Jagd auf Roter Oktober
zusammen mit jungen Männern dient, muss er selbst jung sein. Er hat die Marinehochschule für Politoffiziere absolviert und war an der GRU-Akademie. Sein Vater ist Arkadij Iwanowitsch Loginow, Chef der Lenin-Hütte in Kasan. Viele der hier Anwesenden müssen ihn kennen.« Narmonow nickte und zeigte sich leicht interessiert. »Für solche Aufträge wird nur ausgewählt, wer zur Elite gehört. Ich habe diesen Jungen persönlich kennen gelernt und geprüft. Seine Akte ist einwandfrei, er ist ohne Zweifel ein Patriot.«
»Ich kenne seinen Vater«, bestätigte Narmonow. »Arkadij Iwanowitsch ist ein ehrenwerter Mann, der mehrere gute Söhne großgezogen hat. Wie lautet der Befehl des Jungen?«
»Wie ich bereits sagte, Genosse Generalsekretär, unter normalen Umständen hat er die Mannschaft zu überwachen und zu melden, was er sieht. Das tut er bereits seit zwei Jahren, und zwar vorzüglich. Er erstattet nicht dem Politoffizier an Bord Bericht, sondern der Verwaltung in Moskau oder einem meiner Vertreter. Nur im äußersten Notfall darf er sich an den Politoffizier wenden. Wenn Putin also noch lebt – was ich nicht annehme, Genossen –, müsste er Mitverschwörer sein, und in diesem Fall würde Loginow sich ihm nicht offenbaren. Im höchsten Notfall hat er Befehl, das Schiff zu zerstören.«
»Ist das denn möglich?«, fragte Narmonow. »Gorschkow?«
»Genossen, alle unsere Schiffe haben Sprengsätze zur Selbstversenkung an Bord.«
»Welche unglücklicherweise meist nicht scharf sind und nur vom Kapitän aktiviert werden können«, warf Padorin ein. »Seit dem Zwischenfall auf der Storoschewoj mussten wir von der Hauptverwaltung mit der Möglichkeit einer Wiederholung rechnen, die auf einem Raketen-U-Boot eine besonders große Gefahr darstellen würde.«
»Aha«, bemerkte Narmonow, »er ist also Raketentechniker.«
»Nein, Genosse, er ist Koch«, erwiderte Padorin.
»Ist ja großartig!« Narmonow schlug die Hände überm Kopf zusammen. »Unser Agent kocht den ganzen Tag lang Kartoffeln!« Seine hoffnungsvolle Miene war im Nu spürbarem Zorn gewichen.
»Genosse Generalsekretär, seine Tarnung ist besser, als Sie sich vorstellen mögen.« Padorin verzog keine Miene. »Auf Roter Oktober befinden sich Offiziersunterkünfte und Kombüse achtern. Die Mannschaft ist im Bug untergebracht und isst auch dort. Dazwischen liegt der Raketenraum. Als Koch pendelt unser Mann viele Male am Tag zwischen beiden Unterkünften und kann sich so überall aufhalten, ohne Argwohn zu erregen. Der Gefrierraum grenzt an das untere Raketendeck an. Es ist nicht unser Plan, ihn die Sprengsätze zur Selbstversenkung zünden zu lassen, da diese vom Kapitän entschärft worden sein könnten. Genossen, diese Maßnahmen sind gründlich durchdacht.«
»Weiter«, grunzte Narmonow.
»Wie Genosse Gorschkow bereits erklärte, hat Roter Oktober sechsundzwanzig Raketen an Bord. Sie haben Feststofftreibsätze, und eine ist mit einer Selbstzerstörungseinrichtung ausgerüstet.«
»Was soll das?«, fragte Narmonow verdutzt.
Bis zu diesem Punkt hatten die teilnehmenden Militärs, allesamt nicht Mitglieder des Politbüros, geschwiegen. Padorin war überrascht, als General W. M. Wischenkow, Kommandeur der strategischen Raketenstreitkräfte, das Wort ergriff. »Genossen, dieses Detail wurde vor Jahren von meiner Stelle ausgearbeitet. Wie Sie wissen, sind unsere Raketen bei Testflügen mit einem so genannten Sicherheitspaket ausgestattet, mit dem sie zerstört werden können, falls sie vom Kurs abkommen. Bereits in Dienst gestellte Raketen haben es aber gewöhnlich nicht an Bord. Der Grund liegt auf der Hand – es könnte dem Gegner gelingen, sie im Flug zur Explosion zu bringen.«
»Unser junger Genosse wird also die Rakete in die Luft jagen. Was wird aus den Kernsprengköpfen?«, fragte Narmonow.
»Genosse Generalsekretär«, fuhr Wischenkow fort, »die Kernsprengköpfe werden von Beschleunigungsmessern scharf gemacht und können daher erst dann explodieren, wenn die Rakete ihre vorprogrammierte Geschwindigkeit erreicht hat. Die Amerikaner benutzen das gleiche System, und aus demselben Grund: um Sabotage zu verhüten. Diese Sicherheitssysteme sind absolut zuverlässig. Man könnte einen Sprengkopf vom Moskauer Fernsehturm werfen, ohne dass er beim Aufprall explodiert.«
»Und bei einer Feststoffrakete zündet die Selbstzerstörungseinrichtung alle drei Stufen gleichzeitig«, ergänzte Padorin.
»Und die Rakete startet einfach?«, fragte
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