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Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Smith
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dieser Anordnung. Luther und Marty hingegen schauten sich augenrollend an und unterdrückten mit Mühe ein Stöhnen. Dinosaurierbabys großzuziehen schien ihnen auf einmal nicht mehr halb so aufregend wie noch fünf Sekunden zuvor.
    Wolfe holte ein Behältnis aus dem Kühlschrank und kippte dessen klebrigen dunkelroten Inhalt auf den Labortisch aus rostfreiem Stahl.
    »Was ist das?«, fragte Marty.
    »Pürierte Hühnchenleber mit Fisch.«
    Mit einer Pinzette nahm Wolfe etwas von dem roten Glibber auf und legte es auf eine Digitalwaage. Dann entfernte er vorsichtig ein paar sehnige Stücke, bis die Waage exakt sechzig Gramm anzeigte.
    »Schreib die Zeit und die Futtermenge auf«, wies er Grace an. »Wir füttern zuerst Eins.«
    Als er den schleimigen Klumpen über die Öffnung des Brutkastens hielt, schnappten Eins und Zwei sofort gierig danach. Dann schnappte Eins kurzerhand nach Zwei und riss Wolfe fast die Pinzette aus der Hand. Erschrocken beobachteten die Zuschauer, wie der Klumpen auf seinem Weg durch die Speiseröhre den zarten Hals ausbeulte. Und kaum war der Brocken unten, begannen beide Saurierjungen wie verrückt zu kreischen und hochzuhüpfen.
    »Sie mögen also Fleisch«, kommentierte Wolfe das Offensichtliche.
    »Und ich dachte, Sauropoden wären Vegetarier«, sagte Grace.
    »Vermutlich sind es keine Sauropoden«, erklärte Wolfe. »Ich hatte das Gleiche angenommen, bis Rose und ich …« Unbehaglich schaute er seine Tochter an.
    Grace beendete den Satz für ihn. »Bis ihr angegriffen wurdet.«
    »Ja. Als ihr in dem Nest standet, habt ihr dort Knochen gesehen?«
    »Durchaus möglich, dass da Knochen rumlagen«, meinte Marty. »Aber mir sind keine aufgefallen. Wegen des verrottenden Saurierkadavers, den Eiern und den ganzen Geiern, die überall herumhockten, haben wir auch nicht so darauf geachtet …«
    »Und dann kam noch die Explosion hinzu, mit der Marty den Kadaver in die Luft gejagt hat, und das Feuer, das sich rasend schnell ausgebreitet hat. Und nicht zu vergessen Butch McCall, der uns am Eingang des Nestes abfangen wollte«, unterbrach ihn Grace.
    »Ich wollte den Kadaver gar nicht in die Luft jagen«, verteidigte sich Marty. »Und überhaupt: So groß war das Feuer nun auch wieder nicht. Aber mit Butch hast du Recht. Der hat mich schon etwas nervös gemacht.«
    »Ich habe definitiv Knochen in dem Nest gesehen«, meldete sich Laurel zu Wort. Sie war am Lac Télé geblieben, um das natürliche Umfeld des Nestes genauer zu studieren. Die Daten, die sie vor Ort gesammelt hatte, waren in das Steuerungssystem des Brutkastens eingespeist worden, damit möglichst naturgetreue Brutbedingungen hergestellt werden konnten. »Vielleicht stammten die tatsächlich von Beutetieren der Mokele-Mbembes.«
    »Okay, dann bleiben wir erst mal bei Fleisch«, entschied Wolfe. »Wir sollten es nur zusätzlich mit etwas Kalziumpulver versetzen. Die Zähnchen der Kleinen sind zwar scharf, aber noch nicht scharf genug, um Knochen zu zermahlen.«
    Er reichte Luther und Grace zwei Pinzetten. »Versucht sie gleichzeitig zu füttern – und zwar in unterschiedlichen Ecken des Brutkastens. So, dass sie sich nicht in die Quere kommen und gegenseitig wegbeißen. Ihre Haut sieht noch ziemlich dünn aus. Ich möchte nicht, dass sie sich irgendwelche Wunden zufügen.«
    Eine Stunde später, nachdem jeder der Anwesenden die kleinen Saurier einmal gefüttert hatte, sahen diese endlich gesättigt aus. Mit vorgewölbten Bäuchen kuschelten sie sich aneinander, die langen Hälse umeinandergeschlungen, und schliefen augenblicklich ein.
    Wolfe warf einen Blick auf seine Tabelle und stellte ein paar Berechnungen an. »Jeder von ihnen hat fast ein Pfund Fleisch verdrückt. Eine absolut unglaubliche Menge für eine allererste Mahlzeit. Was für Massen die wohl in ein paar Wochen verschlingen?«
    »Und wie groß sie wohl werden …?«, sinnierte Luther.
    »Tja, das ist wirklich ein Problem«, stimmte Wolfe zu. »Wenn wir Pech haben, sind sie schon in ein paar Tagen aus dem Brutkasten rausgewachsen. Wir können zwar ein kleines Gehege im Labor errichten, aber bis zu unserer Rückkehr nach Cryptos wird das wohl auch nicht reichen. Wahrscheinlich müssen wir sie aus dem Labor herauslassen. Aber wohin? Und wie, ohne dass jemand sie sieht?«
    »Wie steht’s mit dem Frachtraum?«, fragte Marty.
    »Hm, keine schlechte Idee. Da unten lagern nur ein paar Schiffscontainer. Ich verständige mich gleich mal mit Ted und bitte ihn sich eine entsprechende

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