Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
sagte Laurel. »Ebenso wie Grace und Marty.«
»Aber Wolfe hast du auf andere Weise vermisst, stimmt’s?«
»Deine Fantasie geht mit dir durch, Phil.«
»Nein, tut sie nicht. Ich kenne Wolfe seit mehr als zwanzig Jahren, und seit damals, als er mit Rose zusammen war, habe ich ihn nicht mehr so glücklich erlebt wie jetzt.«
»Na, das wird wohl damit zu tun haben, dass er seine Tochter endlich bei sich hat. Und dass zwei kleine Saurier in seinem Labor geschlüpft sind.«
»Natürlich macht ihn das auch glücklich, aber trotzdem: In dem Moment, als er dich auf dem Segelboot erblickte, fing er an zu strahlen wie ein Honigkuchenpferd. Und du übrigens auch. Na ja, ich will nur sagen, dass ihr, du und er, ein hübsches Paar abgeben würdet … ein gutes Team.«
»Menschenskind, Phil! Ich würde sagen, wir konzentrieren uns jetzt erst mal auf den Dino-Park, den wir hier errichten sollen.«
»Okay, ich lass das Thema fallen – vorerst. Aber im Grunde deines Herzens weißt du, dass ich Recht habe, stimmt’s? Wie groß soll das Sauriernest denn werden?«
»Keine Ahnung. Ted Bronson wird uns die Maße durchgeben. Ich denke, es muss groß genug sein, um zwei jugendliche Dinosaurier, ein steriles Labor, Laborutensilien, zwei Feldbetten … Puh, was für ein Lärm hier unten!«
»Wir könnten den Raum schalldämmen. Dazu müssten wir die Container allerdings verschieben. Die ruhigste Stelle ist sicher in der Mitte des Frachtraums, hier, wo dieser Container steht …«
Phil klopfte gegen den Container, in dem sich Butch verbarg. Der stand stocksteif und mucksmäuschenstill da und lauschte jedem Wort, während sich seine Gedanken immer noch überschlugen. Die Dinosaurier waren geschlüpft! Und er, Butch, würde sein Versteck hier im Bauch des Schiffes räumen müssen, um ihnen Platz zu machen.
»Momentan können wir eh nichts weiter tun, als ein paar vorbereitende Maßnahmen zu treffen«, fuhr Phil fort. »Mit dem Bau selbst können wir erst beginnen, wenn wir die Materialien haben.«
»Ich nehme an, dass wir die in Neuseeland besorgen.«
»Aber wir fahren nicht nach Neuseeland.«
»Wie bitte?«
»Wir fahren nur bis zum Kaikoura Canyon, nicht bis zum Festland. Wir bleiben in internationalen Gewässern, wo Blackwoods Anwälte uns mit ihren Tricks nichts anhaben können. Ich muss also veranlassen, dass uns die Materialien an Bord geliefert werden.«
»Das wusste ich nicht.«
»Das wissen auch nur ein paar Eingeweihte. Ich bin sicher, dass Wolfe es dir erzählt hätte, wenn du hier gewesen wärst. Er will nicht einmal zum Tanken im Hafen anlegen. Wir werden das mit einem Tankschiff auf See erledigen. Da fällt mir ein: Vielleicht kann uns ja das Tankschiff die Materialien mitbringen.«
»Wolfe hat die Crew noch nicht darüber informiert?«
»Die wird das schon bald erfahren. Wir erreichen den Kaikoura Canyon nämlich in weniger als achtundvierzig Stunden.«
»Was wird Blackwoods Anwälte davon abhalten, zu versuchen sich Grace auf dem Rechtsweg zu holen, wenn wir wieder auf Cryptos sind?«
»Die rechtliche Zuständigkeit. Offiziell existiert Cryptos nämlich gar nicht. Und inoffiziell ist es ein eigener Staat. Ein Protektorat der Vereinigten Staaten, das jedoch nicht deren Gesetzen unterworfen ist. Nur steuerlich gehört Cryptos zu den USA, das konnten Wolfe und Ted damals nicht verhindern.«
»Wie haben sie es überhaupt geschafft, ihre eigene Insel zu bekommen?«, fragte Laurel.
»Nicht einmal ich weiß das genau. Ich weiß nur, dass es mit einem Auftrag zusammenhängt, den sie vor Jahren für die Regierung erledigt haben. Als Gegenleistung für ihre Dienste haben sie die Insel erhalten. Für hundert Jahre zur Pacht.«
»Das muss aber ein ziemlich großer Auftrag gewesen sein.«
»Das stimmt. Trotzdem wollten sie kein Geld dafür haben. Sie wollten nur die Insel – und ihre Ruhe.«
»Und das war, nachdem sie den Weißen Hai für Blackwood gefangen haben?«
»Nein, da hatten sie die Insel schon. Für Blackwood haben sie nur gearbeitet, um Startkapital für eWolfe zu bekommen. Das ist übrigens ein weiterer Grund, warum Wolfe auf Noahs Abschussliste steht. Nachdem sie den Weißen Hai gefangen hatten, erwartete Noah, dass die beiden weiterhin für ihn arbeiten würden. Aber sie hatten bereits andere Pläne, was in Wolfes Fall so aussah, dass er mit Rose, Blackwoods einziger Tochter, durchbrannte. Damit hat er sich Noah zum Todfeind gemacht. Übrigens steht Butch McCall Blackwood in seinem Hass auf Wolfe
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