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Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Smith
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sich auf Luthers Seite, aber Marty hatte den Verdacht, dass das eher persönliche als medizinische Gründe hatte. Luther war nämlich der einzige Patient im Krankenzimmer und dank seiner Anwesenheit hatte Dr. Jones endlich einen Schachpartner. Allerdings gewann er nicht ein einziges Spiel, und das, obwohl Luther so krank war.
    Marty war froh den kotzenden Luther nicht mehr in der Kabine zu haben, obwohl es bedeutete, dass er nun alleine schlafen musste auf diesem verfluchten Horrorschiff. Leider hatten sich die Gerüchte über die unheilvolle Vergangenheit der »Coelacanth« wie ein Lauffeuer an Bord verbreitet. Und leider trugen sie nicht dazu bei, Marty zu beruhigen. Da gab es Crewmitglieder, die sich über nächtliche Erscheinungen, merkwürdige Klopfgeräusche, Schreie und Geflüster beklagten oder auch darüber, dass persönliche Gegenstände bewegt würden oder verschwänden. Marty selbst hatte glücklicherweise noch nichts dergleichen erlebt – zumindest bis jetzt.
    Und dann gab es da diese Zwischenfälle in den vergangenen Tagen – Zwischenfälle, die zwar allesamt recht glimpflich ausgegangen waren, aber doch merkwürdig gehäuft auftraten. Einmal war es ein kleines Feuer in einem Gang gewesen, ein anderes Mal ein Brand in einem Labor. Dann war einer der Männer im Maschinenraum von den Sprossen einer Eisenleiter – die offenbar frisch geölt worden waren – abgerutscht und hatte sich das Handgelenk gebrochen. Und schließlich war am Vortag auch noch Bo aus ihrem Käfig ausgebüxt und erst drei Stunden später wieder eingefangen worden, so dass man zwischenzeitlich das Krankenzimmer von innen verriegeln musste, damit die Schimpansin nicht an Luthers Haare herankam. Aber das Schlimmste war der Verlust des Hubschraubers gewesen. Die Gurte, die ihn an Deck festhielten, hatten sich während des Sturms gelöst und er war in den Ozean gestürzt. All diese Vorfälle hatten die Gerüchte um die Pechsträhne der »Coelacanth« immer weiter angeheizt – bis schließlich am neunten Tag auf See die allgemeine Unruhe so groß war, dass Wolfe sich genötigt sah die gesamte Crew am frühen Morgen in der Kantine zusammenzutrommeln.
    Marty saß mit einem Teller halb garen Rühreis an einem Tisch im Hintergrund. Für Grace hatte er einen Joghurt und Früchte vom Büffet mitgebracht, doch die hatte kurzerhand entschieden die Zusammenkunft sausenzulassen und sich stattdessen dem handgeschriebenen Manuskript zu widmen, das Wolfe ihr zum Geburtstag geschenkt hatte.
    »Um es ganz deutlich zu sagen: Die ›Coelacanth‹ ist kein Geisterschiff«, begann Wolfe und er klang leicht gereizt. »Massenhysterie trifft das, was hier passiert, schon eher. Dafür muss sich niemand schämen. Wir alle sind empfänglich dafür. Wir erleben eine sehr raue See, die einigen von Ihnen schwer zu schaffen macht. Dazu kommt der Schlafmangel und die tragische Geschichte des Schiffes … und plötzlich scheinen Unfälle hier an Bord vorprogrammiert zu sein.«
    »Was für eine tragische Geschichte?«, fragte jemand aus der Menge.
    Was soll denn die blöde Frage?, dachte Marty. Als gäbe es auch nur einen hier im Raum, der nicht ganz genau wüsste, was der früheren Besatzung zugestoßen war. Seit ihrer Abreise von Cryptos war das doch das einzige Gesprächsthema.
    »Es geschah vor zehn Jahren«, begann Wolfe geduldig. »Lange bevor eWolfe das Schiff erwarb, wurde es von Piraten im Südchinesischen Meer gekapert. Wie Sie wissen, ist das heutzutage nicht ungewöhnlich. Zwar hat die Crew Widerstand geleistet, aber trotzdem wurde sie bis auf den letzten Mann getötet und vermutlich über Bord geworfen. Die Fracht wurde umgeladen und das Schiff den Wellen überlassen. Die Schuldigen wurden ein Jahr später verhaftet und gerichtlich verurteilt. Sie sehen also, dass die Tragödie von Kriminellen verursacht wurde – und nicht von Geistern.«
    Dass man den Kopf des Kapitäns abgetrennt in seiner Koje gefunden und dass eWolfe das Schiff für einen Spottpreis erhalten hatte, weil es keine anderen Kaufinteressenten gab, ließ Wolfe unerwähnt und Marty konnte es ihm nicht verübeln.
    »Und sollten Sie fürchten, dass uns dasselbe Schicksal ereilt, dann schlagen Sie sich das einfach aus dem Kopf«, fuhr Wolfe fort. »Erstens weil das hier ein Forschungsschiff ist und wir keine wertvolle Fracht an Bord haben. Und zweitens weil wir, wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, ein Sicherheitsteam engagiert haben. Das besteht aus absoluten Profis. Entsprechend gibt es

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