Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
Die wären ziemlich hilfreich gewesen.«
»Willst du etwa sagen, dass auch Kameras entwendet worden sind?«, fragte Wolfe.
»Nur eine«, antwortete Alf. »Allerdings ist sie auf ziemlich unbeholfene Art aus der Halterung gerissen worden, deshalb ist sie den Dieben wahrscheinlich nicht mehr von großem Nutzen. Aber andere Kameras sind, wie gesagt, funktionsuntüchtig gemacht worden.«
»Wie?«
»Mit Büroklammern«, erklärte Alf. »Der Kerl hat offenbar im Vorbeigehen das Stiftloch einer Kamera entdeckt, hat den gerade gebogenen Draht einer Büroklammer hineingesteckt und die Linse hervorgeholt. Keine Chance, den Täter zu identifizieren – oder vielleicht auch die Täter, denn es können durchaus mehrere sein. Wahrscheinlich sind es Noah Blackwoods Leute, aber theoretisch könnten es auch Crewmitglieder sein, die spitzgekriegt haben, dass wir sie überwachen, und auf ihre Weise dagegen vorgehen.«
»Ehrlich gesagt könnte ich ihnen das nicht mal verübeln«, bemerkte Wolfe mit einigem Unbehagen. »Seit wir aus dem Kongo zurückgekehrt sind, führen wir eWolfe wie einen Polizeistaat. Die Kameras haben das Fass vielleicht zum Überlaufen gebracht.«
»Ganz unter uns glaube ich, dass da etwas anderes im Busch ist«, warf Alf ein. »Aber ich werde der Sache auf den Grund gehen. Es wird dir sicher nicht gefallen, aber ich werde diejenigen, die sich auf dein Angebot hin entschließen das Schiff zu verlassen, sehr gründlich durchsuchen und abtasten – und zwar nackt –, bevor ich sie ziehen lasse.«
»Du hast Recht: Es gefällt mir nicht«, sagte Wolfe, »und ich werde es auch nicht erlauben.«
Alf schüttelte den Kopf. »Wir vermissen eine Kamera, Wolfe. Eine Kamera, die so klein ist, dass man sie überall verstecken kann. Wir können nicht riskieren, dass jemand sie von Bord schmuggelt – selbst wenn sie kaputt sein sollte. Ich ziehe ja nicht aus lauter Spaß Latexhandschuhe über und veranstalte Leibesvisitationen inklusive sämtlicher Körperöffnungen. Ich mache das, weil wir die Kamera wiederhaben müssen, egal ob intakt oder kaputt. Wir werden diskret vorgehen, wir werden die Leute auf dem Segelboot checken, so dass niemand hier an Bord erfährt, dass wir das volle Programm durchziehen.«
Marty zuckte zusammen bei der Vorstellung, Alf Ikes könnte bei ihm »das volle Programm« durchziehen. Und anders als Ikes behauptete, war Marty kein bisschen überzeugt davon, dass es dem Mann nicht doch Spaß machen würde.
Wolfe stieß einen resignierten Seufzer aus: »Also gut, tue, was du tun musst. Aber danach entfernst du bitte die restlichen Kameras.«
»Wie bitte?«, rief Alf.
»Wenn sie eine Kamera entwenden können, können sie alle Kameras entwenden. Wir erreichen in ein paar Tagen den Kaikoura Canyon. Sollte es mit dem Riesenkalmar etwas länger dauern, werden wir der Crew erlauben müssen in Neuseeland an Land zu gehen, sonst gibt’s eine Meuterei. Und wir können doch nicht jeden Einzelnen vor dem Verlassen des Schiffs auf diese Weise durchsuchen. Außerdem haben wir genügend Datenmaterial, das beweist, dass Teds Kameras bestens funktionieren. Mit Ausnahme der Linsen, die müssen wir bei der nächsten Nachrüstung noch besser fixieren.«
»Aber dann operieren wir ja völlig blind!«, rief Alf entsetzt.
»Du hast doch immer noch die hier.« Wolfe deutete auf Alfs Augen. »Hol Roy und Joe aus dem Monitorraum und lass sie die Überwachung des Schiffes mit den Mitteln vornehmen, die Gott ihnen gegeben hat. Und du, Alf, hast außerdem einen Gizmo. Du kannst doch jeden Menschen an Bord orten.«
»Orten ja, aber nicht erkennen, was er treibt«, wandte Alf ein.
»Ich kann’s nur noch mal wiederholen: Entferne die Kameras«, insistierte Wolfe.
»Okay, du bist der Boss«, gab Alf nach.
Marty war unglaublich erleichtert diesen Satz zu hören. Er hatte nämlich fast schon befürchtet, Alf wäre der Boss.
»Am besten entfernst du die Kameras heute Nacht, wenn alle schlafen«, riet Wolfe. »Unsere Leute müssen ja nicht unbedingt mitkriegen, dass sie nicht mehr überwacht werden.«
»Das werden sie so oder so mitkriegen«, warnte Alf.
»Natürlich werden sie das«, stimmte Wolfe zu. »Aber es wird eine Weile dauern. Also, sobald du die Kameras an dich genommen hast, bringst du sie mir bitte, damit ich sie in meinen Kabinentresor einschließen kann.«
Na, dann kann Luther mir wenigstens nicht mehr in den Ohren liegen, dass er sich mit meinem Gizmo in die Kameraüberwachung einhacken will, dachte
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