Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
muss sie vor dem Verkauf noch den Praxistest bestehen. Das ist ein weiterer Grund für diese Expedition.
Und an dieser Stelle kommt die Regierung ins Spiel, denn die will natürlich verhindern, dass Unbefugte sich die Technologie, zum Beispiel die Mikrokameras oder die Minidrohnen, unter den Nagel reißen. Deshalb hat uns die Regierung Alf und seine Crew gewissermaßen als Leihgabe überlassen. Ursprünglich hatten sie uns sogar angeboten die Mission unter den Schutz des Geheimdienstes oder des Verteidigungsministeriums zu stellen, aber das haben wir abgelehnt. Alf ist sozusagen der Kompromiss, auf den wir uns geeinigt haben. Ted und ich kennen ihn seit …« An dieser Stelle machte Wolfe eine kleine Pause. »Seit langer Zeit. Jedenfalls arbeitet er jetzt für uns und wir haben nicht ständig die Regierung im Nacken.«
»Und du vertraust Alf?«, wollte Luther wissen.
»Wie gesagt, ich kenne ihn seit Jahren«, antwortete Wolfe. »Er ist ein absoluter Profi. Und wir werden ihn bei dem Problem mit Noah Blackwood brauchen.«
»Was meinst du damit?«, fragte Grace.
Wolfe zuckte die Achseln. »Das weiß ich selbst nicht genau. Ich weiß nur, dass wir Blackwood, sobald wir seine Pläne endlich durchschauen, dazu bringen müssen, uns in Ruhe zu lassen. Und in diesen Dingen ist Alf sehr überzeugend.«
»Kann irgendjemand über die Gizmos von Alf und seinen Jungs Zugang zu den Kameras erhalten?«, fragte Luther.
»Nicht ohne den entsprechenden Code«, antwortete Wolfe. »Und nein, ich werde Marty für seinen Gizmo ganz bestimmt nicht den Kamera-Code geben.«
»Natürlich nicht«, beeilte sich Luther zu sagen. »Mich interessiert einfach nur, wie das alles funktioniert.«
Marty schielte zu Luther hinüber. Er kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, dass er nicht einfach nur so, aus reinem technischen Interesse, fragte. Luther war ein begnadeter Hacker.
»Und wie steht’s mit Theo?«, wechselte Marty das Thema.
»Was soll mit ihm sein?«, fragte Wolfe.
Marty deutete auf das nahezu ungenießbare Essen, das auf ihren Tellern kalt wurde. »Na, kochen kann er jedenfalls nicht.«
»Das habe ich auch schon bemerkt«, gab Wolfe zu. »Theo Sonborn ist ein etwas ungehobelter Typ, aber im Grunde seines Herzens ein guter Kerl. Er ist schon ewig auf Cryptos, fast von Beginn an. Außerdem stößt Bertha ja zu uns, sobald sie und Phil ein paar Dinge auf der Insel geregelt haben. Haltet euch einfach von der Kombüse fern, bis sie hier ist.« Wolfe warf einen Blick auf seine Uhr. »So, ich mach mich dann mal auf den Weg zur Kommandobrücke.«
»Danke für das Geburtstagsfest«, sagte Grace. »Und für das Manuskript. Ich werde es hüten wie meinen Augapfel!«
Wolfe lächelte und stand auf. »Ich hatte mir die Geburtstagsparty zwar etwas anders vorgestellt, aber ich freue mich, dass dir das Manuskript gefällt. Oh … da fällt mir ein, dass ich noch ein zweites Geschenk für dich habe. Leider ist es noch nicht eingetroffen. Deshalb ist es jetzt per Schiff unterwegs zu uns – und erreicht uns hoffentlich noch vor Neuseeland.« Wolfe warf einen Blick auf Marty. »Dein Kuchen war köstlich!« Dann schaute er Luther an: »Und dein Comic ist großartig. Ich hoffe nur, dass unsere Expedition dir kein ganz so aufregendes Material für einen zweiten Band liefert.«
»Na, es ist doch wohl höchst unwahrscheinlich, dass Noah Blackwood Grace auf offener See zu kidnappen versucht«, warf Luther ein.
»Deswegen sind wir ja so überstürzt aufgebrochen«, sagte Wolfe. »Doch es wäre ein Fehler, Blackwood zu unterschätzen. Der Kerl hat seine Finger überall mit drin. Und er hat Einfluss, also eine ziemliche Reichweite.«
»Wie Fangarme«, meinte Grace.
»Ja«, stimmte Wolfe zu. »Nur dass sich im Vergleich zu Blackwoods Fangarmen die Tentakel eines Riesenkalmars vermutlich wie Samthandschuhe anfühlen. Am besten, wir sehen zu, dass wir hübsch außerhalb seines Zugriffs bleiben.« Damit drehte er sich um und verließ die Kapitänskabine.
Die Hundehütte
Während oben, im Speiseraum des Kapitäns, über Noah Blackwoods »Fangarme« spekuliert wurde, ruhte sich tief unten im Frachtraum einer dieser Tentakel auf einem Schlafsack aus. Den Schlafsack hatte der Mann im Inneren eines Schiffscontainers ausgerollt, dessen Inhalt er zuvor ausgeräumt und auf die übrigen Container verteilt hatte. Danach hatte er, für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand während der Fahrt den Frachtraum betrat, das Schloss der Containerluke so
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