartete zu lange, bis er Alarm schlug. Inzwischen brach die Drosselklappe ab und fiel in die Ausströmöffnung des Ventils. Sehr groß war sie nicht; ihr Durchmesser betrug zehn Zentimeter, ihre Stärke fünf Millimeter. Hätte sie aus Edelstahl bestanden, wäre sie wohl zum Boden der Reaktorhülle gesunken. Da sie aber aus Titanium war, das leichter und härter als Stahl ist, wurde sie vom Kühlmittel mitgerissen.
    Das Wasser schwemmte die Klappe in das Rohr, dessen innerer Durchmesser fünfzehn Zentimeter betrug. Das Rohr bestand aus Edelstahl und war aus zwei Meter langen Stücken zusammengeschweißt, um in dem engen Raum den Austausch zu erleichtern. Die Drosselklappe wurde rasch auf den Wärmetauscher zugetragen. Kurz vor diesem hatte das Rohr eine rechtwinklige Biegung, in der sich die Klappe vorübergehend verklemmte. Hierdurch wurde das Rohr zur Hälfte blockiert, und ehe der Druck das Hindernis losreißen konnte, geschahen zu viele Dinge auf einmal. Im Rohrsystem entstand ein Rückstau, der den Druck jäh auf eintausendfünfhundert bar hochtrieb. Dieser dehnte das Rohr um wenige Millimeter. Der Überdruck, die Zugbelastung einer Schweißnaht und die durch jahrelange Hitzeeinwirkung hervorgerufene Materialermüdung wirkten zusammen, und es entstand ein Leck von der Größe einer Bleistiftspitze. Das austretende Wasser verdampfte sofort und löste im Reaktorraum und anderen Abteilen Alarm aus. Der Dampf fraß das Metall weg und vergrößerte das Leck rapide, bis Kühlmittel hervorbrach wie aus einem Springbrunnen. Ein Dampfstrahl zerstörte die Kabel der Reaktorsteuerung.
    Ein katastrophaler

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