Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
versammelt.
Hals über Kopf an Bord
Bo hatte sich von Marty und Luther bereits zweimal um die gesamte Insel jagen lassen, wobei sie hübsch darauf geachtet hatte, dass die beiden ihr und ihrer Komplizin TH nicht einen Zentimeter näher kamen.
»Wahnsinn, ist die schnell!«, rief Luther und umklammerte Martys Taille, während sie über einen Baumstumpf bretterten.
»Stimmt! So kommen wir nicht weiter«, schrie Marty zurück. »Bo treibt ihr Spielchen mit uns. Und es wird langsam dunkel. Wenn wir sie nicht bald zu fassen kriegen, wird sie auf einen Baum klettern, dort ein Schlafnest bauen, sich mit TH einkuscheln und pennen. Und die ›Coelacanth‹ wird ohne uns in See stechen.«
»Och, ich kann mir Schlimmeres vorstellen, als drei Monate alleine auf einer Insel wie Cryptos festzusitzen«, erwiderte Luther. »Aber ich bezweifle, dass dein Onkel ohne uns abreisen wird.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, widersprach Marty. »Der wird täglich zerstreuter. Gut möglich, dass er erst irgendwo im Südpazifik merkt, dass wir nicht an Bord sind.«
»Und was ist mit unseren Kennmarken?«, wandte Luther ein. »Dieser Sicherheitsfuzzi wird sie doch sicher alle checken, bevor das Schiff ablegt.«
»Logisch. Aber wenn er sieht, dass du und ich und Bo nicht mit an Bord sind, lacht er sich vor Freude ins Fäustchen.«
»Wir werden Bo schon erwischen«, beruhigte ihn Luther. »Spätestens, wenn ihr das Benzin ausgeht.«
Benzin! Ach du Scheiße!, dachte Marty und warf einen Blick auf die Tankanzeige. Die Nadel stand kurz vor »leer«. Das Quad der flüchtenden Bo hatte er aufgetankt, bevor er Luther von der Mole abgeholt hatte. Die Kiste hingegen, auf der sie jetzt saßen, hatte offenbar schon länger nichts mehr zu schlucken bekommen. Sie würden lange vor Bo auf dem Trockenen sitzen.
Marty brachte das Quad schleudernd zum Stehen.
»Hey, was soll das?«, brüllte Luther. »So holen wir sie nie ein!«
Marty grinste. »Jetzt drehen wir den Spieß mal um.«
In diesem Moment bremste auch Bo und blickte fragend über die Schulter.
»Dachte ich’s mir doch.« Martys Grinsen wurde noch breiter. »Sie will , dass wir sie jagen. Die findet das affenscharf.« Er drehte sich zu Luther um. »Wir haben gleich kein Benzin mehr, obendrein ist Bos Quad schneller als unseres und wir schleppen dreimal so viel Gewicht mit uns herum.«
»Und nicht zu vergessen: Bo fährt wesentlich besser als du«, fügte Luther hinzu.
»Sehr witzig. Nimm deinen Helm ab.«
»Warum?«
»Köder«, sagte Marty nur.
»Kapier ich nicht«, meinte Luther, setzte seinen Helm aber trotzdem ab.
Marty lachte. »Du wirst es schon kapieren. Spätestens dann, wenn wir unseren knappen Vorsprung bis zur Mole nicht halten können.« Daraufhin wendete er das Quad und drehte den Gasgriff bis zum Anschlag.
In dem Moment, in dem Bo Martys Wendemanöver sah – und das flammende Karottenrot auf Luthers unbehelmtem Kopf –, riss auch sie ihr Gefährt herum und gab Gummi.
Bereits auf halber Strecke zur Mole hatte Bo sie eingeholt und streckte eine grapschende Hand nach Luthers Haarschopf aus. Marty machte einen schnellen Schlenker nach rechts, woraufhin Bo ins Leere griff und ihr Quad beinahe umkippte. Marty brachte sich erneut in Führung.
»Moment mal! Soll ich etwa als Köder herhalten?«, schrie Luther von hinten.
»Bist ’n ganz Heller!«, schrie Marty zurück. »Jetzt hoffe ich nur, dass das Sicherheitstor unten an der Mole offen ist. Wenn nicht, hast du gleich ’ne Glatze.«
Marty raste den Berg hinunter. Bo war nur drei Meter hinter ihnen – und sie holte auf. Zum Glück war das Tor tatsächlich geöffnet. Doch leider pflanzten sich die zwei Sicherheitstypen, als sie die Quads erblickten, mit ihren bulligen Körpern in die Toröffnung. Das kam einer extra verstärkten Stahltür gleich.
Marty war klar, dass sie Bo niemals auf das Schiff kriegen würden, wenn sie sie nicht irgendwie auf die Mole brachten. Außerdem würde Luther, wenn sie jetzt anhielten, in wenigen Sekunden aussehen wie ein gerupftes Huhn.
»Halt!«, brüllten die beiden Glatzen, aber Marty machte keine Anstalten, zu bremsen oder auch nur das Tempo zu drosseln. Dass die Eierköpfe ziemlich schnell kapierten, was da auf sie zukam, zeigte sich an ihren schreckgeweiteten Augen. Der eine warf sich rechts zur Seite, der andere links, als Marty durch die enge Toröffnung bretterte, dicht gefolgt von Bo und dem Teacup-Pudel. Sobald sie das Tor passiert hatten, rief Marty den Eierköpfen
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