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Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Smith
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überhaupt in diesem Tempo unterwegs war. Aber die Erinnerung kam schlagartig zurück, als er den Krawall hörte, den die durchdrehende Schimpansin machte. Denn auch Bo hatte es irgendwie durch die Luftschleuse geschafft und rannte jetzt auf allen vieren um ein gigantisches Wasserbecken herum. Dabei kreischte sie wie eine Besessene.
    »Entschuldigen Sie«, stammelte Luther und versuchte seine Glieder wieder zu sortieren. »Ich wollte hier nicht reinplatzen, aber die Schimpansin hat mich gejagt.«
    Die Frau stand auf, warf einen Blick auf Bo und lächelte. »Donnerwetter, eine Bonobo-Schimpansin«, sagte sie. »Sehr selten und noch einen Tick schlauer als normale Schimpansen. Warum jagt sie dich?«
    »Äh …«, stammelte Luther, »… wegen meiner Haare.«
    »Stimmt, die sind tatsächlich ungewöhnlich«, meinte die Frau und half Luther auf die Beine. »Färbst du sie?«
    »Never!«, rief Luther empört. »Die hab ich von Geburt an.« Die Frage war ihm schon tausendmal gestellt worden. Sein Naturwissenschaftslehrer an der Omega Preparatory School hatte ihm sogar weiszumachen versucht, dass das Orange kein in der Natur vorkommender Farbton sei. Und sein Vater, Luther Percifal Smyth III. (LPS 3), wollte Luther (LPS 4) ständig überreden sich die Haare schwarz zu färben, weil er mit diesem »Schlamassel« auf dem Kopf niemals ernst genommen würde. Doch Luther lehnte stets dankend ab. »Wenn die Leute mich so, wie ich bin, nicht ernst nehmen, dann werden sie mich so, wie ich nicht bin, erst recht nicht ernst nehmen«, war seine Begründung. Aber LPS 3 kapierte nicht ansatzweise, was sein Sohn damit ausdrücken wollte.
    »Mir gefällt die Farbe«, meinte die Frau und das hatte Luther tatsächlich noch nie zu hören gekriegt.
    »Ich heiße Yvonne.« Sie streckte Luther eine feingliedrige, mit silbrigen Fischschuppen übersäte Hand entgegen.
    Er ergriff sie und schüttelte sie. »Luther Smyth.«
    »Marty O’Haras Freund«, stellte die Frau fest.
    »Sie kennen Marty?«
    »Nein, aber ich habe viel von ihm und Grace gehört. Auf Schiffen und kleinen Inseln sprechen sich Dinge schnell herum. Obwohl ich diesmal gar nicht auf der Insel war.«
    »Überhaupt nicht?«, fragte Luther.
    Yvonne schüttelte den Kopf. »Winkin, Blinkin und Nod sind bereits vor meiner Ankunft in diesen Moonpool hier verfrachtet worden. Und ich bin von Phils Wasserflugzeug direkt auf die ›Coelacanth‹ umgestiegen.«
    »Winkin, Blinkin und Nod?«, fragte Luther.
    »Wolfes Delfine.«
    Luther ließ seinen Blick über den riesigen Pool schweifen und stellte fest, dass es sich genau genommen um zwei Pools handelte, die durch eine dicke, bis zur Decke reichende Plexiglasscheibe voneinander getrennt waren. Die Delfine befanden sich in dem kleineren der beiden Becken. Bo hatte aufgehört den Pool wie eine Irre zu umrunden und lief stattdessen auf einer Strecke von drei Metern auf und ab, immer hin und her, wobei sie in gewissen Abständen mit ihrer haarigen Hand aufs Wasser schlug. Winkin, Blinkin und Nod beobachteten sie aus sicherer Entfernung. Dann spie einer von ihnen der Schimpansin einen gut gezielten Wasserstrahl ins Gesicht. Bo schüttelte sich und ließ ein ohrenbetäubendes Heulen hören.
    Yvonne lachte.
    »Ich schätze mal, Delfine sind schlauer als Bonobos«, sagte Luther.
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, wandte Yvonne ein. »Aber die vier streiten sich ja nicht richtig, die spielen nur.«
    Davon war Luther nicht so überzeugt: Bo sah aus, als würde sie die Delfine am liebsten filetieren.
    »Wir sollten dafür sorgen, dass die Schimpansin während der Reise ab und zu mal zum Spielen herunterkommt. Das wird allen vieren guttun.«
    Auch davon war Luther nicht wirklich überzeugt. »Was ist denn Ihre Aufgabe hier an Bord?«
    »Ich bin freiberufliche Trainerin für Meeressäugetiere. Wolfe fliegt mich drei-, viermal im Jahr nach Cryptos ein, damit ich mit seinen Delfinen arbeite. Ich gewöhne sie langsam an die neue Kameraausrüstung, die Ted Bronson entwickelt hat.«
    »Wolfes Unterwasser-Augen«, warf Luther ein.
    »Ja, so könnte man wohl sagen. Aber auf meine Frage hin, wie die Delfine denn beim Fang eines Riesenkalmars helfen sollen, geben sich hier alle ziemlich zugeknöpft. Statt einer Antwort kriege ich immer nur zu hören, ich solle die Tiere an die Kameras gewöhnen. Ich vermute, dass das größere Wasserbecken für den Riesenkalmar vorgesehen ist. Beide Pools sind in sich geschlossene Systeme und können mit unterschiedlichem

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