Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
musst nur die Nummer oder die Bezeichnung des Raumes eintippen und auf ›senden‹ gehen«, erklärte Wolfe Marty. »Aber ich will nicht, dass du diese Funktion missbrauchst. Soll heißen: Ich will nicht, dass du dir Zutritt zu Räumen verschaffst, ohne mich vorher zu fragen. Der einzige Grund, warum ich die Funktionen deines Gizmos erweitert habe, ist, dass ich jetzt, wo die Saurier schlüpfen, deine Hilfe brauche. Ich werde mit dem Fang des Riesenkalmars alle Hände voll zu tun haben, und außer Alfs Team und uns weiß niemand von den Eiern.«
»Doch«, ließ sich Marty vernehmen.
»Wie meinst du das?«
Marty berichtete von seinem Gespräch mit Theo.
»Und wie hast du reagiert?«, wollte Wolfe wissen.
»Ich habe ihm gesagt, dass er total durchgeknallt ist«, erwiderte Marty. »Was, glaube ich, wirklich stimmt. Wenn ich du wäre, würde ich ihn schleunigst von Bord schmeißen.«
»Nee, nee, Theo ist schon in Ordnung«, beruhigte ihn Wolfe. »Er ist dir einfach nur blöd gekommen. Ich werde mal mit ihm reden.«
»Aber …«
»Mach dir bitte keine Gedanken mehr über Theo Sonborn«, unterbrach ihn Wolfe. »Wir haben jetzt Wichtigeres zu tun. Wir müssen über die Arbeitsaufteilung sprechen. Ich brauche einen von euch hier im Labor. Rund um die Uhr. Am besten, ihr wechselt euch alle vier Stunden ab. Wir nehmen noch Phil hinzu, sobald er an Bord ist, und vielleicht noch die eine oder andere vertrauenswürdige Person. Aber insgesamt wird es nur wenige Eingeweihte geben. Die Runde muss klein bleiben. Wenn sich herumspricht, dass wir zwei Dinosaurier an Bord haben, dann werden die Medien uns bald von allen Seiten bestürmen, aus der Luft und vom Wasser aus, mit allem, was fliegen und schwimmen kann. Und dann lässt sich ausrechnen, was aus unserem Riesenkalmar-Projekt wird.« Wolfe blickte Marty an. »Du wirst hier den Pförtner spielen: Der einzige Weg, dieses Labor zu betreten, wird über dich und deinen Gizmo führen. Wenn also jemand hier hereinwill, dann muss er dich anrufen. Das dürfte allerdings nicht allzu oft vorkommen, denn es sollte ja immer jemand hier drinnen sein, der die Tür öffnen kann. Aber ansonsten bist du der Türöffner.«
Diese Worte gingen Marty runter wie Öl.
»Ich habe eure Kennmarken jetzt deaktiviert. Blackwood und die Leute, die er hier an Bord hat, sind nämlich nicht die Einzigen, die uns Sorgen bereiten. Grundsätzlich vertraue ich der Crew zwar, aber wenn einer der Männer Wind von der Sache kriegt, kommt er vielleicht doch in Versuchung, die Nachricht an die Medien zu verkaufen. Und die würden für so eine Sensation sicher eine hübsche Stange Geld hinblättern.«
»Und wie willst du Alf erklären, dass unsere Marken deaktiviert sind?«
»Ich werde ihm die Wahrheit sagen. Alf weiß von den Eiern, ebenso wie Joe und Roy. Aber ihr müsst euch wegen ihnen keine Gedanken machen. Sie sind es gewohnt, Geheimnisse für sich zu behalten. Das tun sie schon ihr ganzes Leben lang.«
In diesem Moment fingen die Schiffsmotoren an zu dröhnen und sie spürten, wie die »Coelacanth« ihr Tempo drosselte. Wolfe warf einen Blick auf seine Uhr. »Pünktlich wie die Maurer«, bemerkte er. »Phil und Bertha sind da.«
»Und wer sind die beiden anderen Passagiere, die noch an Bord kommen?«, erkundigte sich Marty.
»Eine weitere Wissenschaftlerin und eine Journalistin.« Wolfe sah Grace an. »Möchtest du die erste Schicht übernehmen?«
»Ich würde mir nur gerne mein Moleskine-Heft und ein Buch holen«, sagte sie.
»Nur zu«, antwortete Wolfe. »Aber beeil dich. Wir müssen nach oben und die Segelcrew in Empfang nehmen.«
Grace flitzte aus dem Labor, und als sie ein paar Minuten später mit einem Buch, ihrem Moleskine-Heft und ihrem Füller wieder zurück war, eilten Wolfe, Marty und Luther an Deck.
Neue Passagiere
Neben der »Coelacanth« wirkte das Segelboot fast wie ein Badewannenspielzeug.
Als Marty, Luther und Wolfe an Deck auftauchten, hatten die Segler ihr Boot bereits verlassen. Phil und Bertha Bishop waren in ein Gespräch mit Alf Ikes vertieft. Neben ihnen vertraten sich ein Mann, eine Frau, ein Junge und ein Mädchen, beide etwas älter als Marty und Luther, sowie ein sehr betagter Hund die Beine.
Enttäuscht stellte Marty fest, dass der durchgeknallte Theo Sonborn nicht mit gepackten Koffern bereitstand, um sich dem »vollen Programm« von Alf Ikes’ Leibesvisitation zu unterziehen und sich anschließend mit dem Segler zum Festland bringen zu lassen. Tatsächlich hatte
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