Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
Eltern aufeinander losgingen.
Nach ein paar Jahren des erfolgreichen Jagens hatte der Tierschutzbund Wind bekommen von Dirks Vorliebe für Hauskatzen und er wurde eingeschläfert. Eine Woche später, im Alter von zwölf Jahren, war Butch von zu Hause abgehauen und hatte sich einem Zirkus angeschlossen, über den er auf Umwegen an Noah Blackwood geriet.
Butch schaltete den Gizmo ein. Ein Grundriss des Schiffes erschien auf dem Bildschirm, gesprenkelt von vielen kleinen bunten Punkten, die die Aufenthaltsorte der einzelnen Bordmitglieder anzeigten. Der einzige Bereich an Bord, der nicht namentlich benannt war, war der Trakt mit den Labors: Diese hatte man einfach nur von eins bis dreizehn durchnummeriert. Butch war fest davon überzeugt, dass sich die Saurier-Eier – oder die vielleicht schon geschlüpften Saurierjungen – hinter einer der Labortüren verbargen. Dummerweise ließen sich diese nur mit elektronischen Schlüsselkarten öffnen, wobei zu jeder Tür eine eigene Karte gehörte. Als Erstes musste er also herausfinden, in welchem Labor genau sich die Eier befanden, und dann musste er an die entsprechende Schlüsselkarte rankommen, was sicher nicht ganz leicht werden würde. Aber er hatte ja reichlich Zeit: Bevor sie den Kaikoura Canyon erreichten, konnte er sowieso nichts mit den Eiern anfangen. Ebenso wenig wie mit Grace. Erst kurz vor dem Tiefseegraben würde er zuschlagen und seine Beute dann auf Blackwoods Schiffe, die »Arche 1« und die »Arche 2«, umladen. Diese waren nämlich um einiges schneller als die »Coelacanth« und würden bereits an der fraglichen Stelle auf sie warten.
Nach der Übergabe der Eier und der Enkelin würde sich Butch umgehend seiner zweiten Mission widmen: Er musste mit allen Mitteln vereiteln, dass eWolfe und der NZA ein Riesenkalmar ins Netz ging. Und sollte Travis Wolfe wider Erwarten doch Anglerglück haben, musste Butch sich etwas einfallen lassen, um ihm den Meeresgiganten zu entwenden. Und wenn auch das nicht klappte, dann musste er das Viech eben umbringen. Das würde nicht nur die NZA aus dem Geschäft drängen, sondern vor allem auch Travis Wolfe finanziell ruinieren. Allein dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf Butchs glatt rasiertes Gesicht.
Doch anstatt sich genussvoll in Rachegelüsten zu verlieren, riss er sich zusammen und machte sich mit den vielen Funktionen des Gizmos vertraut. Das neue Modell war sogar noch ausgeklügelter als jenes, das er Marty im Kongo gestohlen hatte. Unweigerlich musste er an den langen Holzknüppel denken, den Marty ihm damals gegen den Kopf gedonnert hatte, um sich sein Gerät zurückzuholen. Jetzt trat ein Ausdruck grimmiger Entschlossenheit auf Butchs Gesicht. Noah hatte ihm zwar strikt verboten Grace auch nur ein Haar zu krümmen, aber Marty O’Hara hatte er nicht erwähnt. Und als Butch daran dachte, wie häufig es doch zu tragischen Unfällen auf hoher See kam, kehrte sein Lächeln zurück.
Er klickte Martys Namen an. Dessen graues Kästchen, flankiert von Grace’ blauem und Luthers orangem Kästchen, bewegte sich über den Monitor. Unwillkürlich malte sich Butch aus, wie er sich diesen Drecksgören überraschend in den Weg stellte und seine Perücke abriss. Was für herrlich entsetzte Gesichter die drei machen würden. Sein Grinsen wurde noch breiter. Aber natürlich würde er das niemals tun. Man konnte ihm ja vieles nachsagen, aber unbesonnen war er nicht.
Ganz im Gegenteil: Butch McCall konnte mit der Geduld einer Spinne darauf warten, dass ihm die Beute ins Netz ging.
TEIL 2
Auf hoher See
Das Geisterschiff
Marty fand, dass Erbsengrün und Neonorange keine ideale Farbkombination war, schon gar nicht im Gesicht seines Freundes Luther, der sich seit ihrer dritten Nacht an Bord die Seele aus dem Leib kotzte. Sie hatten mehr als zwölf Stunden gegen extreme Sturmböen und heftigen Wellengang ankämpfen müssen, und der Schiffsarzt, Dr. Jones, sagte, dass er in seinen dreißig Berufsjahren noch keinen so schlimmen Fall von Seekrankheit erlebt habe wie bei Luther. Nachdem dieser zwei komplette Tage und Nächte in seiner Kabine gewürgt hatte, hatte man ihn ins Krankenzimmer gebracht, damit er sich von Dr. Jones untersuchen und sich eine Infusion gegen Dehydrierung legen ließ. Wolfe hatte sogar angeboten den nächsten Hafen anzulaufen, damit Luther ins Internat oder nach Hause zurückfliegen konnte, aber Luther hatte sich hartnäckig geweigert und versprochen schnell wieder schiffstauglich zu sein. Dr. Jones stellte
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