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Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Jagd in der Tiefsee (Cryptos)

Titel: Jagd in der Tiefsee (Cryptos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Smith
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sich mit seinem Doktorvater überworfen hätte, und Dr. Lepod war entzückt gewesen den freundlichen Dr. O’Connor als seinen neuen Assistenten einzustellen. Daraufhin hatte Butch vorgeschlagen ein Feldbett ins Labor zu stellen, um die Filteranlage rund um die Uhr überwachen zu können.
    Ohne den fauligen Fischgestank wäre die neue Unterkunft perfekt gewesen. Das bläuliche Licht, das die Aquarien verbreiteten, und das Umherschießen der Tintenfische im Salzwasser wirkten geradezu beruhigend. Butch hatte die zehnarmigen Viecher inzwischen fast schon lieb gewonnen und dachte ernsthaft darüber nach, Calamari-Pfanne von seinem Speiseplan zu streichen. Es war eine Schande, dass so effiziente Raubtiere auf dem Teller enden mussten. Kalmare waren Jäger, die es verstanden, quasi aus dem Nichts zuzuschlagen, überraschend und erbarmungslos, genauso wie er selbst. Was er mit der Entsorgung dieses lästigen O’Hara-Jungen einmal mehr unter Beweis gestellt hatte. Inzwischen dürften sich wohl die Haie an dem Jungen erfreuen. Aber vielleicht hatte ihn ja auch ein Riesenkalmar aufgespürt, mit sich in die Tiefe gezogen und genussvoll auseinandergenommen.
    Mit diesem schönen Bild im Kopf schloss Butch die Augen und fiel in einen tiefen Schlaf.

Theo Sonborn
    »Herein«, ertönte Wolfes Stimme hinter der Tür aus Teakholz.
    Marty und Theo traten ein.
    Marty war zum ersten Mal in Wolfes Kabine, die sich oben in der Kommandobrücke befand und mindestens doppelt so groß war wie jene, die er mit Luther teilte. Aber Wolfe schien den Platz auch bis zum letzten Quadratzentimeter zu brauchen. Der Raum war vollgestopft mit elektronischen Gerätschaften: Monitoren, Computern, Funkgeräten und anderem Zeug, das Marty nicht mal hätte benennen können. Im Grunde sah die Kabine nicht anders aus als der »Wolfsbau« auf Cryptos, der Raum, wo die Fäden der eWolfe-Tätigkeiten zusammenliefen, wo die Suche nach Kryptiden – und nach Martys verschollenen Eltern – koordiniert wurde. Luther würde es hier gefallen, dachte Marty.
    »Was gibt’s?« Wolfe saß hinter einem riesigen, mit Seekarten bedeckten Schreibtisch. Seine Beinprothese lehnte an der Tischplatte, der Deckschuh, mindestens Schuhgröße 50, war daran festgeschnallt.
    »Ich muss erst kurz auf die Toilette«, sagte Theo, spazierte mit schönster Selbstverständlichkeit quer durch die Kabine zum Bad und schloss die Tür hinter sich.
    Wolfe blickte Marty an. »Gibt’s ein Problem?«
    »Lass uns auf Theo warten«, erklärte Marty. »Er will dir eine interessante Frage stellen.«
    »Theo ist bekannt für seine interessanten Fragen«, sagte Wolfe.
    »Und für seine Mordlust?«, fragte Marty. »Gerade eben hat er versucht mich umzubringen, indem er mich über Bord geschubst hat.«
    Im Nu trat ein Ausdruck tiefer Besorgnis in Wolfes Gesicht: »Bist du sicher, dass du geschubst wurdest?«
    »Also hör mal, wofür hältst du mich? Wenn ich nicht in letzter Sekunde diese metallene Leiste zu fassen bekommen hätte, dann würde ich jetzt abgenagt unten auf dem Meeresgrund liegen.«
    »Sag schon, was genau ist passiert?«, drängte Wolfe und Marty berichtete.
    »Klingt so, als hätte dir tatsächlich jemand einen Stoß versetzt«, gab Wolfe zu. »Das sind ja furchtbare Nachrichten. Und es sieht so aus, als hättest du Glück gehabt, dass Theo gerade vorbeikam.«
    »Das sehe ich anders«, erwiderte Marty. »Ich glaube wie gesagt, dass Theo mich gestoßen hat. Und als er merkte, dass die Sache nicht wie geplant funktionierte, kam er zurück und versuchte sie in ein gegenteiliges Licht zu rücken.«
    In diesem Moment öffnete sich die Badezimmertür.
    Allerdings war der Mann, der das Bad verließ, nicht derselbe, der es betreten hatte. Der, der rauskam, sah aus wie ein etwas klein geratenes männliches Sportmagazin-Model auf dem Weg zum Foto-Shooting. Er hatte kurze blonde Haare, blaue Augen, war glatt rasiert und trug ein frisches Polohemd, Jeans und Birkenstock-Sandalen.
    »Was zum Teufel …?«
    Aber der Mann schnitt Marty das Wort ab und schaute Wolfe an: »Ich nehme an, Marty hat dir bereits erzählt, was passiert ist?« Jetzt schenkte er dem entgeisterten Marty ein Lächeln wie aus der Zahnpasta-Werbung. »Oder was er meint, was passiert ist.«
    Wer auch immer dieser Typ ist, Theo Sonborn ist es nicht. Der muss noch im Bad sein, dachte Marty.
    »Hat er«, sagte Wolfe. »Hast du jemanden gesehen?«
    »Nein, ich war …«
    »Verdammt, was wird hier gespielt?«, schrie Marty. »Wer ist

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