Jagd auf Roter Oktober
Alexandrow.
»Nein, Genosse. Vielleicht die dritte Stufe, falls sie die Luke des Raketenschachts durchbrechen könnte. Dies würde den Raketenraum fluten und das Boot zum Sinken bringen. Doch schon in einer der beiden ersten Stufen steckt genug thermische Energie, um das ganze Boot in einen Brei aus geschmolzenem Stahl zu verwandeln. Loginow wird die Alarmanlage an der Raketenluke außer Betrieb setzen, das Sicherheitspaket aktivieren, einen Zeitschalter in Gang setzen – und fliehen.«
»Er bleibt also nicht auf dem Boot?«, fragte Narmonow.
»Genosse Generalsekretär«, erklärte Padorin, »man kann von einem jungen Mann nicht verlangen, dass er mit offenen Augen in den Tod geht. Wenn wir ihm nicht wenigstens eine Gelegenheit zur Flucht geben, könnte menschliche Schwäche ihn versagen lassen.«
»Klingt vernünftig«, meinte Narmonow. »Gorschkow, wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um diesen jungen Mann zu retten.«
»Vorausgesetzt, er ist wirklich zuverlässig«, schränkte Alexandrow ein.
»Genosse, ich weiß, dass mein Leben davon abhängt«, sagte Padorin. Er bekam keine Antwort, aber die Hälfte der Anwesenden nickte ihm zu.
Weißes Haus
Arbatow betrat um zehn Minuten vor fünf das Oval Office. Der Präsident und Dr. Pelt erwarteten ihn bereits.
»Setzen Sie sich zu uns, Alex. Kaffee?« Der Präsident wies auf ein Tablett auf seinem Schreibtisch.
»Nein, danke, Mr. President. Darf ich fragen –«
»Ich glaube, wir haben Ihr U-Boot gefunden, Alex«, antwortete Pelt. »Wir sehen gerade Meldungen durch, die eben erst eingegangen sind.«
»Darf ich fragen, wo es ist?«, fragte der Botschafter mit ausdruckslosem Gesicht.
»Rund dreihundert Meilen nordöstlich von Norfolk. Die exakte Position konnte noch nicht festgestellt werden. Eines unserer Schiffe nahm eine Unterwasserexplosion wahr – Moment, das stimmt nicht. Sie wurde auf einem Schiff aufgezeichnet, und als die Mannschaft Stunden später die Bänder auswertete, glaubte sie, ein Unterseeboot explodieren und sinken zu hören. Tut mir Leid, Alex«, sagte Pelt. »Ich hätte dieses Zeug nicht ohne Dolmetscher durchlesen sollen. Hat bei Ihnen die Marine auch ihren eigenen Jargon?«
»Offiziere wollen halt von Zivilisten nicht verstanden werden«, meinte Arbatow.
»Wie auch immer, unsere Schiffe und Flugzeuge suchen nun das Gebiet ab.«
Der Präsident sah auf. »Alex, ich habe vor wenigen Minuten mit dem Chef unserer Marineoperationen, Dan Foster, gesprochen. Die Überlebenschancen sind seiner Ansicht nach nur gering. Das Meer ist dort über dreihundert Meter tief, und Sie wissen ja, wie die Witterung ist. Der Unfall muss sich am Rand des Kontinentalschelfs ereignet haben.«
»Beim Norfolk Canyon, Sir«, fügte Pelt hinzu.
»Auf jeden Fall«, fuhr der Präsident fort, »führen wir eine gründliche Suchaktion durch. Die Marine setzt kompliziertes und leistungsfähiges Rettungsgerät ein. Sobald das U-Boot geortet ist, lassen wir jemanden hinabtauchen und nach etwaigen Überlebenden Ausschau halten. Wie ich von Dan Foster hörte, besteht die Chance, dass es welche geben könnte, falls die Innenwände noch intakt sind. Kritisch ist nur die Luftversorgung, meint er. Ich fürchte, dass die Zeit gegen uns arbeitet.« Der Präsident machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Ach ja, Mr. Ambassador, was hatte Ihr U-Boot eigentlich dort verloren?«
»Das kann ich nicht sagen, Mr. President.«
»Wir hoffen doch, dass es kein strategisches Boot war«, schaltete sich Dr. Pelt ein. »Es existiert ein Abkommen, sie fünfhundert Meilen von den Küsten fern zu halten. Unsere Rettungsmannschaften werden das Wrack selbstverständlich inspizieren. Falls sich herausstellen sollte, dass es in der Tat ein Raketen-U-Boot war –«
»Ich nehme von Ihrem Standpunkt Kenntnis. Das Boot liegt aber trotzdem in internationalen Gewässern.«
Der Präsident wandte sich um. »Das Schwarze Meer und der Golf von Finnland fallen ebenso in die Kategorie, Alex«, sagte er leise und ließ die Erklärung kurz im Raum stehen. »Ich hoffe aufrichtig, dass wir uns nicht wieder auf solche Situationen zubewegen. Alex, haben wir es mit einem strategischen Boot zu tun?«
»Ich kann das wirklich nicht beurteilen, Mr. President. Jedenfalls hoffe ich es nicht.«
Dem Präsidenten entging Arbatows vorsichtige Formulierung nicht. Er fragte sich, ob die Russen wohl eingestehen würden, dass einer ihrer Kapitäne seinen Befehl missachtet hatte. Nein, wahrscheinlich
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